Hummeldumm
der Begründung, dass ihr auf jedem anderen Platz sofort schlecht würde. Das Lenkrad, das sich wegen des Linksverkehrs in Namibia direkt vor ihrer Nase befand, hatte sie in der Aufregung wohl übersehen. Doch selbst das konnte Bahee nicht aus der Ruhe bringen, und so drückte er ihr einfach die Autoschlüssel in die Hand, um sich dann seelenruhig auf den Beifahrersitz zu räkeln. »So, Frau Gruber, dann fahr'n wir mal nach Windhoek rein, ne!«
Die Gruberin starrte Bahee an, als habe sie noch nie in ihrem Leben einen Schwarzen gesehen, dann entfuhr ihr ein geradezu hysterisches Lachen. »Ach Gott, i hob gonz vergessen: Ihr fahrt's ja auf der folschen Seiten!«
»So vü Geisterfahrer!«, scherzte ihr Mann, und unter lautem Gelächter tauschten Bahee und die Gruberin die Plätze.
Hilflos drehte ich mich zu Sina, doch die hatte sich inzwischen hinter einer großen Namibiakarte verschanzt. Und wieder knabberte der Zweifel an mir. Warum ließ ich das hier alles einfach so über mich ergehen? Ich hatte doch nichts verbrochen, ich war doch nicht verhaftet worden! Dies war doch eine Gruppenreise und kein Gefangenentransport! Warum stieg ich nicht aus? Noch hatten wir die Gelegenheit! Noch waren wir am Flughafen und warteten auf Trixi aus Zürich bzw. Hannover. In ihrer Aufregung hatte sie vergessen, Geld zu wechseln.
»A Schweizerin, die vergisst, Gold zu wechseln, des glab i neeed!«, war nun schon der zweite lustige Kommentar von Pepi Gruber, und natürlich lachte er selbst am lautesten über sein fades Witzchen. Er wirkte wie seine eigene Karikatur beim Lachen mit seinem bebenden Lederhut, der glänzte wie frisch aus der Fritteuse gezogen.
Ganz von alleine formten meine Lippen ein stummes >Schrecklich<. Erst jetzt bemerkte ich, dass Brenda sich tatsächlich etwas >Ärmeres< angezogen hatte: Statt ihrer teuren Karo-Bluse trug sie nun ein beiges, markenloses Shirt, die Ohrringe hatte sie abgelegt. Wie sie so dasaß und einfach mal nichts sagte, sah sie fast gut aus, und ich fragte mich, wie der nikotingesichtige Schmier-Düsseldorfer an eine so junge Frau kam.
»Chef?«, schnaubte er aus seinem Sitz heraus, »wie sieht's denn aus mit Rauchen im Bus? Ist kein Problem, oder?«
»Also im Bus, da haben wir Rauchverbot, ne.« »Is nicht wahr, oder?«
»Doch. Das muss ich schon mal von die Tour Operator her mal achten, ne.«
Breitling sank in seinem Sitz zusammen, als hätte jemand die Luft aus ihm rausgelassen. Dann wandte er sich ausgerechnet an mich.
»Schöne Scheiße, oder?« »Ich rauch ja nicht.«
>BingBing »Gschenk vom Kollechen Greulich«, erklärte die fränkische Schildkröte.
Ich nickte freundlich und drehte mich zu Sina, die noch immer ihre Landkarte studierte. Vorsichtig tippte ich dagegen, woraufhin sich zunächst ihre schwarzen Haare und dann ein gefährlich blitzendes Paar brauner Augen über die namibisch-angolanische Grenze schoben.
»Ja, bitte?«
»Ich würde jetzt gerne aussteigen«, flüsterte ich.
Die Karte ging wieder nach oben, und statt auf Sinas hübsches Gesicht blickte ich nun auf den Etosha Nationalpark im Norden Namibias. Dann durchbrach Bord-Clown Pepi das Schweigen.
»Was haltet's ihr davon, wenn wir uns a bisserl weniger förmlich ansprechen? Also i bin der Herr Professor Gruber - aber das Gruber könnts ihr weglassen, ha, ha!«
Während seine Frau ihre Augen genervt über die Busdecke rollen ließ, schaute sich der Rest des Busses verwirrt an.
»Wor a Spaß. I bin der Pepi!«
Ach so. Direkt vor mir hörte ich Brenda Schiller ihren Düsseldorfer Begleiter fragen, ob der alte Mann da vorne jetzt die ganzen zwei Wochen so komisch sprechen würde. Breitling erklärte ihr, dass sie da mal von ausgehen solle.
»Das ist ein guter Idee von die Pepi mit die Vornamen, ne«, quäkte Bahee in sein Headset. »Also ich bin die Bahee! Bahee Mutima, aber die Mutima könnt ihr gleich mal wieder vergessen, ne.«
»Hat der eine Bedeutung, der Name?«, wollte Sina wissen.
»Ja, ... also Mutima, das heißt >Herz<, ne, und Bahee >Giraffe<. Also heiß ich hier mal so was wie >Herz von Giraffe<, und das heißt, dass ich bin eine geduldige Kerl, ne.«
»Also in Österreich
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