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Hundekuchen zum Fruehstueck

Hundekuchen zum Fruehstueck

Titel: Hundekuchen zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsa Watson
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Und Eleganz. Und wenn er sich mit der flachen Hand über das Haar fuhr, stellte ich mir vor, wie dieselbe Hand über den Rücken einer Frau glitt … und schon erschauerte ich wohlig.
    Zwischendrin dachte ich immer wieder ans Glimmerglass. Entsprechend erleichtert war ich, als wir von der Wasserschüssel wieder weggingen und Max mich zum Café zurückbrachte, wo die Leute zumindest das Logo auf meinem Rücken bewundern konnten.
    » Du weißt schon, dass du Glück hattest, dass Jessica sich deiner angenommen hat, nicht wahr?«, sagte Max in dem Tonfall, in dem alle Menschen mit ihren Hunden reden. » Wenn du es klug anstellst, will sie dich vielleicht sogar für immer behalten.«
    Oh nein, das hoffe ich ganz und gar nicht. Der Himmel verhüte, dass ich auf ewig in diesem Körper bleiben muss! Dennoch hörte ich gern, dass Max mich für glücklich hielt. Ich rückte näher zu ihm hin und hoffte auf mehr – mehr Streicheln und noch mehr schöne Sätze über das Glück. Außerdem lauschte ich seiner Stimme einfach zu gern.
    » Natürlich ist Jessica noch etwas unsicher, was Hunde angeht. Wahrscheinlich kommt das daher, dass sie noch nie einen hatte. Aber wer weiß das schon. Vielleicht hat sie als Kind schlimme Erfahrungen gemacht. Viele Menschen haben Angst vor Hunden, wenn einmal etwas Schreckliches passiert ist.«
    Unwillkürlich musste ich an die geheimnisvolle Narbe auf meinem Arm denken – im Moment auf Zoës Arm. Ich hatte keine Ahnung, woher ich die hatte. Stammte sie etwa von einem Hund? Oder von etwas anderem, vielleicht von einer Verbrennung oder einem Autounfall? Solange ich zurückdenken konnte, hatte ich die Narbe. Von meinen Pflegeeltern wusste niemand etwas darüber. Vermutlich konnte nur ein einziger Mensch auf der ganzen Welt mehr darüber sagen – aber ich hatte nicht den Mut, ihn danach zu fragen.
    Beim Gedanken an die lavendelfarbenen Umschläge musste ich schlucken, und meine Kehle wurde eng. Sie kamen inzwischen seit fast zwei Monaten. Alle paar Tage einer. Ich fragte mich, ob in allen Briefen dasselbe stand. Oder änderte sie ihre Botschaft von Mal zu Mal? Glaubte sie wirklich, dass sie sich auf einem kleinen Stück Papier rechtfertigen konnte?
    Als Max die Hand unter mein Kinn schob und mich kraulte, fühlte ich, wie ich mich trotz meiner ernsten Gedanken sofort entspannte. Das Gefühl war so überwältigend, dass die Welt um mich herum plötzlich hell und leicht wurde – so hell, dass ich nichts mehr hörte und roch. Meine ganze Existenz konzentrierte sich auf diese Finger in meinem Fell. Was das Kraulen anging, so hatte Max es wirklich drauf. Daran konnte ich mich glatt gewöhnen.
    Irgendwann hielt er mitten in der Bewegung inne. Er schien ganz in Gedanken versunken zu sein. Ich öffnete die Augen und erhaschte durch eines der Fenster einen Blick auf Kerrie, wie sie mit schaukelnden Ohrringen eine Familie zu einem Tisch führte, um ihnen anschließend Milchshakes und ein paar Cookies zu servieren. Mein Herz sank. Bei den Gästen im Saal waren Kerries Talente wirklich verschwendet. Natürlich war sie zu den Gästen freundlich und fürsorglich, doch angesichts ihrer Kochkünste war diese Tätigkeit eher eine Tragödie.
    Damals, als wir das Glimmerglass eröffneten, zauberte Kerrie jeden Tag die unglaublichsten Kreationen auf den Tisch. Zum Beispiel eine würzige Sojabohnen-Koriander-Creme auf Crackern, Zitroneneis-Sandwiches mit Ingwerwaffeln, bestreut mit kristallisiertem Ingwer, und eine glasierte Hähnchenbrust mit ihrer speziellen süßscharfen Sauce (ihr Geheimnis waren in Minze eingelegte Perlzwiebeln). Kerrie hatte es einfach raus. Oft führten unsere Gäste ihre auswärtigen Besucher ins Glimmerglass, um ihnen zu beweisen, dass selbst Madrona über eine wahre Haute Cuisine verfügte. Freitags und samstags waren wir regelmäßig ausgebucht und führten sogar eine Warteliste.
    Aber dann schlug das Schicksal zu. Eines Tages kam Familie Meyers, die mit Kerrie befreundet war, mit ihrer Tochter ins Glimmerglass, um deren neunten Geburtstag zu feiern. Hannah bestellte sich Kerries berühmte Tortellini und dazu unseren Kindersalat mit lustigen Gemüsefiguren und einem besonderen Dressing und war begeistert. Zur Feier des Tages marschierte die gesamte Belegschaft des Cafés auf, um ihr den Engelkuchen mit Schokoladensauce zu servieren, und alle sangen, als Hannah ihre neun Kerzen ausblies. In diesem Augenblick war sie das glücklichste Mädchen auf Erden.
    Wir wussten nicht, was genau geschah,

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