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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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felsenfesten Überzeugung, mit der Tony
diese These vorbrachte, hob Henry erstaunt die Brauen und fragte, woher Tony eigentlich
seine Kenntnisse bezog, woher er so genau wußte, was Gespenster wollten.
    „Filme und so - du weißt schon. Er will, daß du ihm
hilfst, sich an dem Typen zu rächen, der ihm die Hände genommen hat."
    „Wie soll ich das denn bewerkstelligen?"
    „Jesses, Henry, ich weiß es nicht. Du hast doch mit Vicki
gearbeitet -hat die dir denn überhaupt nix beigebracht?"
    „Überhaupt nichts."
    Tony verdrehte die Augen. „Meinetwegen auch überhaupt
nichts."
    Vicki Nelson, Privatdetektivin, einstige Polizeibeamtin,
einstige Geliebte, Vampirin: ein einziges, allzu kurzes Jahr lang hatte Henry
mit ihr zusammengearbeitet. Dann hatte das Schicksal sie beide einander so nahe
gebracht, wie es ihm und Seinesgleichen überhaupt möglich war und genau so auch
wieder auseinandergerissen. Henry hatte Vicki den Kuß schenken müssen, um ihr
das Leben zu retten. Dann hatte die Wandlung ihn gezwungen, sie gehenzulassen.
Sie aufzugeben. Vampire sind an ein Revier gebunden; sie jagen allein. Vicki
war nach Toronto zurückgekehrt und damit auch zu ihrem sterblichen Liebhaber,
und Henry selbst hatte sich an der Westküste ein neues Leben aufgebaut.
    Ob sie ihm etwas beigebracht hatte?
    Ja-
    Irgend etwas über Gespenster ohne Hände?
    Nein.
    Henry wiederholte seinen Gedankengang laut, damit Tony
daran teilhaben konnte, und fügte hinzu: „Eins habe ich von ihr gelernt: Ein
Detektiv bin ich nicht. Ich bin Schriftsteller, und wenn du mich jetzt entschuldigen
würdest: Ich gehe schreiben." Henry hätte nicht sagen können, warum ihn
jeder Gedanke an Vicki so dünnhäutig werden ließ und machte sich eilig auf den
Weg zu seinem Computer, wobei er im Vorbeigehen auf den Fernseher wies: „Die
Regenpause scheint vorbei."
    Eine halbe Stunde später mußte Tony feststellen, daß das
Staccato der Tastatur, auf das er gewartet hatte, noch nicht eingesetzt hatte
und drückte die Tür zu Henrys Arbeitszimmer auf. An der Schwelle blieb er
stehen. Der Bildschirm war leer, bis auf eine Kapitelüberschrift.
    „Die Erscheinung hat dich ziemlich aufgewühlt, was?"
    „Wie kommst du darauf?" fragte Henry, ohne sich
umzuwenden.
    „Du sitzt nur da und starrst auf deine Hände."
    „Vielleicht war ich ja tief in Gedanken versunken."

„Henry, du schreibst Schmonzetten. Dabei darf man gar
nicht zuviel nachdenken."
    Henry war siebzehn Jahre lang Herzog gewesen und mehr als
450 Jahre lang Vampir: Er hatte lange gebraucht, um zu merken, wann man ihn auf
die Schippe nahm. Tony war in diesem Lernprozeß ein- zweimal knapp mit dem
Leben davongekommen. Henry sah auf und seufzte: „Ich kann immer nur denken:
warum ausgerechnet ich." Er lachte, aber es klang nicht wirklich fröhlich.
„Das hört sich egoistisch an, denn immerhin spukt es bei mir nur. Mich hat
niemand verstümmelt und ermordet." Henry schob seinen ergonomisch perfekt
geformten Stuhl zurück, drehte sich einmal und stand auf. „Ich muß raus hier,
ich muß auf andere Gedanken kommen."
    „Prima!" Tony grinste. „Im Capri spielen sie um
Mitternacht Bram Stokers Dracula."
    „Warum nicht." Henry amüsierte sich über den völlig
verdutzten Gesichtsausdruck seines Freundes, drehte den jungen Mann einfach um
und schob ihn sanft zur Tür hinaus. „Ich habe gehört, Gary Oldman sei fantastisch
in der Rolle."
    „Gehört hast du das?" spuckte Tony wütend, während
ihm Henry keine Wahl ließ und er sich wohl oder übel sanft, aber bestimmt
durch die Tür befördern lassen mußte. „Von mir hast du das, von mir, und als
ich dir das damals erzählt habe, hast du nur gemeint, du gehst nie in Vampirfilme!
Soweit zu deinem: Warum eigentlich nicht!"
    „Dann habe ich eben meine Meinung geändert." Henry
konnte nicht anders, er mußte hinzufügen: „Vielleicht schnappen wir uns ja auch
noch einen kleinen Happen zu essen, wenn wir schon mal in der Stadt sind."
    Die Fahrstühle im Pacific Palace waren die schnellsten und
geräuschlosesten, die man mit Geld kaufen konnte. Henry hielt die
Fingerspitzen leicht gegen die glatte Stahltür zum Fahrstuhlschacht gepreßt,
neigte den Kopf zur Seite und lächelte. „Hört sich an, als würde Lisa wieder
einmal einem Taxifahrer ausführlich ihre Meinung sagen."
    Tony verzog das Gesicht. „Mann, bin ich froh, daß sie uns
beide gern hat."
    Dann kündigte die Glocke das Näherkommen des Aufzugs an,
und die beiden Männer traten von der Tür

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