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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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ich dich befragen darf?»
    «Zu einer alten Frau, die uns vielleicht weiterhelfen kann.»
    «Und?»
    «Was und?»
    «Soll ich kommen, oder ermittelst du in Zukunft alleine?»
    «Ich brauche dich, wenn ich zu Michael Geuther fahre. Diese Befragung ist schwierig, und ich mache sie lieber allein, weil die alte Dame schon beim Anblick einer Polizistin Panikanfälle bekommt. Es hat also nichts mit dir zu tun.»
    «Und Guerrini?»
    «Den nehme ich auch nicht mit.»
    «Na dann, bis später.» Baumann wartete nicht auf Lauras Antwort. Noch ehe Laura ihr Telefon weglegen konnte, brummte es erneut. Diesmal war es Marion Stadler, deren Stimme sehr reserviert klang. Als Laura ihr erklärte, dass sie unbedingt mit Anna Neugebauer sprechen musste, blieb es ein paar Sekunden lang still. Endlich räusperte sich Marion Stadler.
    «Ich glaube nicht, dass sie nochmal mit Ihnen sprechen wird, Frau Gottberg. Erstens ist sie ziemlich schlecht beieinander, und zweitens hat sie doch schon alles gesagt. Können Sie die alte Frau nicht endlich in Ruhe lassen? Was hat sie denn getan?»
    «Vermutlich gar nichts, aber sie weiß vielleicht etwas, das uns sehr weiterhelfen könnte. Es geht übrigens auch um die Straßenkämpfe vor ein paar Nächten.»
    «Die Straßenkämpfe? Dass ich nicht lache. Was soll denn die alte Frau damit zu tun haben?»
    «Das kann ich nur mit ihr besprechen.»
    «Also, ich sag Ihnen eines: Es ist das letzte Mal. Das allerletzte Mal.»
    «Danke. Ich werde ungefähr in einer halben Stunde bei Ihnen sein.»
     
    Lauras Herz klopfte schneller, als sie die Stufen zu Anna Neugebauers Wohnung hinauflief. Die junge Nachbarin wartete bereits auf sie und winkte Laura in ihre eigene Wohnung.
    «Ich versteh das alles nicht», sagte sie. «Erst schreit sie Zeter und Mordio, wenn ich vorsichtig was von der Polizei sage, und jetzt will sie unbedingt, dass Sie kommen. Es wäre ihr nur nicht früher eingefallen, hat sie gesagt, sonst hätt sie schon lange mit Ihnen geredet. Ist das Demenz, Alzheimer? Oder macht sie sich über uns alle lustig?»
    «Vielleicht beides.»
    «Tja, dann gehen wir rüber. Die Anna will, dass Sie zu ihr in die Wohnung kommen. Das hat sie ja vorher auch verweigert. Außerdem soll ich dabei sein und außerdem der junge Kolpy aus dem vierten Stock. Er kommt gleich.»
    Laura folgte ihr über den Hausflur zur Tür von Anna Neugebauer. Marion Stadler klingelte kurz, klopfte kräftig und schloss dann auf.
    «Sie hat mir den Schlüssel gegeben. Auch etwas ganz Neues. Früher hat sie drei Sicherheitsriegel und eine Kette vorgelegt.» Sie lachte und schüttelte ihre kurzen Haare. Laura fiel auf, dass sie sehr große dunkle Augen hatte. Von oben hörte man schnelle Schritte auf der Treppe.
    «Das ist Adrian, er weiß schon Bescheid.»
    Der junge Mann mit dem Lockenkopf grinste, als er Laura sah. «Ah, der Sozialdienst. Heute keine Ohrringe?»
    Marion Stadler sah ihn erstaunt an. «Was redest du denn da?»
    «Ich knüpfe nur an ein früheres Gespräch an.»
    «Jetzt versuch mal, ein bisschen ernst zu sein, sonst wirft sie uns gleich wieder raus. Wartet hier, bis ich rufe.» Sie ging den langen Flur entlang bis ans Ende, rief den Namen der alten Frau und verschwand in einem Zimmer. Nach ein paar Minuten erschien sie wieder und winkte. Es war eine dunkle Wohnung, aber vielleicht lag das nur an den geschlossenen Türen. Anna Neugebauer empfing sie in der Wohnküche, und Laura meinte, plötzlich in die Küche eines Bauernhauses versetzt zu sein. In einem Erker stand ein großer roher Holztisch vor einer lederbezogenen Eckbank. Es gab einen Herrgottswinkel, bemalte Schränke, Hinterglasbilder, sogar einen kleinen Kachelofen. Anna Neugebauer saß auf der Eckbank und sah ihnen entgegen. Hager, hoch aufgerichtet, mit wachen Augen. Nur ihre Hände waren in Bewegung. Sie falteten an einem Tuch herum.
    «Ihr könnt euch hinsetzen!», sagte sie. Als Laura ihr die Hand reichen wollte, winkte sie ab.
    «Was ich jetzt sag, des is ganz wichtig. Hört also genau zu. Es geht um den Dobler, diesen feigen Hund!» Sie begann zu husten, und Marion holte ein Glas Wasser. Die alte Frau trank einen Schluck und atmete tief ein.
    «Es ist wegen dem Dobler und weil es wieder Nazis gibt. Ich fang jetzt da an, wo ich die Idee gekriegt hab. Vor ein paar Monat hat ein junger Mann bei mir angerufen. Er hat g’sagt, dass er der Enkel vom Konrad Geuther ist. Der war ein Freund von meinem Mann.» Sie machte eine Pause und faltete weiter an dem Tuch herum.

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