Hunger der Nacht (Dark Hunger)
aber irgendwie zwang
Riordan Luft in ihre brennende Lunge. Dann schlug sie hart auf dem Boden auf und
blieb hilflos unter dem viel schwereren Körper liegen. Laub und Zweige unter
ihr färbten sich rot, doch Juliette wusste nicht, wessen Blut es war. Die Zähne
der Raubkatze steckten noch in ihrer Kehle, und Juliettes Arme waren schwer wie
Blei, sodass es ihr unmöglich war, den schweren Körper von sich wegzuschieben.
Sieh
Solange an! Riordan war geradezu beängstigend ruhig und seine Stimme so
gebieterisch, dass Juliette den Befehl nicht missachten konnte.
Jasmine schrie wieder, und Juliette zuckte bei dem Geräusch zusammen.
Sieh
Solange an ! , beharrte Riordan. Er war schon viel näher, und seine Kraft nahm deutlich zu,
als die Sonne unterzugehen begann.
Juliette konnte den Kopf nicht
bewegen, doch ihre Augen gehorchten ihr noch, und so richtete sie den Blick auf
Solange und die Raubkatze, die ihr gerade fürchterlich das Fell zerfetzte. Es
war blutverschmiert, und Solange schwankte schon unter dem Angriff. Ein weißer
Dunst legte sich über Juliettes Augen, und sie blinzelte ein paar Mal, um
wieder klar zu sehen. Dann schrie Jasmine wieder, und diesmal konnte Juliette
sie auch weinen hören.
Konzentrier
dich auf Solange! Riordans Stimme wurde weicher. Halte durch, Juliette! Tu es mir zuliebe. Halte nur noch ein bisschen
durch!
Flammen züngelten über das Fell des
männlichen Jaguars; leuchtend rote und orangefarbene Flammen, die an den
Spitzen des gefleckten Fells ihren Anfang nahmen und nach und nach das ganze
Tier einhüllten. Noch immer rollten die beiden Jaguare in einer wilden Raserei
aus Krallen und Zähnen über den Boden, aber keine einzige Flamme sprang auf das
weibliche Tier über. Und schließlich heulte die männliche Katze auf, riss sich
von Solange los und flüchtete ins Dickicht des Dschungels.
10. Kapitel
Riordan fiel buchstäblich vom Himmel,
ein Dämon mit rot glühenden Augen und langem, im Wind flatterndem schwarzen
Haar. Er materialisierte sich direkt hinter dem Mann, der Jasmine nun wie einen
Schutzschild vor sich hielt, und Juliette spürte den Kopf des Mannes so
deutlich zwischen ihren Händen, als hätte sie selbst danach gegriffen. Mit
einer kurzen, schnellen Drehung, die ein äußerst unangenehmes Knacken nach sich
zog, brach Riordan dem Mann das Genick und ließ ihn dann achtlos fallen.
Jasmine lief zu Solange und fiel neben
ihr auf die Knie, während Riordan vorsichtig die Zähne des Jaguars aus
Juliettes Nacken löste und den schweren Körper der Raubkatze beiseitewarf , als wäre er nichts weiter als ein störender
Ast. Nun, da es vorbei war und Riordan bei ihr war, vertiefte sich Juliettes
Schmerz und griff auf ihren ganzen Körper über. Ein heftiges Zittern durchlief
sie. Riordan presste seine Hände auf die tiefen Bisswunden zu beiden Seiten
ihrer Kehle, um zu verhindern, dass sie verblutete.
Juliette erstickte fast an dem Druck,
den er auf ihren Hals ausübte. Wie geht
es meiner Schwester? Und Solange? Ich kann sie nicht sehen .
Riordan blickte über die Schulter zu
den beiden Frauen hinüber. Jasmines Gesicht war angeschwollen und schwarz und
blau verfärbt. Ihre Kleider waren zerfetzt, und sie hatte Blutflecken am Körper, aber sie lebte und versuchte verzweifelt, die Blutungen aus den
vielen Verletzungen ihrer Cousine zu stillen. Solange lag nackt und blutend auf
dem Boden, doch sie war bei Bewusstsein und beobachtete Riordan, der über
Juliette gebeugt war.
Sie
leben, Juliette. Beide. Aber bleib du mir zuliebe bitte ganz still liegen. Er
verließ sich darauf, dass sein Bruder auch weiterhin wachsam blieb, als er
seinen eigenen Körper verließ und in Juliettes eindrang, um zu versuchen, sie von innen heraus zu heilen.
Juliette gurgelte, hustete und
spuckte Blut.
»Rette sie! Ich weiß, dass du es
kannst«, rief Solange ihm zu. »Tu, was immer nötig ist, um sie zu retten !« Sie versuchte aufzustehen und stieß kraftlos nach
Jasmine, die sie am Boden festhielt.
»Dazu muss ich sie verwandeln«, sagte
Riordan.
»Was bedeutet das ?« ,
fragte Jasmine ängstlich.
»Wen
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