Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
auskostete. Wie machte sie das nur? Liebten die Menschen ihre Hunde etwa nur deshalb? Weil sie sich nie unterkriegen ließen?
Ich betrachtete das wogende Meer aus hechelnden Mäulern und baumelnden Zungen. Diese Hunde sahen wirklich alle… glücklich aus. Ihr Optimismus war unübersehbar. Genau das schienen die Menschen um mich herum zu wissen… und zu lieben. Wenn sie ihre Hunde ansahen, ging sofort ein liebevolles Strahlen über ihr Gesicht.
Als ich mich auf dem Weg zum Denkmal mühsam durch die Menge drängte, kam ein Hund nach dem anderen herbei, um mich zu beschnuppern. Doch ich ging an allen vorbei und merkte, wie die Mischung all dieser Gerüche meinen Kopf benebelte. Ich hielt nur einmal inne, als ich einen vertrauten Duft wahrnahm. Ich konnte ihn nicht beschreiben, ihm keinen Namen geben, aber er war mir absolut vertraut und seltsam unwiderstehlich. Ich zerrte Zoë ein Stück weit hinter mir her, bis wir plötzlich auf Foxy und Leisl Adler stießen.
» Oh, hallo«, sagte Leisl zu Zoë. Mit missbilligendem Blick streifte sie den Hut, bevor sie sich hinunterbeugte und mir ihre Faust darbot. Vermutlich sollte ich daran schnuppern. Ich konnte mich leider nicht beherrschen und musste mich abwenden. » Sie ist nicht gerade gesellig, Ihre Zoë, nicht wahr?«
Erstaunt sah Zoë mich an, als ob ihr dieser Gedanke noch nie gekommen wäre. » Unsinn, sie ist perfekt«, widersprach sie. Ich strahlte. Zum ersten Mal wurde mir klar, welch ein Glück ich gehabt hatte, dass ich ausgerechnet mit Zoë die Körper getauscht hatte. Wenn ich schon in einen Hundekörper schlüpfen musste, so wollte ich wenigstens gemocht werden. Allein der Gedanke, dass ich mit Leisl hätte tauschen müssen…
Als Foxy sich mir näherte, warf die Sonne einen goldenen Schimmer über sein lockiges Köpfchen. Sofort riss Leisl ihn an der Leine zurück.
» Foxy, bei Fuß«, fuhr sie ihn an. Mit ängstlichem Blick gehorchte Foxy… und ich war nur erleichtert und dankbar, dass Zoë nicht so mit mir umsprang. Sie verlor nie die Fassung, ganz gleich, wie viele Hunde uns auch umdrängten. Sie war ebenso entspannt wie die Leine, die lose zwischen uns baumelte. Ich konnte mich nicht erinnern, selbst jemals so locker gewesen zu sein.
Zoë und ich entschieden uns gleichzeitig zum Gehen. » Bye«, winkte Zoë eher Foxy zu, obgleich Leisl die Geste erwiderte. Ich war sehr froh, den beiden entkommen zu sein, doch dann sagte Zoë etwas, das mich überraschte. » Sie ist ganz schön hart«, flüsterte sie mir mit einem Hauch von Bewunderung zu. Ich hatte große Mühe, mich im Gedränge nicht in den anderen Leinen zu verheddern. » Sie ist bestimmt ein Alpha. An Foxys Stelle würde ich alles tun, was sie sagt. Ihr müssen alle folgen.«
Nun ja, nicht unbedingt. Trotz ihres Fachwissens als Züchterin zählte Leisl nicht gerade zu den beliebtesten Mitgliedern des Komitees. Einmal hatte sogar Malia Jackson sie als herrisch kritisiert. Und das wollte etwas heißen.
Schließlich gelangten wir zu Spitz und seiner Hundehütte. Im Sonnenschein blendete das Metall so sehr, dass man ihn gar nicht ansehen mochte. Zwei Kinder in Badeanzügen ritten auf der Hütte wie auf einem Pferd, während die Touristen ihre Hunde neben dem Helden von Madrona fotografierten. Ich zögerte und wusste nicht recht, was ich tun sollte. Sollten wir Spitz gleichzeitig berühren? Oder irgendeine Zauberformel aufsagen? Brauchten wir vielleicht einen Blitz? Ich sah zum Himmel empor und– verfluchte zum ersten Mal den strahlend schönen Tag. Im Nordwesten hatten solche Tage Seltenheitswert. Doch wo zum Teufel waren die Wolken, wenn man sie brauchte?
Während ich noch unsicher zögerte, ging Zoë zu Spitz.
» Früher hat er mich immer verwirrt«, flüsterte sie so leise, dass niemand sonst sie hörte. Sie streichelte über den metallenen Kopf. » Aus der Ferne sieht Spitz täuschend echt aus. Doch er riecht nach nichts. Jetzt weiß ich endlich, warum. Er ist aus Metall.«
Mir blutete das Herz. Der strahlende Sonnenschein, die vielen Menschen– alles, aber auch alles war anders als in der vergangenen Nacht. Trotzdem ging ich zu Spitz und berührte ihn in derselben Sekunde, als Zoë ihn streichelte. Aber nichts geschah. Der Himmel verdunkelte sich nicht einmal. Ich seufzte so abgrundtief, dass Zoë mich genauer ansah.
» Stimmt, du hattest ja Hunger. Ich übrigens auch. Komm, lass uns gehen.«
Zoë
Auf dem Weg zum Café drehen sich alle Leute nach Jessica um. Sie ist wirklich
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