Hundekuchen zum Fruehstueck
an, worauf sich die Aufmerksamkeit aller dem Viereck zuwandte. Ein Collie folgte brav seinem Besitzer, als sie zusammen eine steife Acht auf die Wiese schrieben. Und das ganz ohne Leine. Anschließend befahl der Mann dem Hund, sich zu setzen, während er zur gegenüberliegenden Seite des Vierecks ging. Als er rief, sprang der Hund sofort auf und rannte zu ihm hinüber. Auf halber Strecke bellte der Mann plötzlich » Platz«. Mitten im Lauf kam der Collie schlitternd zum Stehen und ließ sich hechelnd ins Gras fallen. Atemlos beobachtete ich die Szene. Zoë ging neben mir in die Hocke.
» Wow! Das war richtig gut. Wie soll ich mir nur merken, was ich tun und sagen muss?«
Soso! Wer wünschte denn da plötzlich, sich besser vorbereitet zu haben? Bestimmt konnte ich mich konzentrieren und gleichzeitig Spaß haben. Das eine schloss das andere ja nicht aus. Ich wedelte mit dem Schwanz und stupste so lange gegen Zoës Hand, bis sie das Blatt mit den Anweisungen sinken ließ und wir zusammen lesen konnten.
Nachdem ich die Liste überflogen hatte und aufsah, saß der Collie hechelnd im Gras und blickte ins Publikum. Sein Herrchen war nirgendwo zu sehen. Der Hund wartete geduldig. Und wartete. Und wartete. Irgendwo weinte ein Baby, aber er rührte sich nicht. Dann winselte ein Hund. Doch der Collie stellte nur die Ohren auf und blieb sitzen.
» Er hat wirklich Talent«, flüsterte Zoë. » Er hat nur einen Fehler gemacht, als er das Stöckchen holen sollte, das der Mann geworfen hat. Er hat es nicht gleich zurückgetragen, sondern erst noch ein bisschen daran gekaut. Sie haben alle viel aufgeschrieben.« Sie deutete auf die Preisrichter.
Mit einem Mal klang Zoës Stimme angespannt. Sie nagte an ihrer Lippe, während sie zusah, wie der Besitzer zurückkam, seinen Hund rief und sich zum Ende der Vorführung verbeugte.
Kurz danach rief der Lautsprecher das nächste Paar in den Ring: einen Australischen Schäferhund und seinen grauhaarigen Besitzer. Während die beiden ihre Übungen absolvierten, zog Zoë die Schultern höher und höher. Sie riss Grashalme aus dem Boden und zerrieb sie zwischen den Fingern.
Ich wollte ihr mit einem spielerischen Stups meiner Hüfte Mut machen, aber sie funkelte mich nur an. Als ich ihr Gesicht ableckte, trug mir das zwar ein halbes Lächeln ein, das jedoch augenblicklich verschwand, sobald sie sich wieder dem Ring zuwandte. Als sie nach dem nächsten Grashalm tastete, stellte ich ungerührt meine Pfote auf ihre Hand.
Zoë wandte sich mir zu. Unsere Blicke trafen sich. Ich zauberte ein Lächeln hervor und ließ meine Augen sprechen. Lass uns einfach nur Spaß haben. Doch ich konnte die Emotionen nicht deuten, die ihr Gesicht widerspiegelte. » Ich will gewinnen«, stieß sie schließlich hervor. » Wir müssen unbedingt die Besten werden.«
Etwas in ihrer Stimme berührte mein Herz. Warum setzte sich Zoë nur unter solchen Druck? Ihr Ton machte klar, dass sie sich nicht mit einer Silbermedaille zufriedengeben würde. Was auch immer sie am Glücklichsein hinderte … Es musste äußerst wichtig sein.
Eine der freiwilligen Helferinnen riss mich aus meinen Gedanken, als sie mit ihrem Schreibbrett zu uns kam, unsere Namen verlas und uns aufforderte, uns auf unsere Startposition zu begeben. Ich trottete hinter einer angespannten Zo ë her zu der Öffnung im Zaun gleich neben dem Tisch der Jury. Ein Bichon Frisé hatte gerade die Geduldsprobe vermasselt, indem er schon nach der Hälfte der Zeit aufgesprungen war. Beim Hinausgehen lächelte er uns zu. Danach mussten wir noch warten, bis ein Junge das Programm mit seinem Irischen Wolfshund absolviert hatte. Ich versuchte, locker zu bleiben. Doch Zoës schneller Atem gefiel mir nicht. Wie eine Katze starrte sie reglos über den Platz, ohne wirklich etwas zu sehen. Ich trat von einer Pfote auf die andere, hämmerte mit dem Schwanz auf den Boden und gähnte hörbar. Aber nichts wirkte. Zoë verschränkte die Finger ineinander, nagte an ihrer Lippe und schien allein mit ihrem Stress beschäftigt.
War das nicht die reinste Ironie? Ausgerechnet jetzt, wo ich mir Zo ë s lockere Art angewöhnt hatte und meinte, dass das Leben schöner war, wenn man Spaß hatte und nicht so viel nachdachte, hatte Zoë sich in eine Grüblerin erster Klasse verwandelt! Ich sah zu ihr hoch. Ihr Gesicht war zu einer Maske verzerrt, als ob jemand sie gezwickt hätte. Dazu die hochgezogenen Schultern und die verkniffenen Lippen. Ich seufzte. Sie benimmt sich genau wie ich
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