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Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Titel: Humphrey, ich und Kokolores (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Vandersee
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nicht.«
    »Vielleicht bin ich einfach so beziehungsgestört, dass ich keinen Mann lange ertrage.«
    »Vielleicht ist er einfach nicht der Richtige. Sieh das doch nicht so verkrampft, Lucy. So, ich muss Schluss machen, ich hab einen Kuchen im Ofen und erwarte zehn schnatternde Frauen, die Tupperware kaufen wollen.«
    »Viel Spaß«, sagte ich und legte auf. Dann nahm ich ein heißes Bad, bügelte anschließend ungefähr eine Stunde lang mein Lieblingsshirt, bearbeitete meine Locken mit dem Glätteisen und schminkte mich ein wenig.
    Um halb sieben stand ich im Flur, perfekt frisiert und angezogen.
    »Wow!«, entfuhr es Nele, als ich die Treppe herunter kam. »Du hast dich ja echt aufgedonnert.«
    Zufrieden blickte ich in den Spiegel, zupfte an meinen glatten Haaren herum, die mir bis über die Schulter fielen, strich den weißen Leinenrock glatt, den ich mit einem silbernen Shirt kombiniert hatte, und machte mich auf den Weg zu Kokolores.
     
     
    »Wow, früher habe ich immer davon geträumt in einer Wohnung mit Blick auf die Elbe zu wohnen.« Mit halb offenem Mund schritt ich durch das lichtdurchflutete Wohnzimmer und trat auf die großzügige Dachterrasse. Eine leicht salzige Brise wehte mir entgegen, die nach Freiheit und Abenteuer duftete. Ich musste an eine Geschichte aus meiner Kindheit denken. Irgendein Piratenroman, den ich eine Zeit lang unter mein Kopfkissen gelegt hatte, weil meine Mutter mir gesagt hatte, dass ich mich dadurch im Traum vielleicht auf einem Piratenschiff wiederfinden würde.
    Tatsächlich hatte ich viele Piratenträume gehabt. Seltsam, dass ich das fast vergessen hatte.
    »Sie haben sich ja richtig viel Mühe gegeben«, bemerkte ich mit Blick auf die Terrassenmöbel.
    Ein runder Esstisch mit zwei Polyrattansessel standen umgeben von Orchideen, Oleander und Lavendel in hübschen Terrakottatöpfen in der Mitte.
    Auf dem Tisch standen ein Sektkühler, ein antik aussehender Kerzenständer ohne Kerzen und ein Korb, der mit knusprigen Brotscheiben gefüllt war.
    Kokolores ging zum Sektkühler und nahm die Flasche heraus. »Ich weiß, es ist vielleicht etwas unangemessen. Also nicht weil Sie...weil ich dachte, dass Sie...sondern weil es ja eigentlich kein Rendezvous sein sollte, also... im eigentlichen Sinn.«
    »Ich finde, Sekt passt perfekt zu dem Abend«, beruhigte ich ihn.
    Er lächelte, öffnete den Korken mit einem lauten Plopp und schenkte uns beiden ein.
    Er trug ein graues Jackett über einem weinroten Hemd, was ihm einfach umwerfend stand. Schüchtern lächelnd hob er sein Glas und sagte: »Auf einen schönen Abend.«
    Ich merkte, dass ich leicht zitterte, und verschluckte mich in meiner Hast auch noch.
    »Typisch«, kommentierte ich leise und grinste verstohlen.
    »Sie sehen sehr hübsch aus heute Abend.«
    »Sie aber auch«, sagte ich und kam mir total unbeholfen vor, da ich mit Komplimenten nicht umzugehen wusste.
    »In den alten Filmen klingt das immer so charmant, nicht wahr? Aber bei einem selbst, wirkt es hölzern und unbeholfen.«
    Ich nickte, unglaublich froh darüber, dass er meine Gedanken laut ausgesprochen hatte.
    »Wohnen Sie schon lange hier?«, fragte ich und ließ meinen Blick über die Dachterrasse schweifen.
    »Drei Jahre. Ich habe die Wohnung von meiner Mutter übernommen, als sie nach Spanien ausgewandert ist. Eine Art Geburtstagsgeschenk für die nächsten fünfzig Jahre. Von meinem Gehalt hätte ich mir das nie leisten können.«
    Ich hob eine Augenbraue. »Großzügig von ihrer Mutter.«
    »Sie hatte vermutlich ein schlechtes Gewissen«, wiegelte er ab. »Da hat sie mich all die Jahre in eine teure Internatsschule in die Schweiz gesteckt, sich nur alle paar Monate blicken lassen und mir dann die Hölle heißgemacht, als ich ihr mitgeteilt habe, dass ich Lehrer werde.«
    »Ich nehme an, Sie hätten Anwalt oder so werden sollen?«, fragte ich.
    »Nein. Ihr schwebte eine Karriere im Unternehmen meines Stiefvaters vor. Stinkreicher Wichtigtuer, den ich nie ausstehen konnte.«
    »Ich wünschte, meine Mutter würde mir eine Wohnung schenken. Muss ja nicht gleich so etwas Schickes sein. Zwei Zimmer mit Badewanne und Garten, das würde mir schon genügen. Dafür würde ich dann auch einen unsympathischen Stiefvater in Kauf nehmen.«
    »Vielleicht heiratet sie ja noch mal«, sagte er mit einem schiefen Lächeln. »Ich hole schnell das Essen aus dem Ofen.«
    Nachdenklich blickte ich ihm hinterher, doch das Piepen meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Es war eine SMS

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