Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
Tomatengeruch war hier stärker und verursachte Höhenflüge und Tiefpunkte in meiner Nase wie ein guter Wein. Er war so intensiv, dass das Bild einer leuchtend roten Tomate das einzige war, auf das sich mein Gehirn konzentrieren konnte.
Ich presste die Nase noch näher an die Fliesen und schob mich mit den Hinterbeinen voran. Da! Eine Cherrytomate. Einsam und vertrocknet lag sie auf dem Boden. Mein Mund hatte sie schon fast erreicht, als ich plötzlich innehielt. Pfui, Jess – man isst nichts, was auf dem Boden liegt! Reiß dich zusammen!
In einem Akt unglaublicher Selbstbeherrschung hob ich die Nase vom Boden und tapste auf vier Pfoten zum Sofa. Mochte die Tomate auch noch so locken– für mich gab es Wichtigeres zu tun. Ich musste mich endlich um diesen Körper kümmern.
Zoë
Es ist herrlich bequem. Ich träume, dass ich im größten Hundekorb aller Zeiten liege. Kuschelige Kissen schmiegen sich an meine Schultern. Ahhhhh.
Ich wälze mich herum und reibe meinen Rücken. Ich wälze, wälze und wälze mich. Dann recke ich mich, strecke meine Beine aus und freue mich, wie lang sie sind. Ich bin der längste Hund der Welt– eine Königin an Länge. Und Größe. Alles auf einmal.
Ich dehne mich und fühle die weichen Kissen unter mir. Ich reiße die Augen auf.
WOW . Alles sieht so seltsam aus. Sehr seltsam.
Ich sehe mich um, sehe alles klar und überdeutlich vor mir. Pudelbraune Wände, labradorfarbene Regale und himmelblaue Vorhänge. Ich liege auf einer ROTEN Couch. Einen Augenblick lang glaube ich an Zauberei. So ein Rot habe ich noch nie gesehen. Alles ist knallig bunt und lecker.
Ich wälze mich wieder hin und her. Ich durfte noch nie auf dem Sofa liegen, und ich freue mich, dass es so bequem ist, wie es aussieht.
Die Kissen fühlen sich an wie menschliche Hände, die meinen Rücken reiben.
Hmmm.
Ich habe Durst. Es wird Zeit, dass ich mich auf die Suche mache.
Jessica
Der Körper sah noch genauso aus wie am Abend zuvor– wir hätten Zwillinge sein können.
Während ich die Gestalt mit einem flauen Gefühl im Magen betrachtete, schoss sie plötzlich in die Höhe und kam auf die Füße. Sie schwankte von einer Seite zur anderen, dann grinste sie mich an und machte sich auf den Weg ins Bad. Ich ging ihr nach, weil ich sicher war, dass etwas Furchtbares geschehen würde. Ich meine, wozu sollte es führen, wenn man mit dem eigenen Körper ins Bad ging– man aber nicht in diesem Körper war?
Die Gestalt stolperte über die Schwelle direkt auf die Toilette zu. Dabei stieß sie sich den Kopf an einem Regal und fiel auf die Knie. Mit einer Hand klappte sie den Sitz in die Höhe und steckte den Kopf– meinen Kopf!– ins Becken, um zu trinken.
Igitt! Voller Panik rannte ich im Kreis herum und jaulte, aber die Gestalt trank und trank. Direkt aus dem Klo! Wie ein Hund.
Wie ein Hund.
Die Erkenntnis traf mich so hart, dass ich mich auf mein Hinterteil setzen musste. Konnte das sein…? Nein. Absolut nicht. Selbst wenn noch so viele Indizien in diese Richtung deuteten. So etwas war unmöglich. Nein, nein und noch einmal nein. Auf gar keinen Fall.
Aber… wenn doch? Ich konzentrierte mich auf die Gestalt. Sie sah ganz genauso aus wie ich– wie ich, wenn ich mich wie ein Hund benahm. Und da war ich, die ich mich als Mensch fühlte, aber im Körper eines Hundes gefangen war. Jetzt bekam ich wirklich Kopfschmerzen.
Ich schloss die Augen und versuchte, mich ausschließlich an die Tatsachen zu halten. Dass ich mit einem Hund den Körper getauscht hatte, war absolut unmöglich. Doch als ich sah, wie mein Körper sich den Arm mit der Zunge säuberte, kamen mir Zweifel…
Sobald ich diesen Gedanken auch nur eine Sekunde lang zuließ, schossen mir sofort Tausende höchst beunruhigende Fragen durch den Kopf. Wie konnte ich denn ein Hund sein? Was sollte werden, falls ich tatsächlich in einem Hundekörper gefangen war? Würde ich Kerrie und das Glimmerglass jemals wiedersehen? Ich dachte an alles, was ich schon immer hatte tun wollen– Gitarre spielen, Salsa tanzen oder stricken. Ich konnte mir sogar vorstellen, mich eines Tages aus dem Café zurückzuziehen und mich in einem Jugendklub zu engagieren… Doch mit vier Pfoten war das alles unmöglich!
Nacktes Entsetzen ließ meinen Blick unscharf werden, und je mehr ich grübelte, desto lauter hörte ich meine innere Stimme. Wie sollte ich mich so jemals wieder mit Männern verabreden? Das Bild von Max schoss mir durch den Kopf, und ich stöhnte. Nie würde ich
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