Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall
erreichbar. Wahrscheinlich weißt du aber inzwischen, was passiert ist. Ich habe in diesem Zusammenhang einen Auftrag an dich. Würdest du bitte nachforschen, ob die beim BKA und beim Verfassungsschutz die Handynummern von Michael Geuther haben? Leute wie er haben meistens mehrere, wie du weißt. Falls ja, was ich hoffe, dann lass doch bitte überprüfen, wo er sich zwischen Ende Mai und Anfang Juni bewegt hat.»
«Wieso denn das? Die Überfälle auf die Penner fanden doch alle im August statt.»
«Es geht nicht um die Überfälle auf die Obdachlosen. Du wirst doch nicht im Ernst glauben, dass der Geuther persönlich zuschlägt. Dafür hat er andere!»
«Worum geht es dann?»
«Ich hatte letzte Nacht so eine Idee, sie ist ziemlich vage, aber ich glaube, es lohnt sich, sie auszuprobieren.»
«Sag nicht, dass es schon wieder was mit diesem Dobler zu tun hat!»
«Würde es dir was ausmachen, wenn du diesen Namen für eine Weile nicht erwähnst? Vor allem nicht gegenüber dem Chef!»
«Hör mal, Laura, du liegst ja häufig ziemlich richtig mit deinen Ideen, aber in diesem Fall … ich meine, eine Krähe hackt der andern kein Auge aus.»
«Hast du eine Ahnung, was Krähen so alles machen! Würdest du die Sache also in Bewegung bringen!»
«Okay, versuchen wir’s.»
«Danke. Zweitens: Lass alle Mitglieder des ‹Schwabinger Sturms›, deren Personalien wir haben, überprüfen. Alibi und so weiter. Macht denen Druck. Schick Florian und Ines.»
«Noch was? Wann kommst du denn?»
«Ich komme erst später.»
«Besuch?»
«Hat Havel was gesagt?»
«Klar.»
«Dann viel Spaß beim Klatschen. Ich bin erreichbar, falls ihr mich braucht. Bis später.»
Ärgerte sie sich? Nein, sie ärgerte sich nicht! Es war ihr egal. Sie nahm ihren Tee mit ins Bad und versuchte, ihr Äußeres so zu gestalten, dass sie sich halbwegs mochte. Ihr Veilchen begann ganz allmählich zu verblassen, und mit etwas Make-up konnte man es fast übersehen. Laura war froh, dass Angelo noch schlief. Morgens war sie gern allein. Es war die Zeit, in der sie sich sammelte und auf den Tag vorbereitete. Sie beschloss, nicht im Krankenhaus anzurufen, sondern hinzufahren.
Geschminkt und angezogen, brachte sie Angelo eine Tasse Kaffee ans Bett und zog das Rollo halb hoch, um ein wenig Licht ins Zimmer zu lassen. Er blinzelte, wälzte sich zur Kaffeetasse und schnupperte daran.
«Weißt du eigentlich, dass du die einzige Frau in meinem Leben bist, die mir Kaffee ans Bett bringt? Allein das ist schon ein Grund, unsere Beziehung fortzusetzen.»
«Erstaunlich, was du kurz nach dem Aufwachen so denkst.»
«Vieni qua, komm her!» Er streckte die Hand nach ihr aus.
«Nein, du könntest meine Renovierungsarbeit zerstören. Ich werde nämlich in ein paar Minuten ins Krankenhaus fahren und danach eventuell diesen Neonazi-Anführer besuchen. Du kannst dir überlegen, ob du mitkommen willst.»
Guerrini schlürfte seinen Kaffee und musterte sie nachdenklich.
«Du siehst gut aus. Schwarz steht dir.»
«Danke. Kommst du mit oder nicht?»
«Hast du im Krankenhaus angerufen?»
«Nein. Ich gehe lieber selbst hin.»
«Willst du wirklich, dass ich mitkomme? Dein Verhältnis zu diesem Ralf war doch ein sehr persönliches. Vielleicht störe ich.»
«Nein, du störst nicht.»
«Bene, in fünf Minuten bin ich fertig.»
Er sprang aus dem Bett und verschwand, nur mit blauen Boxershorts bekleidet, im Bad. Ich liebe seinen Körper, dachte Laura, seinen Rücken, seine Beine, die Arme, den Nacken, alles.
INTENSIVSTATION, NATÜRLICH. Aber immerhin bedeutete es, dass er noch lebte. Laura kannte den Weg durch die Gänge des Krankenhauses. Nicht zum ersten Mal besuchte sie einen Schwerverletzten. Und alles war wie immer, nur roch es wegen der Hitze noch intensiver als sonst: Der Geruch von Desinfektionsmitteln mischte sich mit dem von Urin, Kantinenessen und Schweiß. Auch im Inneren des Gebäudes war es viel zu heiß, die Türen zu den Krankenzimmern standen offen, um ein wenig Luft durchziehen zu lassen.
Der Arzt, der bereits auf sie wartete, war jung und offensichtlich erschöpft. Blass, mit dunklen Schatten unter den Augen, bemühte er sich um Freundlichkeit und lächelte sogar, als Laura ihren Ausweis zeigte.
«Kriminalpolizei. Sie sehen ein bisschen so aus wie die Kommissarinnen im Fernsehen.» Sein grüner Kittel zeigte Schweißflecken, und er gähnte hinter vorgehaltener Hand.
«Wie geht es ihm?» Laura ging nicht auf die Bemerkung des jungen Arztes ein.
«Er
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