1917 - Die Rätsel von Ketchorr
Die Rätsel von Ketchorr
Icho Tolots schwerster Kampf – der Haluter muss sich entscheiden
von H. G. Francis
Die Hauptpersonen des Romans:
Icho Tolot - Der Haluter kämpft mit seiner Moral und seinem Überlebensinstinkt.
Hotch-Kotta - Der Händler der Koraws sucht das Geschäft seines Lebens.
Gucky - Der Mausbiber will das Rätsel von Ketchorr lösen.
Julian Tifflor - Der Terraner bricht mit einer gemischten Mannschaft auf.
Die Mutter - Ein Wesen denkt nur an das Überleben seines Volkes.
1.
Die Zeit lief ab. Der Verfall war nicht mehr aufzuhalten. Der letzte Durchlauf brachte keine anderen Resultate als die Tests zuvor.
Irgendwann kam alles einmal zum Ende. Das Leben ebenso wie die Maschinen, Kulturen ebenso wie Zivilisationen, Gedanken ebenso wie Gefühle.
Alles war dem Tode geweiht. Nichts blieb auf ewig erhalten. Nicht der Planet. Nicht die Sonne. Nicht die Galaxis. Noch nicht einmal das Universum. Leben entstand, Leben verging.
Sie spürte es am eigenen Leibe. Sie hatte es bei ihrem Volk erlebt. Sie war sich darüber klar, daß der Tod an die Tür klopfte. Auch für sie.
Und doch gab es Hoffnung.
Noch existierten zwei befruchtete Eizellen. Aus ihnen konnte neues Leben erwachsen, konnte sogar das ganze Volk neu entstehen. Vorausgesetzt, es gelang, einen geeigneten Wirt zu finden, einen Träger des neuen Lebens.
Aber einen solchen gab es nicht auf diesem Planeten.
Es hatte keinen mehr gegeben, nachdem vor Jahrtausenden der letzte von ihnen gestorben war. Unter solchen Umständen war es geradezu wahnwitzig, darauf zu hoffen, daß ausgerechnet in der Stunde des Todes einer erscheinen und die Probleme lösen würde.
Ihr Leben ging mit einer tiefen Enttäuschung zu Ende.
Die letzten Generationen ihres Volkes hatten nicht nur gegen das Böse gekämpft, sondern vor allem auch an dem großen Werk gearbeitet, das alles Leben zumindest in diesem Teil des Universums retten sollte. Die letzten Kräfte waren dafür geopfert worden.
Die wertvollsten Individuen des Volkes hatten buchstäblich ihr' Leben eingesetzt für diese Aufgabe.
Es war eine Ironie des Schicksals, daß dieses Werk in der Lage war, das Leben in dieser Galaxis zu retten, während alles Leben in der Galaxis zusammengenommen umgekehrt ihr Leben nicht bewahren konnte.
Auch nicht das Leben der beiden Eizellen, denn dazu war eine besondere Lebensform Voraussetzung, eine Lebensform, die in diesem Teil des Universums nicht mehr existierte und in ihrer Art so extrem war, daß sie nicht durch eine andere ersetzt werden konnte.
Doch bis heute war das große Ereignis nicht eingetreten, und es sah auch nicht danach aus, als ob es noch in einer Zeit dazu kommen würde, in der die Maschine leisten konnte, wofür sie gebaut worden war.
Ein ganzes Volk war einer Idee bis in den Tod gefolgt, die sich letztlich als Wahnidee entpuppt hatte.
Es war ein gewaltiges Werk, das unter der Oberfläche des Planeten errichtet worden war. Es war so mächtig, daß es beinahe um die ganze Welt reichte und einen Planeten im Planeten bildete. Die Edlen waren davon ausgegangen, daß es innerhalb von etwa 10.000 Jahren seine Aufgabe erfüllen würde. Doch mittlerweile waren mehrere hunderttausend Jahre verstrichen, und nichts anderes war geschehen, als daß der Verfall eingesetzt hatte - zunächst kaum merklich, doch dann immer mehr und mehr. Zu Anfang war noch genügend Material dagewesen, um die Schäden zu beheben, später hatte sie improvisiert, immer in der Hoffnung, daß nur noch wenig Zeit zu überbrücken war.
Schließlich waren Teile der gesamten Apparatur ausgefallen und konnten nicht mehr repariert werden. Danach hatte sich der Verfall beschleunigt - und nun stand der Tod vor der Tür.
Sie glaubte, ihn klopfen zu hören. Der Schmerz übermannte sie.
Gab es keine göttliche Macht, die ihr half?
Oder zürnte die göttliche Macht, weil sie die Maschine als Blasphemie empfand? Und wenn es so war, hatte sie womöglich recht damit? Vielleicht war es tatsächlich Blasphemie, direkt in die Schöpfung und ihr Werk eingreifen zu wollen!
Ihr war klar, daß sie keine Antwort auf ihre Fragen erhalten würde. Der Tod würde schneller sein.
Und wenn er Hunderttausende von Jahren braucht, auch der Schleichende Tod kommt einmal an sein Ziel!
*
Die INGORUE kehrte rund fünfhundert Lichtjahre vom Minzant-System entfernt in den Normalraum zurück. Icho Tolot, Gucky und Julian Tifflor hielten sich in der Zentrale
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