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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Aktenzeichen: 5 Js 422/73

I. Anklageschrift

in der Strafsache
gegen

MANKOW Susanne, genannt MORAN Sylvia geb. am 25. Mai 1935 in Berlin, ledige Filmschauspielerin, deutsche Staatsangehörige
wohnhaft:
705 Mandeville Canyon
Beverly Hills, im Staate California, U. S.A.

Eltern:
MANKOW Erich, verstorben
MANKOW Olga, geb. Oster, verstorben

zur Zeit in Untersuchungshaft in Nürnberg

Die Staatsanwaltschaft legt der Angeschuldigten auf Grund der durchgeführten Ermittlungen folgenden Sachverhalt zur Last:

Die Angeschuldigte verabredete mit dem ihr seit Jahren bekannten Romero RETTLAND, Filmschauspieler, geb. am 9. August 1912 in Myrtle Creek, im Staate Oregon, U.S.A., der sie um eine Unterredung gebeten hatte, für den 8. Oktober 1973, 17 Uhr, in Nürnberg, Hotel »Zum Weißen Rad«, eine Zusammenkunft.

Die Angeschuldigte schweigt sich über den Grund dieses Zusammentreffens und die mit Rettland dort geführten Gespräche aus. Aus der Tatsache des als Stundenhotel bekannten Treffpunkts und des weiteren Umstandes, daß die Angeschuldigte dort für die Umwelt nicht erkennbar mit dunkelgetönter Brille und einer Perücke aufgetreten ist, ergibt sich, daß das Zusammentreffen einen höchst privaten intimen Zweck hatte.

Die Ermittlungen haben ergeben, daß Rettland 1961 zusammen mit der damals weithin unbekannten Angeschuldigten, die noch den Namen Mankow trug, für einen Film engagiert worden ist, der in Berlin gedreht wurde, und daß Rettland immer wieder behauptet hat, der Vater der nunmehr elfjährigen Tochter BARBARA (»Babs«) der Angeschuldigten zu sein, die, nach Zeugen- und Presseberichten, sich in einem Internat bei Norristown, etwa vierzig Kilometer nordöstlich von Philadelphia, im Staate Philadelphia, U.S.A., befindet. Da die Angeschuldigte offizielle Atteste vorgelegt hat, die eine Vaterschaft Rettlands ausschließen, sich jedoch beharrlich weigert, über irgendwelche Beziehungen zu diesem und über den Inhalt der Unterredung mit diesem am 8. Oktober 1973 Auskunft zu erteilen, muß unterstellt werden, daß die Angeschuldigte das Tatmotiv verschweigt.

Aus den Beweistatsachen ergibt sich:
    Die Angeschuldigte führte eine Pistole Marke Walther, Modell TPH, Kaliber 6.35 mm bei sich. Aus dieser wurde ein Schuß abgegeben. Der Schuß tötete Rettland. Die Angeschuldigte wurde im Zimmer 39 des Hotels »Zum Weißen Rad« angetroffen und hatte die Pistole in der Hand. Daraus ergibt sich, daß sie selber den Schuß abgegeben hat. Das im Leichnam vorgefundene Projektil ist nach dem Gutachten des ballistischen Sachverständigen aus der Schußwaffe abgefeuert worden. Nach gerichtsärztlicher Feststellung trat der Tod des Rettland sofort ein.

Rettland hatte keine Waffe bei sich, auch kein einziges Personaldokument. Seine Identität mußte erkennungsdienstlich festgestellt werden. In seinen Anzugtaschen fanden sich nur ein Ring mit drei Schlüsseln, 85 Dollar und 30 Cents, sowie zwei Traveller-Schecks zu je 100 Dollar.

Das Zimmer, in dem die Tat geschehen ist, war von der Angeschuldigten bestellt worden.

Aus diesen Tatsachen ergibt sich, daß Rettland arg- und wehrlos gewesen ist.

Die Angeschuldigte wird daher beschuldigt, den Schauspieler Romero Rettland heimtückisch unter Ausnutzung der Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers getötet zu haben und somit strafbar zu sein eines Verbrechens des Mordes gemäß § 211 StGB.

5 Js 422/73

Anlage zur Anklageschrift vom 20. Dez. 1973

in der Strafsache
gegen

MANKOW Susanne, genannt MORAN Sylvia

1.) Zeugen:
a) Josef KUNZINGER, Portier im Hotel »Zum Weißen Rad«, Nürnberg, Bl. 4 d.A.
b) Elfie KRAKE, gewerbsmäßige Prostituierte, Nürnberg, Bl. 7 d.A.
c) Joe GINTZBURGER, Präsident der amerikanischen Filmgesellschaft Seven Stars, Hollywood, Bl. 47 d.A.
d) Rod BRACKEN, Agent der Angeschuldigten, Hollywood, Bl. 15 d.A.
e) Dr. Ruth REINHARDT, Oberärztin am Sophien-Krankenhaus, Nürnberg, Bl. 35 d.A.
f) Philip KAVEN, ohne Beruf, zur Zeit in Untersuchungshaft, Bl. 8 d.A.
g) Wigbert SONDERSEN, Hauptkommissar, Nürnberg, Bl. 10 d.A.
h) Dr. Elliot KASSNER, Chefarzt der Psychiatrischen Abteilung des Santa Monica Hospitals, Beverly Hills, Bl. 62 d.A.
i) Dr. Robert SIGRAND, Oberarzt am Hopital Sainte-Bernadette, Paris, Bl. 51 d.A.
j) Dr. Clemens HOLLOWAY, Leiter des Internats von Norristown, Bl. 72 d.A.
k) Alexandre DROUANT, Leitender Kommissar der Sicherheitspolizei von Monte-Carlo, Bl. 81 d.A.
l) Julio DA CAVA, Filmregisseur, Madrid, Bl. 93

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