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Hundertundeine Nacht

Hundertundeine Nacht

Titel: Hundertundeine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Aufspüren und Ausheben einer Terrorzelle! Ich erhob mich.

    »Entschuldigen Sie meine Naivität. Für einen Moment war ich tatsächlich davon ausgegangen, daß Sie mir etwas zum Tod von Frau Bergkamp mitteilen könnten. Wenn das nicht der Fall ist, haben Sie heute abend sicher noch wichtige Aufgaben, von denen ich Sie nicht abhalten will.«

    Waldeck sprang auf, Gesicht hochrot, wollte etwas sagen. Wahrscheinlich etwas wie, daß er auch anders könne oder daß ich mich nicht zu sicher fühlen solle. Der ohnehin verschnupfte Kollege Jablonske hingegen blieb sitzen, schnaubte erneut laut und ausführlich, inspizierte das Ergebnis im Taschentuch und räusperte sich.

    »Herr Dr. Hoffmann. Wir vom Verfassungsschutz sind manchmal etwas betriebsblind und stellen dann Fragen, die mißverstanden werden können.«

    Eine deutliche Kritik am Kollegen Waldeck, Jablonske hatte mich leicht auf seine Seite bekommen.

    »Ich schlage vor, wir beginnen unser Gespräch einfach von vorne. Wir sind an der Aufklärung des Schicksals von Frau Bergkamp genauso interessiert wie Sie, das können Sie mir glauben. Aber dazu brauchen wir ein paar Hintergrundinformationen. Zum Beispiel, wie es überhaupt zu diesem Hilfstransport von Frau Bergkamp in das irakische Kurdistan kam, wer ihr dabei geholfen hat. Wären Sie bereit, uns dazu ein paar Auskünfte zu geben?«

    Wahrscheinlich handelte es sich nur um das alte Spiel guter Kommissar und böser Kommissar, aber ich ging darauf ein. Eventuell würden die beiden schließlich doch noch mit etwas Wissenswertem herausrücken. Also setzte ich mich wieder. Waldeck auch.

    »Ich habe es bereits erklärt. Celine hat sich immer für Benachteiligte eingesetzt. Besonders engen Kontakt hatte sie zuletzt zu den kurdischen Asylanten bei uns, dadurch hat sie viel über die Situation im Irak erfahren. Unter anderem, wie wenig die Bevölkerung vom UN-Programm ›Brot für Öl‹ profitiert. Das meiste von diesem Geld geht in weitere Paläste für Saddam Hussein, der Rest an befreundete Familien. Mag sein, daß zum Schluß sogar ein paar Cent für die Bevölkerung übrigbleiben. Die dreizehn Prozent jedenfalls, die Saddam davon den Kurden abgeben muß, reichen dort hinten und vorne nicht. Die würden ohne den Ölschmuggel in die Türkei verhungern! So kam die Idee auf, Medikamente zu sammeln, bei uns in der Klinik und bei niedergelassenen Kollegen, die kostenlosen Ärztemuster zum Beispiel. Das war der Anfang. Später kamen ausrangierte OP-Instrumente dazu, schließlich unsere ausgemusterte Röntgenanlage. Zusätzlich haben wir fleißig Geldspenden eingeworben.«

    Ich sah keinen Grund zu erwähnen, daß uns die vorschriftsmäßige Entsorgung der alten Röntgenanlage in Deutschland einige Hunderttausend Euro gekostet hätte.

    »Aber dies hätten Sie doch alles einer erfahrenen Hilfsorganisation wie dem Roten Kreuz übergeben können. Die machen so etwas schließlich andauernd.«

    »Da war Celine strikt dagegen. Selbst wenn alles korrekt läuft, argumentierte sie, versickert bei diesen Organisationen zuviel in der Verwaltung. Zusätzlich verdienen bei dieser Methode eine Menge Leute an abgelaufenen Lebensmittelkonserven oder ausrangierten Bundeswehrzelten. Der Rest verschwindet schließlich vor Ort.«

    »Trotzdem, so einen Transport quer durch Europa zu organisieren und ihn dann noch selbst anzuführen ...«

    »Das hat auch mir überhaupt nicht gefallen, aber hierzu hatte Celine ebenfalls eine dezidierte Auffassung. Sie meinte, die großen Hilfsorganisationen würden häufig dieselben Leute beauftragen, die sonst die illegalen Waffentransporte durchführen oder Drogen durch die Gegend karren. Sie kennen Frau Bergkamp nicht. Als sie sich zu Fahrstunden für den LKW-Führerschein angemeldet hatte, war klar, daß sie die Sache durchziehen und niemand sie davon würde abhalten können.«

    »Aber ich habe Bilder gesehen, daß zum Beispiel das Rote Kreuz solche Konvois auch selber durchführt.«

    »Und die Funktionäre dieser humanitären Organisationen überwachen dann vor Ort alles weitere vom Barhocker aus, Zutritt für örtliche Bevölkerung tabu.«

    Ich hatte diese Leute letztes Jahr auf einer Ärztetagung in Nairobi erlebt, bei der natürlich auch wir Mediziner in einem entsprechenden Luxusschuppen residiert hatten.

    »Und woher kamen die Lastwagen für den eigenen Konvoi?«

    Schmunzelnd erinnerte ich mich an die sogenannten Transportmittel, die Celine und Heiner ursprünglich vorgesehen hatten:

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