Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
wir die zwei Blocks zwischen dem Café und meiner Wohnung, ohne jemandem zu begegnen. Ich führte den Körper um das Haus herum in den Garten und schloss kurz die Augen, als er sich an einem tief hängenden Ast den Kopf stieß. Nach einem kurzen Weg über die Wiese erreichten wir die rückwärtige Schiebetür der Wohnung. Mein Körper schien einfach hineingehen zu wollen– und prallte mit voller Wucht gegen die Glasscheibe. Wie ein betäubter Vogel taumelte er ein paar Schritte rückwärts, fand aber rasch sein Gleichgewicht wieder und versuchte es unverdrossen ein zweites Mal.
Himmel, nein!
Mit klopfendem Herzen stemmte ich mich auf die Hinterbeine und drückte mit aller Kraft meiner Vorderpfoten gegen den Griff der Schiebetür. Sie glitt gerade noch rechtzeitig zur Seite, bevor der Körper über die Schwelle stolperte und der Länge nach mit dem Gesicht nach unten auf die Couch plumpste.
Es war wie in einem Alptraum, der nicht enden will, obwohl man längst die Augen geöffnet hat. So genau war das– ein bizarrer, dämmeriger Traum, der viel lebendiger war als die Wirklichkeit. Im Traum war ich ein Hund. Aber ich träumte das nicht nur– ich fühlte mich wirklich wie ein Hund. Ich sah sogar das Fell und die breiten Pfoten vor mir. Aber das war noch längst nicht alles.
Das ist nur ein Traum, sagte ich mir immer wieder, um meine Unsicherheit zu überspielen. Nur ein Traum.
Ich gähnte und sah mich um. Ich war bei mir zu Hause, in meinem Apartment. Die Morgensonne fiel in einem blässlichen Streifen quer über den Teppich, auf dem ich lag. Es juckte mich überall. Ich wollte mir nur schnell die Augen reiben und war sehr überrascht, als ich plötzlich eine Hundepfote mitten im Gesicht spürte.
Oh nein.
Bitte nicht.
Als ich aufsprang und hörte, wie meine Nägel auf dem Küchenboden klickten, jagte blankes Entsetzen durch meine Adern! Das konnte nicht sein. Das durfte einfach nicht wahr sein. Warum hatte ich noch immer Visionen? War meine Wunde vielleicht so schlimm… so ernst, dass meine Nervenenden zerstört waren und ich nicht einmal spürte, dass ich verletzt war?
Ich hatte keine Schmerzen, aber ich fühlte mich verändert– als ob Dr. Moreau mich auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt hätte! Meine Beine waren plötzlich viel zu kurz und bewegten sich so eigenartig, dass ich wie ein Gorilla auf allen vieren laufen musste. Auch meine Handgelenke waren in einem ungewöhnlichen Winkel geknickt. Alles um mich herum war in ein fahles Licht getaucht, als ob ich in die schwarzweiße Welt des Zauberers von Oz eingetaucht wäre. Und etwas Pelziges– etwa ein Schwanz?– schlug mir ständig von hinten gegen die Beine.
Dass mein Kopf mir falsche Signale gab, war eine Sache. Doch wenn es nur Halluzinationen waren, wieso spürte ich dann wirklich, wie sich mir die Haare sträubten? Warum lief ich tatsächlich auf allen vieren? Ich hatte sogar das Gefühl, dass ich meinen Schwanz selbst bewegen konnte. Das konnten doch keine Halluzinationen sein.
Im Gegenteil. Alles um mich herum war mehr als real. Ich roch sogar das Shampoo, das ich am Tag zuvor benutzt hatte, und ebenso mein Spülmittel mit Zitronen und Lavendel. Himmel, ich roch sogar den Teppich!
Wenn ich hätte weinen können, dann hätte ich das in diesem Moment getan.
Bleib ganz ruhig, Jess, und lass dir alles noch einmal der Reihe nach durch den Kopf gehen. Also gut. Ich versuchte, mich an den Ablauf des vergangenen Abends zu erinnern. Ich war gerade mit Zoë auf dem Heimweg, als wir plötzlich vom Blitz getroffen wurden. So weit die Tatsachen. Aber was genau geschah bei dem entsetzlichen Knall? Entweder war ich in diesem Augenblick gestorben und seither in einem Teufelskreis gefangen, oder ich war schwer verletzt worden und träumte das jetzt alles.
Natürlich gab es auch noch eine andere Erklärung, aber die war so absurd, dass ich sie kaum für mich selbst in Worte fassen wollte. Vielleicht erlebte ich ja ein bizarres kosmisches Desaster, eine Art außerkörperliche Erfahrung? Nun, sehr wahrscheinlich klang auch das nicht.
Ich tapste durch die Küche und überlegte, was zu tun war. Sollte ich einen Arzt anrufen? Oder einen Psychiater? Oder gar die Behörden alarmieren? Woher sollte ich wissen, was das Richtige war? Ich konnte mich kaum konzentrieren, weil ich von einem unwiderstehlichen Geruch abgelenkt wurde. Was war das? Ketchup? Oder Tomatensauce?
Ich schnupperte an dem Spalt zwischen Küchenschränken und Fliesenboden entlang.
Der
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