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Hundert Jahre Einsamkeit

Hundert Jahre Einsamkeit

Titel: Hundert Jahre Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Garcia Marquez
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und Gabeln, so viele Messer und Löffelchen seien nichts für Christen, sondern für Tausendfüßler, und die die einzige war, die mit verbundenen Augen sagen konnte, wann man den Weißwein serviert und von welcher Seite und in welches Glas, und wann man den Rotwein serviert und von welcher Seite und in welches Glas, und nicht wie das Bauerntrampel von einer Amaranta, sie ruhe sanft, die glaubte, Weißwein werde tags serviert und Rotwein abends, und sie, die einzige an der ganzen Küste, die sich rühmen durfte, sich nur in goldene Nachttöpfe erleichtert zu haben, damit der Oberst Aureliano Buendía, er ruhe sanft, mit seiner bösen Freimaurergalle die Unverschämtheit besitze zu fragen, wo sie sich dieses Vorrecht verdient habe, ob sie vielleicht nicht etwa Scheiße kacke, sondern Lilien, man stelle sich das vor, mit diesen Worten, und damit Renata, ihre ureigene Tochter, die indiskreterweise ihre Entleerung im Schlafzimmer gesehen hatte, erwidert habe, ja, der Nachttopf bestehe aus reinem Gold und Wappenschmuck, doch da drinnen sei reine Scheiße, körperliche Scheiße, die aber schlimmer sei als die der anderen, weil es Scheiße einer Zierpuppe sei, man stelle sich vor, das von der eigenen Tochter, darum habe sie sich nie Illusionen über den Rest der Familie gemacht, jedenfalls dürfe sie mit Recht etwas mehr Rücksicht von seiten ihres Gatten erwarten, schließlich sei er ihr Ehegatte vor dem Sakrament, ihr Urheber, ihr gesetzlicher Schänder, der aus freiem, erhabenem Willen die schwere Verantwortung auf sich genommen habe, sie aus ihrem Elternhaus wegzuholen, wo ihr nie etwas gefehlt oder weh getan hatte, wo sie zu ihrem eigenen Zeitvertreib Trauerwedel geflochten habe, zumal ihr Taufpate einen Brief mit seiner Unterschrift und dem Petschaft seines Siegelrings gesandt habe, nur um zu sagen, die Hände seines Patenkindes seien nicht für die Aufgaben dieser Welt gemacht, es sei denn fürs Klavichordspielen, trotzdem habe der Wahnsinnsmensch von einem Ehegatten sie aus ihrem Elternhaus gezerrt mit allen Ermahnungen und Warnungen und sie dabei in diesen Höllenbrutkessel geschleift, wo man vor Hitze nicht atmen könnte, und noch bevor sie ihr Pfingstfasten beendet hatte, sei er mit seinen Wandertruhen und seinem Bummlerakkordeon abgezogen und habe sich in krassem Ehebruch mit einer Schlampe verlustiert, bei der man sich bloß den Hintern anzusehen brauche, na schön, was gesagt ist, ist gesagt, nun ist es raus, die man bloß mit ihrem Stutenhintern wackeln zu sehen brauchte, um zu erraten, daß sie eine, daß sie eine war, ganz im Gegensatz zu ihr, die eine Dame war, sei es im Palast oder auch im Schweinestall, am Tisch oder im Bett, eine Dame von Geburt, gottesfürchtig, gehorsam Seinen Gesetzen und Seinem Ratschluß Untertan, mit der man folglich nicht die Geilereien und Bocksprünge machen konnte, die er mit der anderen aufstellte, die sich natürlich zu allem hergab wie die französischen Matronen, ja noch schlimmer, wenn man's recht bedachte, weil diese wenigstens so ehrbar waren, eine rote Lampe vor ihre Türe zu hängen, dergleichen Sauereien, man stelle sich vor, das fehlte noch gerade, mit der einzigen, vielgeliebten Tochter der Doña Renata Argote und des Don Fernando del Carpio, vor allem natürlich dieses heiligen Menschen und Mannes, dieses ganz großen Christen, eines Ritters vom Orden des Heiligen Grabes, jener, die unmittelbar von Gott das Vorrecht empfangen, sich unversehrt in ihrer Gruft zu bewahren mit einer Haut seidenglatt wie ein Brautkleid und mit Augen, durchsichtig wie Smaragd.
    »Das stimmt nicht«, unterbrach Aureliano Segundo. »Als er gebracht wurde, stank er schon.«
    Er hatte die Geduld gehabt, ihr einen ganzen Tag zuzuhören, bis er sie bei einem Fehler ertappte. Fernanda machte sich nichts daraus, senkte indes die Stimme. An jenem Abend beim Nachtmahl übertönte das beklemmende Summen der Litanei das Regengeräusch. Aureliano Segundo aß wenig, hielt den Kopf gesenkt und zog sich früh in sein Schlafzimmer zurück. Beim Frühstück am nächsten Morgen zitterte Fernanda, sah unausgeschlafen aus, schien aber all ihren Groll losgeworden zu sein. Trotzdem, als ihr Mann sie fragte, ob es nicht möglich sei, ein weiches Ei zu bekommen, erwiderte sie nicht einfach, die Eier seien letzte Woche ausgegangen, sondern verstieg sich in eine wütende Schmährede gegen die Männer, die ihre Zeit mit einer Nabelschau verbrachten und gleich darauf die Stirn hätten, als Vorspeise

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