Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
einen Mann kennenlernen und mich verlieben, jedenfalls nicht, solange ich ein Hund war. Ich konnte niemanden küssen, konnte mein Café nicht mehr führen, ja nicht einmal tippen oder telefonieren. Verdammt, ich konnte ja nicht einmal sprechen!
Ganz nebenbei– wie stand es eigentlich mit der kurzen Lebensspanne eines Hundes? Meine Lebenserwartung konnte doch nicht plötzlich auf vierzehn Jahre geschrumpft sein, oder?
In Panik rannte ich im Kreis herum und schnappte nach Luft. Das war es – das war das Ende. Doch mit einem solchen Lebensende hatte ich nicht gerechnet. Ich war zwar noch nicht gestorben, aber ich war… einfach weg! In einem Hundekörper verschwunden und dazu verdammt, jung zu sterben. Es war einfach zu grausam.
Ich konnte es nicht fassen, wollte es nicht glauben– doch die Wahrheit starrte mir direkt ins Gesicht. Ich steckte im Körper eines Hundes. Und Zoë in meinem.
Bevor ich den Gedanken zu Ende denken konnte, war Zoë schon wieder auf den Beinen und tanzte wie eine Verrückte im Bad herum. Sie benützte meinen Körper wie ein Kostüm, bleckte meine Zähne, rollte meine Augen, schwang meine Arme im Kreis herum und zitterte auf meinen Knien. Sie hüpfte auf einem Bein, vollführte Karatetricks und Kniebeugen und boxte in die Luft. Irgendwann verlor sie das Gleichgewicht und plumpste auf den Hintern.
Es reichte. Dieser Missbrauch musste unverzüglich ein Ende haben, schwor ich mir. Ich werde meinen Körper zurückbekommen.
Zoë
Ich muss ganz tief einatmen. Es ist etwas völlig Verrücktes passiert.
Ich bin ein Mensch.
Ich habe Hände. Hände und Füße. Und Haar, das vom Kopf herunterhängt. Alles kam völlig unerwartet, denn bisher habe ich mich noch nie in ein anderes Tier verwandelt.
Trotzdem war ich nur zum Teil überrascht. Ich habe schon immer gewusst, dass ich ein toller Mensch sein würde. Ich habe ihnen viele Jahre lang beim Autofahren zugesehen… nun ja, genau genommen seit meiner Geburt vor zwei Jahren. Das wird super!
Meine Freundin scheint weniger glücklich zu sein, dass sie nun ein Hund ist. Was geradezu lächerlich ist, denn sie ist ja nicht irgendein Hund– sie ist ich! Sie steckt im schönsten Hundekörper der Welt. Ehrlich gesagt, kann ich mich gar nicht an mir sattsehen. Ich bin doch ein anbetungswürdig hübscher Hund! Was ich für Ohren habe!
Natürlich kann ich meinen Hundekörper nicht den ganzen Tag lang bewundern– wenn mir stattdessen ein menschlicher zur Verfügung steht. Ein menschlicher Körper ist nicht so einfach zu bedienen, wie ich dachte. Wie schaffen es die Leute nur, nicht ständig zu stolpern? Ich bin nicht gern so groß– und das auf nur zwei Beinen. Meiner Meinung nach ist das keine gute Konstruktion. Ich bin überrascht, dass die Menschen nicht dauernd aufs Gesicht fallen. Ich habe versucht, auf Händen und Füßen zu gehen, aber das geht erst recht nicht. Meine Hände wurden schnell müde, und es fühlte sich komisch an, dass mein Hinterteil in die Höhe ragte. Außerdem habe ich keinen Schwanz. Und mir ist kalt. Ich vermisse mein Fell.
Und die Zunge eignet sich nicht gut zum Trinken.
Als ich einen Laut von mir gebe, fällt mir ein– vielleicht kann ich ja sprechen. Warum denn nicht? Hunde bellen, Katzen miauen und Menschen sprechen. Ständig öffnen sie den Mund und reden. Und sie ärgern sich, wenn Hunde bellen, weil sie sich lieber selbst hören wollen. Sie sprechen dauernd– als ob sie gar nicht anders könnten.
Wenn Menschen reden können, warum dann nicht auch ich?
Ich bewege meinen Mund. Die Zunge ist anders als normal– sie ist kürzer und dicker. Ich forme die Lippen zu einem Entenschnabel, kneife sie ganz fest zusammen und mache einen Knutschmund. Meine Freundin starrt mich an, als ob ich aus dem Nichts einen Hamburger hervorgezaubert hätte. Ich führe ihr alle meine Tricks vor. Dann säubere ich meine Kehle und versuche einen kleinen Laut. Es klingt wie » hmmm«, was für den Anfang schon sehr gut ist.
Ich summe etwas länger, um mich aufzuwärmen. Perfekt. Jetzt bin ich bereit, um die Worte auszusprechen, die alle Hunde seit Urzeiten sagen wollen:
» Ich habe Hunger.«
Ich bin so wütend, dass ich am liebsten jemanden beißen würde.
Auch wenn ich sonst nichts weiß, eines weiß ich genau: Menschen haben immer was zu essen. Gutes Essen, nicht nur trockenes Zeug. Sie verstecken es in der Küche, in dem Raum mit dem rutschigen Boden. Alle machen das. Das ist ein Menschengesetz.
Hier stehe ich, als Mensch in einer
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