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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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Großvater, und Knut packte seine Arme und wollte ihn auf den Boden zwingen, wobei er hysterisch lachte. Großvater kämpfte mit aller Kraft dagegen an, zuerst grinsend, und dann verbissener, als sich ihr Handgemenge nach und nach zu einem regulären Ringkampf entwickelte.
    »Hört endlich auf damit!« rief Großmutter und versuchte, sie zu trennen, allerdings ohne nennenswerten Erfolg.
    Mit seinem Vater am Birkebladsvej kämpfend, zog Knut seine Kraft aus dem Geruch des Öls in den Maschinenräumen der Schiffe und aus der Eintönigkeit der Routine auf den langen Überfahrten; das wohlbekannte Gefühl, Tau durch seine Hände gleiten zu lassen, bis Vater brüllte: »Jetzt ist es aber genug, verflucht noch mal! Hört auf, euch wie Kleinkinder zu benehmen!«
    In diesem Moment wälzten sich die beiden auf dem Fußboden, und obwohl sie dem Kommando gehorchten, erleichtert, den Kampfplatz verlassen zu können, noch bevor ein Gewinner und ein Verlierer feststand, waren sie doch beide verärgert, von dem ach so erfolgreichen großen Bruder und Sohn gemaßregelt zu werden.
    Möglicherweise hatte Knut eine triumphierende Heimkehr erwartet, tatsächlich erwies es sich jedoch als eine anstrengende Angelegenheit. »Ist ja überhaupt nichts passiert. Hier ist ja alles noch genauso wie immer«, zischte er und brach in immer hysterischeres Gelächter aus, bis sein Blick auf seine heulende Schwester fiel.
    Sag Katrine, daß ich eines Tages kommen und sie holen werde , hatte Knut vor fünfzehn Jahren gesagt, als er sich an einem verzauberten Morgen im Ålborger Hafen von seinem großen Bruder verabschiedete. Er hatte damit gerechnet, daß seine große Schwester all die kindlichen Versprechen vergessen hatte, aber Anne Katrine hatte nie vergessen, wie sie stets die Donnerwetter auf sich nahm, wenn er als Kind Dummheiten gemacht hatte. Und sie vergaß auch nie, daß er als Antwort ihrer aufopfernden Liebe ein Versprechen gegeben hatte, das sie oft genug geradezu sabbern ließ vor Vergnügen. Unter gar keinen Umständen hätte sie sein Versprechen vergessen, sie mitzunehmen .
    Nein. In den vierzehn Tagen, in denen Knut sich in Dänemark aufhalten wollte, vergaß die Trutsche nicht ein einziges Detail, und ihre Enttäuschung wurde auf den unzähligen Photographien verewigt, die Mutter knipste. Anne Katrine am Seitenrand eines Bildes. Anne Katrine, die aus Protest allen den Rücken zugewandt hat. Anne Katrine mit trotzigen Tränen in den Augenwinkeln.
    Nach einem angespannten Abendessen taute die Stimmung am Birkebladsvej ein wenig auf, und Onkel Knut zeigte die stolzen Narben von drei messerscharfen Haifischzähnen. Er berichtete von den Kopfjägern auf Papua-Neuguinea. Er prahlte mit der Zahl von unglücklichen kleinen Mädchen, während er für eine beeindruckende Absenkung des Pegels von Vaters Whisky sorgte und dabei ausführlich über seine Tätowierungen erzählte, die den größten Teil seines Körpers bedeckten – »sogar, ihr-wißt-schon«, sagte er und lächelte geheimnisvoll, bis Mutter und Großmutter ihm so lange zusetzten, daß er sich am späten Abend aus seinem Stuhl erhob, die Hose aufknöpfte und seinen Schwanz auf den Tisch legte.
    Für meine Geliebte , stand da.
    Es wurde ein stehender Witz in der Familie, daß Onkel Knuts Pimmel – im Gegensatz zu Appelkopps – zu klein war, als daß der Tätowierer einen Namen hätte darauf schreiben können. Mit der Zeit blieb es aber auch unsere einzige Erklärung, warum er nie eine dauerhafte Verbindung einging, sondern sich nur auf kurzfristige Abenteuer mit Frauen einließ, die so süß wie Schokolade und so scharf wie Huren waren, wie er sagte; dabei lachte er und warf regelmäßig Blicke in Askilds Richtung, der allerdings nicht sonderlich beeindruckt schien. Nein, Knut mochte seinem Neffen und seiner Nichte imponieren, aber nicht seinem Vater, aber wozu auch? dachte er und trank mehr als normal, um dies alles zu ertragen. Seinen verschlossenen Papa, der ihm keinen anerkennenden Klaps auf die Schulter gab. Seinen ach-so-erfolgreichen Bruder. Seine Mama, die trotz der Wiedersehenstränen eher besorgt als stolz war. Und seine große Schwester, die nicht verstand, daß er, zum Teufel noch mal, kein Kind mehr war. Die ganze Zeit sah er ihren enttäuschten Blick, den er nicht ertrug. Sie unterbrach seine Unterhaltungen. Sie verfolgte ihn überallhin, sogar wenn er auf die Toilette ging. Drei Tage nach seiner Heimkehr hatte Knut genug. Als sie sich über ihn beugte, während

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