Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
Meine Mom ist bereits fort.
21
Eine tierische Schande
Jessica
Nach dem Kuchendrama hatten es die Menschen eilig, die Kapelle zu verlassen. Max sorgte dafür, dass sich Hunde und Besitzer fanden, und mischte sich so weit ein, dass er Zoë gegenüber Malia Jackson verteidigte. Arme Malia. Ich wünschte, ich könnte ihr erklären, dass es nicht Zoë war, die die Hundehochzeit gesprengt hatte– sondern ich. Ehrlich gesagt, hätte ich gern auch vielen anderen Leuten so einiges gesagt.
Die freiwilligen Mitarbeiter des Festivals rückten an, um alle Dekorationen zu entfernen, das Zelt zu säubern und für den Abtransport durch die Firma vorzubereiten, die Zelt und Stühle zur Verfügung gestellt hatte. Die Sound Crew packte ihre Geräte samt Lautsprechern und Kabeln ein, Malia zerlegte die geschmückte Laube in ihre Einzelteile, und Max klappte das Pult zusammen. So schnell schlossen sich die Türen der Hochzeitskapelle für ein weiteres Jahr.
Zoë langweilte sich und kratzte mit dem Schuh noch die letzten Kuchenkrümel aus dem Gras. Sie hatte eine eigenartige Unterhaltung mit der Dame in Gelb geführt, die ich allerdings nicht ganz verstanden hatte. Es fiel mir schwer, mich auf die Unterhaltungen der Leute zu konzentrieren, weil ich ständig von Gerüchen abgelenkt wurde. Zum Beispiel wusste ich, dass Zoë keinen einzigen Kuchenkrümel mehr finden würde, da ich das ganze Areal in den letzten zehn Minuten bereits systematisch abgesucht hatte. Augenblicklich schnupperte ich an der Außenwand des Zelts entlang und hielt inne, sobald ich wieder eine Pipispur entdeckt hatte.
Die Möglichkeiten meiner hündischen Nase beunruhigten mich zutiefst. Ich konnte einen Duft in mich aufnehmen, sagen wir, den Urin eines uralten Sheltie, und ihn minutenlang in meiner Nase behalten. Als Mensch müsste ich ausatmen und ein zweites Mal riechen, um mehr zu erfahren. Als Hund jedoch speicherte ich die Düfte und ergänzte sie mit weiteren Informationen, sobald ich ihnen wiederbegegnete. Jede Schnüffelei war ein weiteres Kapitel im faszinierendsten Buch, das die Welt für mich zu bieten hatte.
Als Max zu mir kam, musste er mir auf die Schulter tippen, damit ich ihn bemerkte. Widerstrebend drehte ich mich um– aber nicht, weil ich gerade etwas Interessantes erschnuppert hatte. Es war sein Anblick, der mich zutiefst bekümmerte. Wenn ich nicht in meinen menschlichen Körper zurückkehren konnte, hatten wir keine Zukunft. Es war sozusagen vorbei, bevor es überhaupt begonnen hatte. Ein Teil von mir wünschte, dass er einfach weggehen und mich in Ruhe lassen würde.
» Na du«, sagte er leise und ging neben mir in die Hocke.
Bekümmert ließ ich Ohren und Schwanz hängen. Dann fiel mir ein, dass ich in der letzten Nacht beschlossen hatte, in Zukunft offener auf andere Menschen zuzugehen, und versuchte es mit Wedeln, aber der Rest von mir gab nach wie vor den Kummerhund.
» Mach dir nicht so viele Sorgen. Wir werden ganz sicher eine Lösung finden.« Er streckte die Hand aus, um mich zu trösten. Dass ich in Wirklichkeit ein Mensch war, stand jedoch wie eine Mauer zwischen uns und ließ meine Stimmung noch um einige Grade sinken.
Eines jedoch glückte mir sehr gut. Ich hielt mich immer weit genug von Zoë entfernt, um sie daran zu hindern, mich anzuleinen. Natürlich wollte ich den restlichen Morgen mit ihr verbringen– als hätte ich eine Wahl–, aber am Nachmittag würde ich mich verdrücken. Zu dem Treffen mit Debra musste Zoë alleine gehen.
Ich musste es Max lassen. Er verstand sich auf Hunde– selbst auf diejenigen, die wie Menschen aussahen. Seit er wusste, dass in meinem Körper in Wirklichkeit Zoë steckte, behandelte er sie dementsprechend. Er tätschelte ihr den Kopf, rieb ihr manchmal die Schulter, und für den Fall, dass er einmal nicht weiterwusste, hatte er immer einen Hundekuchen zur Hand.
Ich war überrascht und begeistert, als ich sah, dass das Glimmerglass inzwischen Tische und Stühle auf dem Platz aufgestellt hatte, wo sich die Leute mit ihren Hunden niederlassen konnten. Eine tolle Idee. Ich fragte mich, warum ich nicht längst selbst darauf gekommen war. Max und Zoë setzten sich an eines der Tischchen und bestellten ihr Mittagessen. Ich, die Bürgerin zweiter Klasse, lag unter dem Tisch, und zwar genau gegenüber von Zoë. Solange keiner Kaffee auf mich schüttet, war das ein ausgezeichneter Platz.
Ich war sehr erleichtert, als ich sah, wie voll das Café war. Im Freien war jeder Tisch belegt, und vor
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