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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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und
verschwand.
    Henry seufzte erneut. „Damit hätten wir die Frage wohl mit
einem eindeutigen Ja beantwortet."
    Die Wohnung war leer, als Henry aus dem Schlafzimmer trat.
Nach einer Weile fiel ihm ein, daß Samstag war und Tony lange arbeitete.
    „Was wahrscheinlich nur gut ist", verkündete Henry
den Lichtern der Stadt. Er fragte sich, ob der Geist vielleicht erwartete, daß
er seine Arbeit mit der Suche nach den abgetrennten Händen begann und ob er,
Henry, bei dieser Suche nach Überresten aus Fleisch und Blut würde Ausschau
halten müssen oder nach einem ätherischen Händepaar, das womöglich bei jemand
anderem spukte.
    Als Tony nach Mitternacht nach Hause kam, saß Henry in
seinem Arbeitszimmer, schwer in die komplizierten Hofintrigen des Jahres 1813
verwickelt und ziemlich besorgt darüber, daß seine Heldin sich standhaft
weigerte, den vorgesehenen Handlungsrahmen einzuhalten. Fast hätte ihn der
Tagesanbruch noch am Schreibtisch erwischt, weil er sich nicht entscheiden
konnte, ob Wellington nun den Verlobten der Heldin zum Colonel befördern sollte
oder lieber nicht, und er mußte sich sputen, die sichere Zuflucht seines Bettes
in letzter Minute zu erreichen. Die nächtliche Arbeit hatte ihn den
gespenstischen Besucher vergessen lassen.
    „Langsam wird die Sache ärgerlich. Wissen Sie denn
wenigstens, wer Ihre Hände hat?"
    Der Geist warf den Kopf zurück und schrie. Obwohl kein
Laut aus der klaffenden Mundhöhle drang, spürte Henry, wie sich seine
Nackenhaare aufstellten und Furcht sich um sein Herz legte. Während der Schrei
anhielt, vermeinte Henry, eine ganze Schar von Geistern darin zu hören, die
alle gemeinsam schrieen, die alle gemeinsam die Ungerechtigkeit ihres Sterbens
beklagten. Gegen seinen Willen verzogen sich seine Lippen zu einem Knurren.
    „Henry? Henry! Ist alles in Ordnung bei dir?"
    Als letztes verschwamm das Gesicht des Geistes, immer noch
zum anklagenden Schrei verzerrt.
    „Henry!"

Henry brauchte einen Moment, um zu begreifen, daß das
Pochen, das er hörte, nicht sein eigener Herzschlag war, sondern Tony, der
verzweifelt auf die Schlafzimmertür einschlug. Er schüttelte die Verunsicherung
ab, die sich in seinem Inneren festgesetzt hatte, und tappte auf bloßen Füßen
durch das Zimmer. Unter seinen Sohlen fühlte sich der Teppich feucht und kühl
an. Er schob die Riegel an der Tür beiseite und rief: „Alles in Ordnung."
    Als er die Tür öffnete, fiel ihm Tony beinahe in die Arme.
    Tony keuchte, als habe er gerade einen langen Wettlauf
absolviert und hatte die Augen weit aufgerissen. Er trat einen Schritt zurück,
um zu prüfen, ob Henry wirklich unversehrt vor ihm stand. „Ich hörte ... nein,
ich spürte ... es war ..." Die Finger des jungen Mannes krampften sich um
Henrys Schulter. „Was ist passiert? War das der Geist?"
    „Ich muß ja raten, aber ich glaube, ich habe ihm eine
Frage gestellt, die er negativ beantworten mußte."
    „Negativ?" Tonys Stimme hob sich zu einem ungläubigen
Quietschen, und er ließ die Arme fallen. „Das kannst du laut sagen. Das kam aus
dem tiefsten Abgrund, aus dem völligen Nichts."
    „So schlimm war es nun auch wieder nicht."
    „Vielleicht nicht für dich."
    Besorgt sah Henry Tony in die Augen. „Ist denn mit dir
alles in Ordnung?"
    „Ich glaube schon." Tony holte tief Luft, atmete
langsam aus und nickte. „Soweit alles in Ordnung. Aber ich bleibe hier und
sehe dir beim Anziehen zu." Er ließ sich gegen den Türrahmen sinken, zu
verängstigt, um hartgesotten zu sein oder unabhängig oder auch nur an Henrys nacktem
Leib interessiert. „Ich will nicht allein sein."
    „Willst du wissen, was passiert ist?" Tonys
Gesichtsausdruck stellte klar, daß er nicht hätte fragen müssen. Also
berichtete Henry beim Anziehen, was passiert war, als er versucht hatte, dem
Geist ein paar Informationen zu entlocken.
    „Also kannst du jeweils nur eine Frage stellen, und wenn
die Antwort ja ist, verschwindet er leise, und wenn die Antwort nein ist, läßt
er es dich genau wissen, wie sehr du ihn enttäuschst."
    „Nicht nur ihn. Als er schrie, konnte ich eine ganze Schar
Toter spüren."
    „Ja? Wie viele Tote ergeben eine ganze Schar?"
    „Darüber macht man keine Witze."
    „Vertrau mir, mir ist auch nicht nach Lachen zumute."
Tony folgte Henry ins Wohnzimmer und ließ sich wenig anmutig auf ein Ende der
schweren Ledercouch fallen. „Mein Gott, Spielshows von der anderen Seite des
Grabes! Macht es dir was aus, wenn ich ein paar Lampen anschalte?

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