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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Mann, der vor solchen Schrecknissen erbebte; er ging der Gefahr immer gerades Weges entgegen und packte sie beim Bart. Entschlossen, allen den kleinen Neckereien ein Ziel zu setzen, schrieb er ein Paar herzhafte Briefe in holländischer Sprache an jenen großen Rath, worin zwar nichts vom Wolf und Schaaf und vom Käferflug vorkam, die aber ihre gute Wirkung thaten. Denn es kam eine Uebereinkunft zu Stande, worin die Gränzen berichtigt und ewiger Friede angelobt wurde. Ein feierlicher Tractat zu Hartford besiegelte diese Uebereinkunft.
    Als die Nachricht vom Abschluß der Convention ankam, war die ganze Gemeinde in einem Aufruhr von Entzücken. Die Trompete des wackern Van Corlear schmetterte lustig den ganzen Tag von den Wällen des Forts Amsterdam, und bei einbrechender Nacht wurde die Stadt mit zweihundert und fünfzig Unschlitt-Lichtern illuminirt; außerdem brannte noch dem freudigen Ereigniß zu Ehren ein Theerfaß vor dem Hause des Gouverneurs.
    Und nun, würdiger Leser, wirst du mit dem guten und großen Peter hoffen, daß wir allem Pferdestehlen, Halsbrechen, Schweineinsperren und andern Grausamkeiten dieser Gränzkriege glücklich entronnen sind. Aber dieß würde eine Unbekanntheit mit den paradoxen Wegen der Cabinette verrathen; und in der That beging Peter Stuyvesant einen so großen politischen Fehler, daß er, satt Frieden zu stiften, die Ruhe der ganzen Provinz aufs Spiel setzte.

Drittes Kapitel.
    Vom Krieg und von Kriegsverhandlungen – von dem großen Uebel, welches ein Friedenstractat ist – und wie Peter Stuyvesant von dem Raubgesindel hintergangen wurde und sich aus der Affaire zog.
    Der poetische Philosoph Lucretius und nach ihm Hobbes, beschreiben den Krieg als den ursprünglichen Zustand der Menschen, die nicht besser als wilde Thiere gewesen seyen.
    Mit Horaz möchte ich jedoch glauben, daß wir allmählig erst mit der Verfeinerung so wüthige Thiere geworden und immer grausamere Marterwerkzeuge erfunden. Zuerst kam der Faustkampf und das Genickbrechen, dann schritt man zu Steinen und Keulen. Noch blutiger ward man durch Schwerter, Speere, Wurfspieße, Helme, Schilder und Kürasse. Der Sturmbock, Scorpion, die Balliste und Katapulte brachten im Alterthum die Vernichtungskunst auf die Spitze, und wir haben ihr mit der Friction bösartiger Mineralien, womit wir Gottes Donner nachmachen und überall hinreichen können, die Krone aufgesetzt.
    Und dieses ist warlich groß! Der wüthende Ochs kämpft mit den Hörnern wie seine Vorfahren, der Löwe, Leopard und Tiger vertheidigen sich stets noch mit ihren Tatzen und Krallen, und selbst die pfiffige Schlange braucht noch immer Gift und List als Waffen, wie ihr Ahnherr vor der Sündfluth. Nur der Mensch, vor seinen Mitgeschöpfen mit erfinderischem Verstande begabt, schreitet von Erfindung zu Erfindung und erhöht seine Kraft, um zu zerstören. Er bietet die ganze Schöpfung, zuletzt den Donner auf, um ihm zur Ermordung seines Mitwurms beizustehen.
    Aber in gleichem Maße hat die Friedenskunst ihre Segnungen ausgebreitet, und wie es keine tödtlichere Geschosse als Proclamationen gibt, so ist die Erfindung ewiger Negociationen ein Gegengewicht von heilsamer Art geworden.
    Diese Negociationen sind indessen keinesweges Ausgleichungen der natürlichen Verhältnisse, sondern es ist die Kunst, zu übervortheilen und zu überlisten, gerade so wie ein gewissenhafter Räuber ein ganz ehrlicher Kerl werden kann, wenn er seinen Nachbar, statt mit Gewalt, mit List aus seinem Eigenthum vertrieben hat.
    Während dieß durch feine und höfliche Mittel von beiden Seiten versucht wird, kann nichts der harmlosen, zärtlichen, coquetten Glückseligkeit der streitenden Theile gleichkommen, und man kann mit Wahrheit sagen, daß niemals zwei Nationen sich so gut verstehen, als wenn sich ein kleines Mißverständniß zwischen ihnen erhoben hat, und daß, so lange sie gar nicht mit einander stehen, sie auf dem besten Fuß von der Welt mit einander stehen!
    Besonders zu loben ist dabei die Gewohnheit, zur Hinausspinnung der Verhandlungen mehrere Bevollmächtigte zu ernennen; diese erhöhen den harmlosen Verkehr ungemein durch ihre eigne Uneinigkeit, denn es sind eher zwei Liebhaber mit einer Dame, zwei Hunde mit einem Knochen und zwei lumpige Bursche mit einem Paar Beinkleidern zufrieden, als mehrere Gesandte zu einerlei Ansichten zu bringen sind. Es wird hierdurch auch nichts verloren, als Zeit, und bei Negociationen ist bekanntlich alle verlorne Zeit im Grunde als

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