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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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in den Bauch.
    »Laß mich los!« schrie ich und versuchte vergeblich, mich aus ihrer klammernden Umarmung zu befreien. Sie schnaufte wie ein wildes Tier.
    Ich verstand nicht, wie ich es jemals hatte genießen können, mit ihr im Keller zu toben. Ich fand sie unappetitlich, und als Dank für all die Beschimpfungen, die auf sie einhagelten, wenn sie auf der Jagd nach Geschenken für ihren süßen Neffen in den Gärten fremder Menschen herumgewühlt hatte, biß ich sie fest in den Arm. Ein Zucken durchfuhr ihren Körper, als ich spürte, wie meine Zähne ihr durch die Haut drangen, dennoch ließ sie nicht los. Normalerweise hätte Anne Katrine bei einer derartigen Behandlung heulen müssen. Doch sie gab keinen Ton von sich. Eine ihrer Hände tastete hektisch nach meinen Hoden, während sie versuchte, mich durch den Spalt in den Raum unter der Treppe zu schubsen.
    Ich wollte dort nicht hinein. Ich wollte nie wieder mit Anne Katrine in diesen Raum und biß die Zähne so fest aufeinander, bis ich den süßen Geschmack von Blut in meinem Mund spürte. Ich merkte, wie ihr ganzer Körper vor Erregung zitterte. Aber sie ließ mich nicht los. Noch immer suchte sie nach meinen Hoden. Schließlich erwischte sie sie und drückte so fest zu, daß mir die Luft wegblieb und meine Zähne ihren Arm freigaben. Sie schubste mich in den schmalen Spalt, selbst konnte sie sich gerade noch hindurchzwängen, ihr Atem ging unregelmäßig, ich bekam Angst. Sie war so eigenartig, seit Onkel Knut ihr den Stoß versetzt und sie sich auf den Hintern gesetzt hatte. Sie hickste und rülpste und gab seltsame Geräusche von sich, die ich bisher von ihr nicht kannte. Als wir beide in dem engen Raum waren, legte sie mir einen Arm um den Hals und riß mich hintenüber, daß ich auf den Zementboden fiel. Ich hatte Schmerzen im Steißbein. Mein Hinterkopf war ohne Gefühl. Gerade wollte ich schreien, als sie sich zum letzten Mal auf mich legte, mich mit ihrem warmen Atem anhauchte, mir das Glockenspiel quetschte, bis ich ganz still dalag und mir der kalte Schweiß auf der Stirn stand … und ihren letzten Hickser ausstieß …
    Mit anderen Worten: Sie lockerte ihren Griff, rollte zur Seite und griff sich krampfhaft ans Herz. Ich sah das Blut an ihrem Arm, dort wo meine Zähne die Haut durchdrungen hatten, und in ihren Augen, in dem schwachen Schein des Lichtes, das durch den Spalt fiel, sah ich, daß sie starr vor Entsetzen war. Ich richtete mich auf, alles um mich herum drehte sich. Ich wollte so schnell wie möglich fort, doch auf einmal sah ich ihn. Ich sah den Hundskopf – das unheimliche Wesen, von dem Stinne mir vor vielen Jahren erzählt hatte. Der Hundskopf lag neben mir.
    Erschrocken wich ich zurück und kroch in die entfernteste Ecke, wo ich wie versteinert dasaß und ihren keuchenden Atemzügen zuhörte, bis ich kurz darauf Vaters Schritte auf der Treppe hörte. »Asger!« rief er. »Wird das noch was mit dem Wein?«
    Ich beeilte mich, durch den Spalt zu kommen, und rannte ihm direkt vor die Füße. »Was für eine Familie«, sagte er und versuchte vergeblich, Blickkontakt mit mir aufzunehmen.
    Ich hätte ihm erzählen sollen, daß die dicke Tante regungslos im Raum unter der Treppe lag. Ich hätte sagen sollen, daß er einen Krankenwagen rufen müsse, aber ich hob lediglich die beiden Weinflaschen vom Boden auf, gab sie meinem Vater und folgte ihm ins Wohnzimmer, wo Askild mit einer größeren Geschichte begonnen hatte und eigenartige Dinge über Großmutter erzählte, die wir kaum glauben mochten. Wer hatte auf seinen Finger getrampelt? Wer war der Kobold in der Schachtel, der irgendwann aus dem dunklen Mahagonischrank des Arztes Thor herausgestolpert kam? Wer war diese Person, die alle für einen sanften Engel hielten?
    Die Rede war von ganz unglaublichen Neuigkeiten, die meine große Schwester in Bann schlugen, Großmutters Wangen rot färbten und Knut für einen Moment still sein ließen, bis er genügend Kräfte für einen neuen Angriff gesammelt hatte. Alle schrien durcheinander, mit Ausnahme von Vater, der nur dasaß und angestrengt lächelte.
    Kurz darauf verschwand ich wieder im Keller, schlich durch den Spalt und entdeckte zu meinem großen Entsetzen, daß der Hundskopf noch da war. Er rang mit Mühe nach Luft. Er war ganz bis zum Spalt gekrabbelt und starrte mich mit halbgeöffneten Augen anklagend an. Als er versuchte, durch den Spalt zu kommen, schlug ich nach ihm und traf ihn mit der Faust im Gesicht. Der Hundskopf wich

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