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Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch.

Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch.

Titel: Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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einmal viel berühmter sein würde als der Sieger Amundsen. Und hätte er es geahnt, hätte er auf diesen Ruhm vermutlich lieber verzichtet. Sein tragisches Schicksal bewegt nämlich heute noch die Gemüter. Er und seine vier Mitstreiter verhungerten bei der Rückkehr vom Pol und wurden so zu Märtyrern, die ihr Leben fürs Vaterland geopfert hatten.
    Roald Amundsen aber konnte sich nie ungetrübt über seinen Sieg freuen. Er hatte nämlich nicht, wie er es ein Leben lang geplant hatte, den Nordpol entdeckt, sondern das genaue Gegenteil, den Südpol. Und das hat ihn zeit seines Lebens geärgert.
    Die beiden Hunde Mylius und Ring durften zusammen mit anderen überlebenden Hunden die Heimreise antreten. Was aus ihnen wurde, ist unbekannt. Aber selbst wenn es sich bei dem bronzenen Hund um einen der beiden handeln sollte – es wäre ihnen garantiert egal gewesen. Hunde legen keinen Wert auf einen Platz in den Geschichtsbüchern.

78 Mit Hund die Seele ergründen
    Auf der Liste der hundert einflussreichsten Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte findet man weder Roald Amundsen noch Robert Scott. Man findet dort aber auf Platz 69 einen anderen prominenten Hundebesitzer, nämlich Sigmund Freud, den Begründer der Psychoanalyse. Auch bei seiner Forschungsarbeit assistierten Freud Hunde. Allerdings nutzte er sie nicht, um seine Forschungen voranzutreiben, sondern nur, um seiner Arbeit selbst gewachsen zu sein.
    »Hunde lieben ihre Freunde und beißen ihre Feinde, ganz anders als Menschen, die reiner Liebe unfähig sind und jederzeit Liebe und Hass in ihren Objektbeziehungen mischen müssen«, so äußerte sich Freud über den Unterschied zwischen Hund und Mensch. Und genau dieses Fehlen jeglicher Ambivalenz in den Gefühlen liebte der Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud an seinen Hunden.
    Kein Wunder. Freud empfing täglich bis zu zwölf Stunden lang Patienten und hörte ihnen zu, während sie ihm unter Tränen ihre komplizierten Beziehungen aus einem Konglomerat an Liebe und Hass schilderten. So etwas kann man besser aushalten, wenn ein Hund unterm Schreibtisch liegt, dem das alles gleichgültig ist.

Freud und Jofie
    Freuds erste Chow-Chow-Hündin zog 1928 bei ihm ein, starb allerdings schon bald bei einem Unfall. Dann kam Jofie und eroberte das Herz des damals über Siebzigjährigen. »Sie ist ein entzückendes Geschöpf, so interessant, auch als Frauenzimmer, wild, triebhaft, zärtlich, intelligent und doch nicht so abhängig, wie andere Hunde sein können. Man wird den Respekt vor solchen Tierseelen nicht los«, schrieb der Psychoanalytiker in einem Brief an Lou Andreas-Salomé.Die goldfarbene Chow-Chow-Hündin erwiderte diese Zuneigung und wich Freud fortan nicht mehr von der Seite. Beim Essen lag sie neben seinem Stuhl und beim abschließenden Mittagsschläfchen auf seinem Schoß. Paula Fichtl, das Dienstmädchen der Familie Freud, berichtete in ihren Lebenserinnerungen, wie sie manchmal durch die Tür hörte, wie die Hündin wohlig knurrte, während der Professor eine Melodie vor sich hin summte.
    Auch bei den Analysen war Jofie stets dabei. Sie begrüßte jeden Besucher und half Freud bei der ersten Einschätzung seiner Patienten. »Wen die Jofie nicht mag, bei dem stimmt auch etwas nicht«, soll er gesagt haben.
    Außerdem wachte Jofie über Freuds Zeitplan. Wenn ein Patient seine Sitzung ungebührlich ausdehnte, sprang sie auf und lief bellend zur Tür.
    Stellte die Hündin etwas an, so wurde sie nie getadelt. »Der Professor hat nur gelacht und die Jofie gestreichelt«, berichtete Paula Fichtl.
    1937 wurde Jofie krank und musste eingeschläfert werden. Freud trauerte. »Über sieben Jahre Intimität kommt man nicht leicht hinweg«, schrieb er an Arnold Zweig.
Freud und Lün
    Doch der selbst schwer an Gaumenkrebs erkrankte Mann blieb nicht lange ohne Hund. Lün-yu, ein ebenfalls goldfarbener Chow-Chow-Rüde, zog bei Freuds ein. Er emigrierte 1938 mit der Familie nach England, wo er sechs Monate lang in Quarantäne musste. Dann tobte er erstmals durch den winterlichen Garten der neuen Bleibe, und der Psychoanalytiker lebte sichtlich auf. Als Freud im August 1939 bettlägerig wurde, traf es ihn schwer, dass der Hund vor dem Geruch der Krankheit zurückwich und sein Zimmer nicht mehr betreten wollte.
    Sigmund Freud starb am 23.   September 1939 an einer selbst bestimmten Überdosis Morphium. Lün überlebte seinen Herrn um viele Jahre.

79 Einen Hund ins All schießen
    Das Wort »zynisch« leitet sich

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