Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
und es jault.
Gut. Hoffentlich lässt es mich jetzt in Ruhe, damit ich weiterschlafen kann.
Aber ich bin zu wach. Ich strecke mich. Dann rolle ich mich auf den Bauch und will aufstehen. Doch irgendetwas stimmt nicht. Wenn ich aufstehen will, reckt sich mein Hinterteil so komisch in die Höhe. Meine Pfoten sind kalt. Eiskalt. Außerdem fühlen sie sich ganz anders an… so weich. Ich sehe nach.
Das sind nicht meine Pfoten.
Jessica
Ich befinde mich im schlimmsten Horrorfilm aller Zeiten.
Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie mein Körper auf vier Füßen auf mich zukam und mein Hintern wie bei einer mutierten Krabbe in die Höhe ragte. Sicher hat mir mein Kopf wieder einen Streich gespielt, aber ich konnte nicht anders– ich bin jaulend davongerannt und habe mich hinter Spitz versteckt. Selbst wenn diese Kreatur nur in meiner Einbildung existierte, sollte sie mich nicht zum Lunch verspeisen!
Als ich die Szene aus meinem Versteck beobachtete, hatte ich ein mulmiges Gefühl im Magen. Der Körper erstarrte in seiner Hundehaltung und sah auf seine Hände hinunter. Dann stieß er sich vom Boden ab, flog in die Höhe, fuchtelte mit den Armen herum– und fiel flach aufs Gesicht. Falls ich mir das einbildete, so war das ganz schön abgefahren.
Im selben Augenblick juckte es mich am Rücken. Es war ein derart starker Juckreiz, dass ich ihn nicht hätte ignorieren können, wenn mein Leben davon abhinge. Ich versuchte mich zu kratzen, zuerst mit der einen Hand, dann mit der anderen, aber letztlich konnte ich die Stelle nur mit dem rechten Fuß erreichen. Überrascht stellte ich fest, wie fit und gelenkig ich war. Vielleicht stand ich unter Schock? Eigentlich hätte ich erwartet, dass ich mich nach einem solchen Vorfall hilflos am Boden krümmen würde.
Als ich wieder zu dem Körper hinübersah, schlurfte er wie ein Zombie auf zwei Beinen über das Pflaster. Er schien auf das Glimmerglass zuzusteuern, aber dann änderte er plötzlich die Richtung und rannte schneller und schneller, bis seine Füße sich ineinander verhakten und er wieder mit dem Gesicht nach unten aufs Pflaster knallte.
Das musste aufhören. Ganz gleich, wessen Körper es war ( meiner konnte es ja nicht sein, oder doch?)– auf jeden Fall musste ich eingreifen, bevor er sich die Nase fünfzig Mal brach. Am besten gingen wir einfach zusammen in mein Apartment. Dort waren wir sicher und konnten uns in Ruhe von dieser Strapaze erholen. Ich konnte ein bisschen schlafen oder einfach nur dasitzen und nachdenken oder sonst etwas tun, um meine Gedanken neu zu sortieren.
Es mag komisch klingen, dass ich überlegte, dieses fremde Wesen mit nach Hause zu nehmen. Ob verletzt oder nicht– schließlich hätte es sich auch als psychopathischer Killer entpuppen können. Aber was soll ich sagen… ich konnte nicht richtig denken. Außerdem sah dieser Körper doch genauso aus wie ich. Haargenau. Und ich konnte mich doch nicht einfach auf dem Platz zurücklassen.
Ich nahm all meinen Mut zusammen und wagte mich aus dem Versteck hervor. Inzwischen hatte sich der Körper halbwegs aufgerappelt und machte erste Fortschritte, doch als er mich sah, verlor er sofort wieder das Gleichgewicht und stürzte erneut zu Boden.
Also setzte ich mich hin und wartete. Und als der Körper nach einiger Zeit wieder einigermaßen sicher auf zwei Beinen stand, rannte ich ein Stück weit in Richtung meiner Wohnung voraus und dann zu dem Körper zurück, um ihn zum Mitkommen zu bewegen. Mit wedelnden Armen stolperte er vorwärts, und ich rannte ständig von einer Seite zur anderen und schubste ihn etwas nach rechts oder links. Und wenn er einmal strauchelte, bot ich ihm meinen Kopf als Stütze, bis er sein Gleichgewicht wiederfand.
So arbeiteten wir uns langsam die Straße entlang. Ich gab mir Mühe, mich nicht von der grotesken Situation beeindrucken zu lassen. Zumindest momentan musste ich mich ganz auf unser Ziel konzentrieren. Es kostete sehr viel Kraft, den schwankenden Körper möglichst mitten auf dem Bürgersteig zu halten, damit er nicht in die Schaufenster rannte oder auf die Fahrbahn lief. Dabei hatte ich, um ehrlich zu sein, gerade genug mit meinen eigenen Füßen zu tun. Das Laufen klappte einigermaßen gut, solange ich nicht daran dachte, was ich tat. Wenn ich jedoch den Verstand einschaltete und überlegte, wie viele Füße ich eigentlich hatte und was von alldem Einbildung war, geriet ich augenblicklich völlig durcheinander.
Zu meiner großen Überraschung bewältigten
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