Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
die wahre Art, Handel zu treiben, vorkommt – auch das wundersame Verschwinden einer großen Hauptstadt im Nebel – und die Biographie gewisser Helden von Communipaw.
Nachdem ich der kindlichen Pflicht der Dankbarkeit genügt, welche New-York seiner Mutter-Colonie Communipaw schuldig ist, und getreu beschrieben, wie es jetzt aussieht, kehre ich mit Beruhigung zu seiner früheren Geschichte zurück. Die Mannschaft der Goede Vrouw war bald durch frische Einfuhr von Holland verstärkt und die Niederlassung gedieh zusehens. Die benachbarten Indianer gewöhnten sich bald an die wunderlichen Töne der holländischen Sprache und ein lebhafter Verkehr trat ein. Die Indianer waren langem Sprechen, die Holländer langem Schweigen ergeben; in dieser Hinsicht paßten sie ganz zu einander. Die Häuptlinge hielten große Reden über den dicken Ochsen, den Wabasch und den großen Geist, wobei die andern sehr aufmerksam zuhörten, ihre Pfeifen rauchten und Yah Mynheer grunzten – worüber die armen Wilden sehr entzückt waren. Sie unterrichteten die Ansiedler in der besten Art den Taback zu gewinnen und zu rauchen, und diese lehrten sie auf gut holländisch trinken – wie nicht minder die Kunst, Handel zu treiben.
Bald entspann sich ein lebhafter Tausch mit Pelzwerken; die niederländischen Handelsleute waren sehr gewissenhaft; sie handelten nach dem Gewicht und setzten ein für allemal fest, daß die Hand eines Holländers für ein Pfund, sein Fuß für zwei Pfund gelten sollten. Die schlichten Indianer waren oft erstaunt über das große Mißverhältniß zwischen der Masse und dem Gewicht; legten sie einen noch so großen Pack Pelze in die eine Wagschale, und der Holländer legte seine Hand oder seinen Fuß in die andere, so fuhr immer der Pelz in die Höhe, und niemals wog auf dem Markt von Communipaw ein Pack Pelz mehr als zwei Pfund.
Dieses ist sehr seltsam, aber ich habe es von meinem Urgroßvater, der sich zu großer Bedeutung in der Colonie emporschwang, denn er erhielt das Amt als Wagmeister, wegen der ungewöhnlichen Schwere seines Fußes.
Nun gewannen die holländischen Besitzungen in der neuen Welt ein recht gutes Ansehen und man nannte sie die Neuen-Niederlande, obwohl die Gegenden rauh und bergig, die des Mutterlandes aber eben und sumpfig waren. Um diese Zeit wurde die Ruhe der holländischen Colonisten etwas erschüttert. Im Jahr 1614 besuchte der englische Capitain Sir Samuel Argal von Virginien aus die holländischen Niederlassungen und nahm von ihnen im Namen der Krone England Besitz, welchem sich die Colonisten, da sie keinen Widerstand leisten konnten, für den Augenblick als bescheidene und vernünftige Leute unterwarfen.
Der ritterliche Argal scheint die Niederlassung von Communipaw gar nicht belästigt zu haben; im Gegentheil erzählt man, als sein Schiff zuerst erschien, habe die würdigen Bürger ein solcher panischer Schrecken ergriffen, daß sie mit erstaunenswerther Heftigkeit ihre Pfeifen geraucht, und in Kurzem eine Wolke gebildet, die in Verbindung mit den umgebenden Waldungen und Sümpfen, ihr geliebtes Dorf ganz verschleierte, so daß der fürchterliche Eroberer nicht merkte, daß in dem Schlamm, unter den pestilenzialischen Dünsten, eine saubere kleine holländische Colonie heimlich verborgen lag. Zum Andenken an diese rettende Verschleierung setzten die Bewohner das Rauchen unaufhörlich fort, bis auf diesen Tag, und dieß soll denn auch die Ursache des mächtigen Nebels seyn, der oft über Communipaw an ganz heiteren Nachmittagen hängt.
Unsere hochherzigen Vorfahren brauchten sechs volle Monate, um wieder zu Athem zu kommen; dann beriefen sie einen Heilsausschuß, um über den Zustand der Provinz zu rauchen. Nach sechs Monaten reiflicher Ueberlegung, wo ungefähr fünfhundert Worte und unendlich viel mehr Taback zum Besten gegeben wurde, beschloß man eine Entdeckungsfahrt mit Canots zu machen, ob irgend ein sicherer Ort zu einer Colonie zu finden wäre.
Vier Männer erhielten den Oberbefehl, es waren die Mynheers Oloffe van Kortlandt, Abraham Hardenbroek, Jacobus Van Zandt und Winant Ten-Broek. Sie waren zwar früher in Holland gänzlich unbekannte Leute, aber es ging ihnen hierin nur wie den Propheten, und da die Sitte des Alterthums, daß obscure Helden sich bescheiden von Göttern ableiten, nicht mehr gilt, so wäre ich warlich mit meinen Heerführern in Verlegenheit, gäben nicht ihre Namen einige Anleitung zu ihrer Biographie.
Van Kortlandt war einer jener peripatetischen
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