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Hundertundeine Nacht

Hundertundeine Nacht

Titel: Hundertundeine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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heiratet dich dieser Doktor dann nicht?« war es zu mir nach oben gedrungen, wo ich gerade das Präsent für Celine in ökologisch absolut inakzeptables goldenes Geschenkpapier einwickelte. »Du mußt sehen, daß du endlich mal dein Leben ordnest.«

    Das kam von Leuten, deren Lebenshöhepunkt darin bestand, daß Gudrun Ensslin angeblich einmal bei ihnen übernachtet hatte!

    »Dieser Doktor heiratet mich genauso wenig, wie ich diesen Doktor heiraten werde!«

    Auf Wunsch von Celine packten wir noch vor dem Frühstück unsere Sachen und verschwanden zurück nach Berlin. Nur noch ein weiteres Mal traf ich die beiden, vor zwei Jahren, bei der Beerdigung von Celines Lieblingsonkel Kurt oder Fritz.

    Auf dem Parkplatz des Flughafen Tegel spendierte ich dem Automaten die gewünschten drei Euro, winkte der Überwachungskamera freundlich zu und sortierte mich auf die Stadtautobahn. Die Klinik würde mich heute nicht mehr sehen. Ich würde mir zu Hause einen schönen Mozart auflegen, etwas Heiteres. Vielleicht die Violinkonzerte oder Cosi fan tutte. Trauer ist schon traurig genug.

Spiegel Online, 28. Februar

    Mißbrauch in Flüchtlingslagern: Ein Stück Seife als Belohnung für Kindersex

    Jahrelang sollen Mitglieder von Hilfsorganisationen und Blauhelm-Soldaten in westafrikanischen Flüchtlingslagern Kinder mißbraucht haben. Uno-Generalsekretär Kofi Annan hat eine harte Bestrafung der Schuldigen versprochen, und das Hilfswerk der Vereinten Nationen hat einen Plan erarbeitet, wie die Ausbeutung gestoppt werden kann.

Spiegel Online, 9. Dezember

    Deutsches Rotes Kreuz: Millionen in die eigene Tasche gewirtschaftet?

    Das DRK soll seit Jahren Überschüsse in Millionenhöhe zweckentfremdet haben. Unter anderem soll das DRK in NRW mit Spendengeldern dubiose Grundstückskäufe getätigt haben. Das hat das ARD-Fernsehmagazin »Kontraste« und der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) recherchiert.

Spiegel Online, 10. Dezember

    Deutsches Rotes Kreuz: Spenden, Drinks und Rock'n'roll

    Der Bernauer Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes hat offenbar munter Gelder zweckentfremdet und damit eine Diskothek mit angeschlossenem Solarium gebaut. Der DRK-Präsident Knut Ipsen schließt nicht aus, daß auch in anderen Kreisverbänden ähnlich krumme Geschäfte abgelaufen sind.

Kapitel 2

    Es wurde nichts mit Mozart und mir. Kaum hatte ich aus meiner ständig wachsenden Kollektion von Fernbedienungen die für den CD-Spieler gefunden, nachdem erst das Radio mich angebrüllt und dann der Fernseher losgegangen war, standen zwei ordentlich gekleidete Herren vor der Tür. Ob sie mich wohl ein paar Minuten sprechen könnten? Ich erklärte ihnen, daß ich mein Fernsehprogramm jede Woche kostenlos bei Tchibo mitnähme, für Zeitungen oder Zeitschriften keine Zeit und auf Spenden oder eine neue Religion keine Lust hätte.

    »Und bei der GEZ habe ich mich schon vor einem Jahr angemeldet!« ergänzte ich.

    »Wir sind nicht von der GEZ. Wir hätten Ihnen gerne ein paar Fragen zu Frau Celine Bergkamp gestellt, wenn Sie nichts dagegen haben.«

    Dabei hielt mir jeder eine Plastikkarte mit seinem Konterfei unter die Nase, aber das machte mich erst recht mißtrauisch. Denn eigentlich war ich an diesem Abend nicht unfroh über irgendeinen Besuch und hätte die beiden wahrscheinlich einfach eingelassen, hätten sie nicht so bedeutungsvoll mit ihren Plastikkarten gewedelt.

    »Wen kann ich anrufen, wo kann man mir Ihre Legitimation bestätigen?«

    »Kein Problem. Wählen Sie 226 570, und fragen Sie nach dem Diensthabenden. Dort wird man uns legitimieren.«

    Ich bin im Grunde ziemlich gutgläubig, vielleicht hing meine Reaktion mit Celine und dem Sarg zusammen.

    »Mir wäre es lieber, sie gäben mir den Namen ihrer Behörde. Dann suche ich mir die Nummer selbst aus dem Telefonbuch heraus.«

    Nach einigem Blättern fand ich es: Bundesamt für Verfassungsschutz, Außenstelle Berlin, Mauerstraße 34-38, 10117 Berlin. Telefon 226 570 stimmte. Irgendwie fand ich es auch wieder tröstlich, in einem Staat zu leben, dessen Geheimdienst im Telefonbuch steht. Ich nahm mir vor, demnächst zu schauen, ob die Leute auch eine Homepage betrieben, zum Beispiel mit den Fotos aller Mitarbeiter, oder wenigstens das Foto des »Mitarbeiters des Monats«. Jedenfalls wurde mir unter der Telefonnummer 226 570 versichert, daß die Herren Jablonske und Waldeck in offiziellem Auftrag kämen und die Bundesrepublik Deutschland meine Kooperation zu schätzen wisse.

    Mir

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