Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
verfolgen wollten.
Der ritterliche Peter nahm gar keine Notiz von diesen schäbigen Kerls, die sich luxäugig umthaten und einige simple Indianer und alte Weiber mit sonderlichen Kreuz-und Querfragen verblüfften, bis diese sich in Widersprüche verwickelt und ein Paar falsche Eide geschworen hatten. Dann kehrten sie zu dem hohen Rath zurück und schütteten ihre Mappen und Mantelsäcke, gespickt mit albernen Geschichten, vor ihnen aus. Der große Peter achtete diese Thorheiten keinen Tabacksdrücker werth; bei Wilhelm dem Eigensinnigen wären sie warlich dem Flattergalgen nicht entronnen!
Die Amphictyonen waren schon auf dem Punkt, die ganze schwierige Entscheidung aufzuheben, als sich ein blasser schwarzgalliger, ränkespinnender Redner erhob. Durch Verläumdung hatte er sich den Weg zu seinem Ehrensitz gebahnt, als einer von jenen uninteressirten Zeloten, die gern ein Haus anzünden, um ihren Topf dabei sieden zu lassen. Seine Popularität war gesichert, wenn er als ein zweiter Peter Einsiedler unter seinen Landsleuten, den famosesten Wilddieben und Freibeutern des Christenthums (die schottischen Gränz-Edelleute ausgenommen) einen Kreuzzug gegen Peter Stuyvesant und seine fromme Stadt predigte.
Sechs Stunden sprach er, stellte die Niederländer als infame Ketzer dar, die weder an Hexerei, noch an die Wunderkraft des Huflattigs glaubten, ihr Land um Gewinns halber verlassen hätten, nicht wie sie wegen der Gewissensfreiheit, kurz die eine Art Kannibalen und Menschenfresser seyen, da sie Sonnabends nie Kabeljau äßen, das Schweinefleisch ohne Zuckersyrup verschlängen, und endlich die Kürbisse verachteten.
Die Rede machte den gehofften Eindruck; die Mitglieder rieben sich die Augen und erklärten es für geziemend und billig, daß diesen unchristlichen Kürbishassern der Krieg erklärt werde. Nun handelte es sich darum, das Volk vorzubereiten, und es wurde demnach der christliche Text mehrere Sonntage nach einander von der Kanzel geworfen und allen guten mildgesinnten Seelen als unerläßlich empfohlen. Dieses war das erstemal, daß die im Politischen so beliebt gewordene «geistliche Lärmglocke» angeschlagen wurde. Im kirchlichen Rock stecken oft bewunderungswürdige Eigenschaften und Talente. Weltliche und geistliche Dinge sind da so wunderlich gemischt, wie die Gerüche in einer Apotheke, so Gifte als Gegengifte, und statt eine demüthigstimmende Predigt zu hören, muß der Kirchengänger oft ein politisches Pamphlet hinunterschlucken, das einen Zettel mit einem frommen Bibelspruch am Halse trägt.
Viertes Kapitel.
Wie die Neu-Amsterdamer groß in den Waffen wurden, aber eine furchtbare Katastrophe herbeiführten – wie dann Peter Stuyvesant die Stadt befestigte und der erste Gründer der Batterie wurde – wie endlich die Amphictyonen von ihren feindlichen Vorsätzen abstanden.
Gleichwie das englische Cabinet seine geheimen Expeditionen aufs schlaueste einrichtet, daß sie den Franzosen den Augenblick kund werden, so konnte auch Peter Stuyvesant gegen die heimlichen Rüstungen bei Zeiten seine Maßregeln nehmen.
Sein erstes war, daß er die Hauptstadt in Vertheidigungsstand setzte, in der wohlmeinenden Absicht, den Feind mit innerer Kräftigung und Befestigung fern zu halten, ehe noch an Gefahr zu denken war. Seines Vorgängers erstes Augenmerk war der Landsturm oder die Miliz, jene köstliche Erfindung, welche Schneider und Putzhändler zu Anführern und Helden und alle Zunftgenossen, wenn sie sich auch noch so erbärmlich präsentiren, zu wahren Teufeln auf der Parade macht, wenn sie den dreieckigen Hut aufkriegen und das Schwerd an der Seite flunkern sehen. Sie lernten rechts schauen, links schwenken, feuern ohne zu blinzeln, um ein Eck wenden, ohne in Unordnung zu gerathen, und durch Sonnenschein und Regen von einem Ende der Stadt zum andern marschiren, ohne zurückzubleiben – bis sie so muthvoll wurden, daß sie blinde Patronen abfeuerten, ohne das Gesicht abzuwenden, die größten Feldstücke spielen hörten, ohne sich die Ohren zu verstopfen oder in Ohnmacht zu fallen, und alle Fatiguen einer Sommertags-Parade mitmachten, ohne bedeutend durch Deserteurs an den Erfrischungsörtern geschwächt zu werden.
Zwar herrschte bei diesem Volk ein so friedlicher Geist, daß sie in der Zeit zwischen den Feldtagen ihre ganze militärische Schule verschwitzten. Kamen sie dann wieder zur Parade, so wußten sie kaum den Kolben von dem Ende des Laufs zu unterscheiden und verwechselten immer rechte und
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