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Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Titel: Humphrey, ich und Kokolores (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Vandersee
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Referat arbeitete, und stieß mein Glas um.« Sie zog mehrere völlig aufgeweichte Zettel hervor. »Völlig ruiniert. Das kann man nicht mal mehr lesen.«
    »Das ist doch nicht so schlimm. Ich helfe dir-«
    »Ich muss das Morgen abgeben!«, schrie sie. »Wir wurden in Dreiergruppen eingeteilt, jede Gruppe soll gemeinsam ein Thema vorstellen. Unser Thema ist Alkoholkonsum bei Jugendlichen. Ich sollte die Einleitung schreiben und die Fragebögen erläutern. Aber die sind völlig hinüber.«
    »Die hast du doch sicher am Computer gemacht, oder? Kannst du die nicht einfach noch mal ausdrucken?«
    Sie schniefte. »Nein. Denn die Dateien für das Referat hat Finja.«
    »Finja?«
    »Ja. Unsere Deutschlehrerin fand es wohl witzig, mich ausgerechnet zu Finja in die Gruppe zu stecken.«
    »Oh je.«
    »Wenn einer in dem Referat Mist baut, bekommen alle eine schlechte Note. Ein gefundenen Fressen für Finja.«
    »Dann ruf sie an und bitte sie, dir die Datei zuzusenden.«
    »Das versuche ich seit zwei Stunden. Es ist immerzu besetzt. Und ihr Handy scheint ausgeschaltet zu sein.«
    »Dann fahren wir einfach hin.«
    Ungläubig starrte sie mich an. »Zu Finja?«
    »Ja. Schließlich ist es auch in ihrem Interesse, dir zu helfen. Sicherlich will sie auch eine gute Note für das Referat bekommen.«
     
     
     
    Mit einem süffisanten Lächeln öffnete uns Jasmin die Haustür. Sie trug einen Jogginganzug, der sie zehn Pfund schwerer aussehen ließ. Ich grinste in mich hinein. In der Öffentlichkeit auf modebewusst machen und zu Hause einen fleckigen Jogginganzug tragen.
    Das Haus allerdings ließ mich erblassen. Es war doppelt so groß wie das meiner Mutter, mit einem Spitzdach und hübschen Erkerfenstern.
    »Nele braucht eine Datei wegen des Referats Morgen.« Meine Stimme klang außergewöhnlich fest und ruhig. Jasmin fest in die Augen zu sehen, war Teil der Taktik. Bloß keine Unsicherheit zeigen.
    »So?«
    »Ich habe angerufen, aber es ist permanent besetzt«, sagte Nele.
    »Ja, ich habe den Hörer danebengelegt. Hier rufen ständig irgendwelche Spinner an, die uns anschreien und bedrohen, weil wir angeblich Tier töten würden.«
    Ich prustete los, konnte mich aber schnell zusammenreißen und es als Hustenanfall tarnen.
    »Bitte?«, fragte Nele.
    »Zuerst ging der Terror auf Finjas Handy los. Dann haben die irgendwie unsere Festnetznummer herausgefunden. Wir haben bereits die Polizei eingeschaltet.«
    Ich schluckte.
    »Also schön, kommt rein.« Mit einem Augenrollen ließ sie uns in den Flur, der mit Kartons vollgestellt war. »Seid ihr gerade eingezogen?«, fragte ich verwundert mit Blick auf eine Bücherkiste.
    Jasmin gab ein verächtliches Schnauben von sich. »Finjas Zimmer ist oben links«, sagte sie zu Nele, stieg über einen braunen Koffer, verlor das Gleichgewicht und konnte sich gerade noch an der Kommode festhalten.
    »Wenn du keine Trinkerin wärst, würde ich dir einen Whiskey anbieten.« Sie kicherte und erst jetzt wurde mir bewusst, dass sie angetrunken war.
    »Ich nehme trotzdem einen, danke«, sagte ich und folgte ihr ins Wohnzimmer.
    »Wie du willst.«
    Im Wohnzimmer stand lediglich eine Sofaecke und eine Wohnwand aus Buche. Vor dem Fenster stapelten sich Umzugskartons, Reisetaschen, Kisten und Körbe.
    An den Wänden hingen einige Landschaftsbilder, die alle eine düstere Atmosphäre verbreiteten.
    Nachdem Jasmin mir einen Whiskey eingeschenkt hatte, ließ sie sich laut seufzend mit ihrem Glas auf das Sofa fallen.
    »Bist du glücklich?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Darüber habe ich mir seit einiger Zeit keine Gedanken gemacht.«
    Mit einem Stirnrunzeln sah sie mich an. »Aber das ist doch das, worum es geht.«
    »Ich habe im Moment wohl einfach zu viel um die Ohren, um darüber nachzudenken.«
    Sie schnaubte, trank ihr Glas leer und begann zu husten. »Er hat eine Neue. Er ist ausgezogen.« Sie zeigte mit ausladender Handbewegung auf die vielen Kartons.
    »Das tut mir leid«, sagte ich und fragte mich im gleichen Moment, ob ich das auch so meinte. Ich wusste es nicht.
    Sie sah müde aus. Erst jetzt in diesem schwachen Licht bemerkte ich die dunklen Schatten unter ihren Augen.
    »Du warst nie verheiratet, oder?«
    Ich machte mich auf eine weitere Gemeinheit gefasst. »Nein.«
    »Ich hätte Olivers Antrag nicht ausschlagen sollen. Er hätte mich sicherlich nicht wegen einer daher gelaufenen Kosmetikerin verlassen.«
    »Oliver? Oliver Schneider?«
    Jasmin nickte. »Kurz nach dem

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