Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
wieder, es war Mrs Glenn. Die Frau betrieb den Laden schon seit Jahrzehnten. Sie hatte ein paar Falten mehr und ihr Haar war weiß geworden, aber sonst war sie unverändert. Cassandra schenkte ihr ein Lächeln, „Mrs Glenn, wie schön, dass sie den Laden noch haben.“ Die mollige Frau lachte: „Den müssen sie schon meinen toten Händen entreißen Kindchen. Was darf es sein? Wieder dein geliebtes Konfekt?“ Ein warmes Gefühl machte sich in ihr breit und verscheuchte die Schrecken des Morgens endgültig. „Das wissen sie noch?“ Die alte Frau drohte ihr spielerisch mit dem Finger, „ich bin noch nicht senil Kindchen. Obwohl, ich sollte dich nicht mehr so nennen. Du bist ja eine bildschöne Frau geworden. Elena wäre stolz auf dich.“ Cassandra zuckte zusammen, sie murmelte: „Ich hatte keine Ahnung, dass sie so krank ist.“ Mrs Glenn seufzte: „Niemand von uns hatte eine. Sie hat ein riesen Geheimnis daraus gemacht. Aber sie hätte sich sehr gefreut, dich jetzt hier zu sehen. Sie wollte immer, dass du ihr Erbe übernimmst.“ Ihr kam eine Idee, sie fragte vorsichtig: „Mrs Glenn, sie bekommen hier im Laden doch sicher viel zu hören und zu sehen. Wie würden sie denn den psychischen Zustand meiner Tante in den vergangenen Monaten beschreiben?“ Die alte Frau sah sie verwirrt an, „wie meinst du das?“ Cassandra wand sich vor Unbehagen, krächzte aber schließlich: „War sie vielleicht verwirrt?“ Die Verkäuferin runzelte die Stirn, „mir wäre nichts aufgefallen und niemand hat etwas erwähnt. Wieso?“ Sie schwindelte: „Ich habe mich einfach nur gefragt, wie sie zum Ende hin klargekommen ist.“ Die alte Frau griff nach ihrer Hand, tätschelte sie beruhigend und sagte: „Mach dir mal keine Vorwürfe, sie ist prima klargekommen. Wir waren alle ganz überrascht, als man sie mit dem Notarzt weggefahren hat. Aber frag doch mal Jacob Lottwell. Er hat von uns allen in den vergangenen Monaten die meiste Zeit mit ihr verbracht.“ „Wieso denn?“ Mrs Glenn zuckte ratlos die Schultern. Cassandra schluckte einen Fluch hinunter, so harmlos und nett war der gute Jacob offenbar doch nicht. Ihr Blick fiel auf die Espressomaschine, die in einer Ecke des Ladens stand und ihr kam eine Idee. Sie fragte: „Machen sie auch Kaffee zum Mitnehmen?“ „Natürlich Kindchen, willst du einen?“ „Zwei bitte, einen mit viel Milch und Zucker, und einen normalen Cappuccino.“
Mit den beiden Kaffeebechern in der Hand betrat sie die kleine Bibliothek. Als die Tür hinter ihr zuschlug, ertönte Jacobs Stimme: „Ich bin sofort da.“ Einen Moment später hörte sie ein Rascheln, der Vorhang hinter der Empfangstheke bewegte sich und Jacob kam zum Vorschein. Das ebenmäßige Gesicht des Blonden begann zu strahlen, als er sie erblickte. „Cassandra, was für eine freudige Überraschung. So schnell hatte ich nicht mit dir gerechnet.“ Beim Anblick seiner offenkundigen Freude fiel es ihr schwer wachsam zu bleiben, aber sie zwang sich dazu. Sie hielt einen Becher hoch und sagte gespielt heiter: „Ich dachte ich bringe den Kaffee für die Einladung gleich mit.“ Er hatte inzwischen die Theke umrundet und sie hielt ihm den Cappuccino entgegen. Er hob den Deckel, schnupperte genießerisch und sagte lächelnd: „Hm, woher wusstest du, dass ich Cappuccino am liebsten mag.“ „War wohl ein Glückstreffer.“ „Also nicht nur hübsch, sondern auch ein Glückskind. Du bist nicht zufällig hier, um eine Date Einladung anzunehmen?“ Sie winkte ab, „ich war Einkaufen und dachte ich schaue Mal vorbei.“ „Auch das freut mich, setz dich doch.“ Er deutete auf ein Sofa, das neben einem der Regale voller Bücher stand. Er nahm neben ihr Platz und trank genussvoll einen Schluck Kaffee. Sie nippte an ihrem, aber sie hätte genauso gut Wasser trinken können, so wenig schmeckte sie vor Nervosität. Sie musste ihn unauffällig aushorchen, aber wie? Er zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich, indem er ernst fragte: „Hast du bei deinem Erbe schon die Bücher durchgesehen?“ Sie verspannte sich, „nein, wieso?“ Er stellte den Kaffee ab, wandte sich ihr zu und sagte sanft: „Hör mal, ich will nicht, dass du einen falschen Eindruck von mir bekommst. Ich habe in den vergangenen Monaten viel Zeit mit deiner Tante verbracht. Sie hat eine Menge alter Bücher besessen. Ich wollte ihr ein paar für die Sammlung der Bibliothek abkaufen, aber sie wollte nicht. Sie hat gesagt es wären alte Familienerbstücke. Aber sie hat mir
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