Hunger der Nacht (Dark Hunger)
kratzt das schon ?« , fauchte Solange. »Beeil dich und tu’s, bevor es zu spät
ist !«
Riordan ignorierte alles und jeden,
denn Juliette war kurz davor, ihm zu entgleiten. Schnell senkte er den Kopf auf
ihren Hals und trank. Er nahm mehr als sonst von ihrer kostbaren Essenz auf, um
den Austausch vornehmen zu können. Dann zog er sie in die Arme, schlitzte sein
Handgelenk auf und drückte die Wunde an ihren Mund. Tief in Riordans
Bewusstsein nahm Zacarias seinen Geist zu einem Ball aus Energie zusammen und
bewegte sich durch Riordan, fand die Bisswunden und zerfetzten Arterien an
Juliettes Kehle und begann, sie von innen heraus zu reparieren. Er ließ sich
Zeit, um jeden Fehler zu vermeiden, als er die klaffenden Wunden schloss und
Juliettes Organismus von fremden Bakterien befreite.
Juliette spürte die Präsenz der
beiden Männer aus einer gewissen Distanz. Zacarias unterbrach seine Arbeit
plötzlich, als wäre es zu schwierig geworden, die Verbindung zwischen ihnen
aufrechtzuerhalten. Sofort registrierte Juliette die nachlassende Wärme und
begann zu frösteln. Riordan beugte sich über sie und beendete unter sanften
Worten den Zustrom heilender Energie von seinem Körper in den ihren. Sie
versuchte, eine Hand zu heben und seine Wange zu berühren, weil er so
beunruhigt aussah. Ihre Hand flatterte ein wenig neben seinem Schenkel, aber
höher schaffte sie es nicht. Jemand weinte, und Juliette wandte den Kopf in die
Richtung, aus der die Laute kamen.
Jasmine saß neben Solange, tupfte vergeblich deren blutende Wunden ab und schluchzte leise.
Sie war kaum noch zu erkennen mit ihrem angeschwollenen Gesicht. »Wird meine
Schwester überleben ?« Jasmines Stimme war sehr leise
und unsicher, als sie die Frage stellte, und sie sah Riordan auch nicht an,
sondern hielt den Blick auf ihre Cousine gerichtet.
»Ja, Kleines«, antwortete Riordan
freundlich. »Sie wird leben. Da ich sie allerdings für kurze Zeit wegbringen
muss, möchte ich dich und deine Cousine bitten, so lange auf meiner Ranch zu
bleiben, wo ihr in Sicherheit sein werdet, bis ich euch Juliette zurückbringen
kann.«
Jasmine rückte noch näher an Solange heran. Es war nur eine kleine, schutzsuchende Geste, die
Riordan jedoch sofort bemerkte.
Kannst
du ungeschehen machen, was sie ihr angetan haben? Glaubst du, du kannst das,
Riordan ?, fragte Juliette bedrückt.
Er antwortete ihr nicht, hob sie auf
und trug sie zu ihrer Schwester und ihrer Cousine. »Wir können hier nicht lange
bleiben. Ich muss Juliette an einen Ort bringen, an dem sie sicher ist, während
die Verwandlung stattfindet, an einen Ort, an dem ich sie voll und ganz
wiederherstellen kann .« Du weißt, dass ich den Blutaustausch nicht rückgängig machen kann.
Solange streckte die Hand nach
Jasmines aus, und die verschränkte ihre Finger mit Juliettes .
»Zusammen überstehen wir es«, flüsterte Solange.
Juliette versuchte zu sprechen, aber
ihre Kehle war zu eng und rau. Frag
Solange, ob sie sich von dir heilen lässt, Riordan!
Er konnte die Wellen der Furcht und
Abneigung spüren, die ihm von den beiden anderen Frauen entgegenschlugen,
obwohl sie sich Mühe gaben, ihn zu tolerieren und ihm zu vertrauen, weil sie
Juliette liebten. »Sie will, dass ich deine Wunden heile, Solange. Ich glaube
nicht, dass sie hier weggehen und Ruhe geben wird, solange ich dir nicht helfe .« Es war der einzige Ansatzpunkt, den er hatte. Wenn
Solange nicht darauf einging, würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als seine
anderen Fähigkeiten einzusetzen.
»Na schön, dann bringen wir es hinter
uns .« Solange würdigte ihn noch immer keines Blickes.
»Aber zu deiner Ranch gehe ich nicht. Ich werde bleiben und diese Leichen hier
vernichten, damit unsere Rasse geheim bleibt, und danach werden Jasmine und ich
zu unserem Zuhause am Rand des Dschungels zurückkehren. Das ist weit genug
entfernt von hier. Dort werden wir auf Juliettes Rückkehr warten. Jasmine und
Juliette werden übrigens nicht erfreut sein über eine lange Trennung«, schloss
sie warnend.
Riordan nickte. »Das ist mir voll und
ganz bewusst .« Um nicht noch mehr Zeit mit Gerede zu
verschwenden, trat er aus seinem Körper heraus, nahm seinen Geist zu
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