Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
auch gern ein bisschen Kuchen essen, aber ich tue es nicht. Das machen schon die anderen.
Die anderen lecken meine Mom von oben bis unten ab, aber sie lacht überhaupt nicht. Sie schreit nur, und ihr Gesicht ist ganz rot. So rot wie immer, wenn sie wütend ist. Und unbeherrscht. Ich möchte mit ihr reden, aber ich möchte nur das Richtige sagen. Wie Menschen das machen. Ich weiß nicht, ob ich das kann.
Ich sehe, wie sie einem Hund mit spitzen Ohren die Zähne zeigt. Jetzt weiß ich, was ich tun muss. Ich gehe hin und scheuche die anderen Hunde weg. Sie sieht zu mir auf, als wäre sie ein Welpe, den ich in die Arme nehmen soll. Also helfe ich ihr. Ich stelle sie auf die Füße, und als sie nicht hinsieht, esse ich nur ein ganz klein wenig Kuchen von ihrem Kleid.
Meine Mom ist ganz zerzaust. Wie ein langhaariger Hund, der sich im Laub gewälzt hat. Sie streicht sich ständig über ihre Sachen, selbst als der ganze Kuchen schon auf dem Boden liegt. Ich widerstehe der Versuchung, vom Boden zu essen. Ich würde es gern tun, aber ein Terrier ist schneller. Zweimal mit der Zunge schlürfen, und schon ist der Rest weg. Was das angeht, sind Terrier flink.
Mom dreht sich zu mir um. » Vielen Dank«, sagt sie. » Das war ja ein echter Alptraum. Ich weiß, ich hätte nicht kommen sollen. Nicht ausgerechnet hierher, wo so viele Hunde frei herumlaufen. Aber ich liebe Hochzeiten über alles, und eine Freundin meinte, dass es mir gefallen würde.«
» War es denn nicht lustig?«, frage ich. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß.
Meine Mom schüttelt den Kopf auf eine Weise, die klarstellt, dass es das keineswegs war. Es tut mir leid, das zu hören– es macht mich traurig, dass sie sich an nichts freuen kann, was mir Spaß macht. Jetzt sehen wir beide traurig aus.
Dann kommt eine Frau zu uns. Sie ist wütend. Auf dem Arm trägt sie einen Pudel in einem purpurroten Gewand, der mich anknurrt. Als niemand zusieht, zeige ich ihm die Zähne.
Die wütende Frau geht direkt auf mich los. » Ich hätte Sie für eine verantwortungsvollere Person gehalten, Jessica Sheldon!«
Was? Warum schreit sie mich so an? Hat sie denn nicht mitbekommen, dass ich Jessica gerettet habe?
» Sie lassen Ihren Hund einfach auf die Bühne rennen! Dabei hätte sie sich verletzen, wenn nicht sogar sterben können! Mit Elektrizität ist nicht zu spaßen.«
Ich will der Frau erklären, dass ich keinen Hund kenne, der Elektrizität heißt, aber meine Mom kommt mir zuvor. » Ich muss benommen gewesen sein… Ich habe Sie gar nicht erkannt!«, schimpft sie mich an. » Das Ganze war eindeutig Ihre Schuld. Man sollte Sie einsperren! Ihr Hund ist ein öffentliches Ärgernis!« Sie weicht vor Jessica und mir zurück, als stänken wir nach Hundehaufen. Mein Gesicht fühlt sich ganz heiß an. Das wollte ich doch nicht. Ich wollte meiner Mom von unseren Preisen und unserem Erfolg erzählen– und sie nicht daran erinnern, dass sie dank dieser Landplage namens Jessica unter einem Kuchenberg begraben wurde.
Zum Glück kommt Dr. Max im richtigen Moment! Ich bin sehr erleichtert. Dr. Max weiß immer, was er sagen muss– ein echter Alpha. Er wendet sich sofort an die wütende Frau und an meine Mom. » Mit dem streunenden Hund hat Jessica eine schwere Aufgabe übernommen. Ich bin sicher, dass sie sich große Mühe gegeben hat. Schließlich wurde ja niemand verletzt, nicht wahr?«
» Das ist richtig«, sagt die wütende Frau. » Doch unsere Hochzeitskapelle ist ruiniert!«
Mitfühlend sieht Dr. Max sie an. Das gefällt ihr. Ich glaube, sie mag Dr. Max.
» Wissen Sie was?«, sagt er dann. » Sehen wir die Sache doch einmal positiv. Der Kuchen war doch der absolute Hit.«
Ich höre Jessica hinter mir schnauben. Alle drehen sich zu ihr um. Selbst meine Mom hört auf, ihr Kleid von unsichtbaren Krümeln zu säubern. Ihre Augen werden riesengroß.
» Darf ich vorstellen– die diesjährige Gewinnerin des Schönheitswettbewerbs!«, platze ich heraus und deute auf Jessica. » Sie wurde zum schönsten Hund der ganzen Stadt erklärt. Und eine Silbermedaille im Geschicklichkeitstest hat sie auch noch gewonnen– sie ist wirklich gut.«
Meine Mom macht ein ungläubiges Geräusch.
» Es ist wahr. Wir haben sogar Medaillen bekommen. Diese Hündin ist einfach einmalig. Wer auch immer sie adoptiert, wird es keinen Tag bereuen!«
Meine Mom gibt nur einen erstickten Laut von sich und wendet sich zum Gehen.
» Möchten Sie sie nicht behalten?«, beginne ich– aber es ist zu spät.
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