Hund aufs Herz

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Autoren: Gert Haucke

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belüftet, lebenslange schmerzhafte Ohrenleiden sind unvermeidbar.
    Schleppt der Ohrlappen, wie beim Basset, sogar auf der Erde nach, wenn dieser ehemalige Jagdhund tut, was man ihn gelehrt hat – nämlich mit der Nase auf der Fährte laufen –, dann entstehen natürlich Verletzungen und chronische Entzündungen an den Ohrenrändern. Selbstverständlich gibt es Basset-Züchter, die das bestreiten, und Käufer, die ihnen glauben.
    Der Gipfel menschlichen IrrSinns aber ist: Nachdem dieses mannigfaltige Ohrgeschlabber aus dem allein natürlichen Stehohr herausgezüchtet worden war, befand man, daß an diversen Rassen das nunmehr fallende Ohr abzuschneiden sei, weil das besser zum Kopf passe.
    Dieser schmerzhaften Prozedur wurden Abertausende von Hundebabys unterzogen.
    Die Züchter der betreffenden Rassen postulieren natürlich, den Welpen würde es nichts ausmachen, die Ohren abgeschnitten zu bekommen. Und ganze Herden von Käufern glauben auch das.
    Bei uns ist das Kupieren jetzt verboten, aber es ist nicht verboten, kupierte Hunde auszustellen oder zu bewerten. Jedenfalls nicht, wenn sie vor dem 1.1.1987 kupiert wurden. Die Ohrkrüppel bleiben uns also in jedem Fall noch ein rundes Jahrzehnt erhalten.

    Bisher habe ich von läßlichen Sünden wider die Natur gesprochen. Denn was ist schließlich ein amputiertes Ohr oder ein zu dünnes Fell gegen die verkrüppelten Beine vorgenannter Bassets, gegen die von viel zu schweren und langen Lefzen herabgezogenen Augenlider, die chronische Bindehautentzündung und noch Schlimmeres verursachen.
    Was ist ein zu kurzer oder zu langer Schwanz gegen programmierte Zwergwüchsigkeit, die mit zahllosen Defekten ebenso gekoppelt ist wie das Gegenteil? Riesenwüchsige Hunde, deren Körpergewicht vom Knochen-, Sehnen- und Muskelapparat nicht mehr bewältigt werden kann und die sich schmerzerfüllt und behindert durch ihr Leben schleppen, das nur die Hälfte eines normalen Hundelebens dauert?
    Hüftgelenkdysplasie, Gelenkluxationen, Bänder- und Sehnenprobleme sind programmiert.
    Überflüssig zu bemerken, daß die Züchter dieser Rassen derartiges bestreiten und die Käufer ihnen glauben. Wohlfeile Information könnte sich jeder potentielle Hundekäufer im Wartezimmer großer Tierarztpraxen oder an den veterinärmedizinischen Kliniken holen. Aber das tut niemand.
    Der Kauf eines neuen Automobils wird dagegen allgemein sorgfältig und sachkundig vorbereitet.
    Die Züchter haben es also gar nicht nötig, ihre vermanschten Produktionen zu kaschieren.
    Im Gegenteil: Hauptsache, der Hund sieht nicht so aus wie der Hund vom Nachbarn. Am besten überhaupt nicht wie ein Hund. Vom Chihuahua zum Beispiel kann man das behaupten: anderthalb Pfund Hund. Wird gerne in Kaffeetassen fotografiert.
    Der meist unglückliche Gesichtsausdruck rührt nicht einmal daher, daß noch Kaffee in der Tasse war, auch nicht daher, daß diese Hunde zeit ihres Lebens ein Loch in der Schädeldecke haben. Das wird – Gipfel der Perversion – von Liebhabern der Rasse stolz erwähnt: die einzige Hunderasse, bei der sich die Fontanelle nicht schließt! Und eine der ältesten Hunderassen der Welt. Triumphieren die Züchter. Was doch nur beweist, daß es schon immer Menschen gab, die nicht wußten, was sie taten.
    Inzwischen ist die Anomalie nicht einmal mehr chihuahuatypisch: auch andere Minihunde haben jetzt öfter mal offene Köpfe.
    Zum Beispiel die Yorkshire Terrier, einstmals stämmige Rattenfänger, heute zu hilflosen Zwergen verkommen, denen erschütternderweise immer noch der einstige Löwenmut erhalten geblieben ist.
    So kann einem passieren, daß so ein Bündel – an einem Galgen hängend, wo das Haar aufzahllose Lockenwickler gepfriemelt wird – einem Besucher böse knurrend die defekten Zähnchen zeigt.
    Die Knochensubstanz bei diesen Tieren ist so papierdünn geworden, daß man das Köpfchen mit einer Hand zusammendrücken kann (mir wurde das an einem Präparat vorgeführt). Versuchen Sie das gleiche mal mit einem rohen Ei: es wird Ihnen nicht gelingen, allen erfolgten Manipulationen mit den armen Schweinen von Hühnern zum Trotz.
    Aus dem stahlharten Wolfsschädel ließ der züchterische Genius ein erbärmliches Stückchen Pappmache werden.
    Das Skelettchen ist bei diesen Gnomen derartig spärlich geworden, daß sich das arme Ding, wenn es Frauchen temperamentvoll vom Schoß springt, das Kreuz brechen kann.
    Allgemein gesehen hat der Irrsinn folgende Methode: Kommt ein Hund in Mode, dann wird er nicht