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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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einen Augenblick, daß nun die langgehoffte Straße nach China kommen werde.
    Auf dieser Fahrt den Fluß hinauf ereignete sich nichts Besonderes. Nur ein Pröbchen von der practischen Philosophie unseres Helden und seines Schulkammeraden muß erzählt werden. Sie beschlossen, einige von den vornehmsten Wilden auf’s Schiff zu nehmen, um zu sehen, ob sie keine Verrätherei im Schilde führten. Um dieses zu erfahren, gaben sie ihnen Wein und Schnaps, bis sie betrunken waren. Hier äußerte sich nichts. – Zufrieden mit diesem scharfsinnigen Experiment, welches bewies, daß die Eingebornen ehrliche lustige Kerls waren, lachte der Commodore innerlich von Herzen über seine Schlauheit, nahm eine doppelte Portion Tabak in die Backen, und erinnerte Freund Juet, er solle doch ja nicht vergessen, den Spaß aufzuzeichnen, um die Naturphilosophen der Universität Leyden zufrieden zu stellen.
    Nachdem er ungefähr hundert Meilen aufwärts gefahren war, fand er, daß die Wasserfläche immer seichter und schmaler, der Strom schneller und das Wasser immer süßer wurde. Diese ganz gewöhnlichen Erscheinungen an einem Fluß setzten den ehrlichen Holländer ungeheuer in Verlegenheit. Es wurde Schiffsrath gehalten, welcher sechs Stunden dauerte und damit endete, daß das Schiff sich festfuhr, worauf man einmüthig den Beschluß faßte, daß auf diesem Wege wenig Hoffnung sey, nach China zu kommen. Es wurde indessen ein Boot abgesandt, um den Fluß noch etwas weiter hinauf zu untersuchen, welches die gefaßte Meinung nur bestätigte. Man machte das Schiff mit vieler Mühe wieder flott und der kühne Hudson kehrte, mit einem großen Floh im Ohr, den Strom hinab zurück.
    Als sich auf diese Art wenig Hoffnung, nach China zu kommen, zeigen wollte, wenn man nicht wie jener Blinde von da wieder ausgehen wollte, wo man herkam, so richtete er seinen Lauf wieder nach Holland und wurde mit großem Jubel von der ehrenwerthen ostindischen Compagnie empfangen, die sehr erfreut war, ihn heiler Haut – mit ihrem Schiff wieder zurückkommen zu sehen, und in einer großen, sehr ehrbaren Zusammenkunft der ersten Kaufleute und Burgermeister von Amsterdam wurde einmüthig beschlossen, um ihn für die geleisteten ausgezeichneten Dienste und die gemachte Entdeckung zu belohnen, solle der große Mohegan-Fluß seinen Namen erhalten, und so heißt derselbe bis auf diesen Tag der Hudson-Fluß.

Zweites Kapitel.
    Welches einen Bericht enthält von einer mächtigen Arche, die unter dem Schutz des heiligen Nicolaus von Holland nach den Galgen-Inseln schwamm – von den seltnen Thieren, die daraus hervorkamen – und von einem großen Siege, mit Beschreibung des alten Dorfes Communipaw.
    Die ergötzlichen Berichte des großen Hudson und seines Freundes Juet von dem entdeckten Lande erregten kein geringes Aufsehen und Nachdenken unter dem guten holländischen Volke. Die Regierung stellte Patente für eine Gesellschaft von Kaufleuten aus, die sich die westindische Compagnie nannte, zum ausschließlichen Handel auf dem Hudson, auf welchem sie ein Handelshaus, Namens Fort Aurania oder Orange, gründeten, woraus später die Stadt Albany hervorging.
    Drei bis vier Jahre nach der Rückkehr des unsterblichen Hendrik ging eine Schaar ehrlicher niederländischer Colonisten von der Stadt Amsterdam nach den Küsten von Amerika. Das Schiff, womit sie segelten, hieß die Goede Vrouw oder die gute Frau, um der Gattin des Präsidenten der westindischen Compagnie ein Compliment zu machen, die Jedermann (außer ihr Gemahl) für eine sehr sanfte Dame hielt, wenn sie keinen Liqueur genossen hatte. Es war wirklich ein recht stattliches Schiff, in der vollendetsten holländischen Form von den besten Schiffszimmerleuten in Amsterdam gearbeitet, die, wie man weiß, ihre Schiffe immer nach den schönen Formen ihrer Landsmänninnen modeln. Demnach hatte es hundert Fuß im Baum, hundert im Kiel und hundert vom Boden des Vordertheils bis zum Taffarel (Spitze des Hintertheils). Gleich dem schönen Modell, das man für die größte Schönheit in Amsterdam erklärte, war es, voll in den Bogen, mit ein Paar starken Katzenköpfen, einem kupfernen Boden und mit einem wundervollen Hintertheil versehen.
    Statt einer heidnischen Gottheit versah der fromme Baumeister das Schiff mit dem Bilde des heiligen Nicolaus, mit niedrigem, breit gerändertem Hut, ein Paar ungeheuren flämischen Pumphosen und einer Pfeife, die bis an’s Ende des Bugspriets reichte. So stattlich geschmückt, schwamm das Schiff

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