Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
gegen die Erde fliegen und sprengt diese damit wie eine Pulvermühle in die Luft, während ein vierter, mit wenig Schicklichkeitsgefühl gegen diesen Planeten und seine Bewohner, gradezu ankündigt, daß einst sein Komet sich mit dem Schweif gegen die Erde richten und sie unter Wasser setzen werde! –
Aus diesen vielen Systemen mögen nun die einsichtsvollen Leser sich eins herauswählen. Es zeigt sich dabei, daß ein Genie immer die Lustschlösser des andern zerstört. Theorieen sind die mächtigen Seifenblasen, womit sich die erwachsenen Kinder unterhalten, und das ehrliche Volk steht in stummer Bewunderung und beehrt diese gelehrten Grillen mit dem Namen Weisheit! – Gewiß hatte Sokrates recht, wenn er sagte, die Philosophen seyen nur eine nüchternere Art von Verrückten, die sich in nicht zu ergründende Dinge einließen, deren Erforschung, wenn sie möglich wäre, sich nicht der Mühe der Entdeckung verlohnte.
Bis die Gelehrten sich nun vereinigt haben werden, begnüge ich mich wenigstens mit der Erzählung Mosis, und folge darin dem Beispiel unserer verständigen Nachbarn in Connecticut, die bei ihrer ersten Ansiedlung erklärten, daß die Colonie durch die Gesetze Gottes regiert werden sollte, bis sie Zeit hätten, bessere Gesetze zu machen.
Eins aber scheint festzustehen, nämlich daß die Welt wirklich geschaffen worden und daß sie aus Land und Wasser besteht. Ferner erscheint mit Gewißheit, daß sie wunderlich zerstückelt und in Inseln und Festlande getheilt ist, und daß unter ersteren die berühmte Insel von New-York wohl von Jedermann gefunden werden wird, der sie an der rechten Stelle sucht.
Drittes Kapitel.
Wie der berühmte Seefahrer Noah verschiedne ganz schändliche Namen erhielt, und wie er ein unverzeihliches Versehen darin beging, daß er keine vier Söhne hatte; von der hierdurch entstandenen großen Verwirrung unter den Philosophen, und von der Entdeckung Amerika’s.
Noah, der erste Seefahrer, von dem wir lesen, hatte drei Söhne: Sem, Ham und Japhet. Es gibt Schriftsteller, welche behaupten, dieser Patriarch habe mehrere Söhne gehabt. So macht Berosus ihn zum Vater des Riesengeschlechts der Titanen, Methodius gibt ihm einen Sohn Namens Jonithus oder Jonicus, und andre nennen einen Sohn Namens Thuiskon, von dem die Teutonen, Deutschen kommen, oder mit andern Worten die «dutsch» oder die holländische Nation abstammt.
Die Geschichte des großen Noah ist sehr verwickelt; denn überall, wo dieser Seefahrer hinkam, erhielt er einen andern Namen. Die Chaldäer nennen ihn Xisuthrus, eine kleine Veränderung, welche den Historikern, die in der Etymologie bewandert sind, keine Schwierigkeiten machen wird. Die Egypter verehren ihn als Osiris, die Indier als Menu, die Griechen und Römer vermischen ihn mit Ogyges und die Thebaner mit Deukalion und Saturn. Aber die Chinesen, welche die Welt weit länger kennen, als alle andre Nationen, sagen, Foha sey es gewesen; nach ihnen kam nämlich Noah bis nach China, und zwar zur Zeit des babylonischen Thurmbaues (wahrscheinlich um sich in dem Studium der Sprachen zu befestigen) und der gelehrte Dr. Schackford versichert uns, die Arche habe sich auf einem Gebirg an der chinesischen Gränze niedergelassen.
Wir können die Verkettungen, die durch diese Ansichten für die Historiker entstehen, ihrem eignen Scharfsinn überlassen und uns mit dem Resultate begnügen, daß Noah drei Söhne hatte. Wie mißlich dieses aber für diesen unsern Welttheil war, werden wir sogleich sehen.
Als Noah, der einzige Herr und Erbe der Erde, wie ein guter Vater seine Güter unter seine Kinder theilte, bekam Sem Asien, Ham Afrika und Japhet Europa. Nun aber ist es tausendmal zu beklagen, daß er nur drei Söhne hatte; denn hätte er noch einen vierten gehabt, so würde dieser ohne Zweifel Amerika bekommen haben. So kam es denn – zum Jammer der Historiker und Philosophen – daß unser Welttheil als wildes ödes Land links liegen blieb und davon keine Erwähnung geschah. Diesem unverzeihlichen Schweigen des Patriarchen ist das Unglück zuzuschreiben, daß Amerika erst später als die andern Theile der Erde zur Welt gerechnet wurde.
Zwar haben einige Schriftsteller ihn von diesem Vergehen freigesprochen und behauptet, er habe wirklich Amerika entdeckt. So Marc Lescarbot und der Jesuit Pater Charlevoix, letzterer sogar mit der Behauptung, daß dieses ebenfalls zu Wasser geschehen sey, indem Noah ein ausgezeichneter Seemann gewesen. Aber der Niederländer Hanns de
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