Hungrig nach Macht (German Edition)
Geschäftspartner aufs Tiefste zu beeindrucken. Einen Hünen, der sie um mehr als einen Kopf überragte.
Lächelnd stand er auf und half ihr, ganz Gentleman, von ihrem Platz. Mit einem Gruß zum Eigentümer verließen sie das Lokal.
Die frische, klare Nachtluft sorgte für die dringend nötige Abkühlung ihrer erhitzten Gemüter.
Nach ein paar Atemzügen hatte Hanna wieder das Gefühl, ihre Sinne kontrollieren zu können. Das gab ihr die nötige Sicherheit, diesen Abend schnellstmöglich zu beenden.
Sie griff in ihre Handtasche und zog Jörgs Brieftasche heraus. Diese reichte sie dem immer noch etwas belustigt blickenden Mann an ihrer Seite mit dem Vorschlag auf einen Tausch.
Blitzschnell ergriff Jörg ihr Handgelenk, nahm sich, was ihm gehörte, und schüttelte den Kopf.
„Kleines, du hast gut gespielt. Doch der Sieg geht an mich. Deinen Slip behalte ich natürlich fürs Erste.“
Die sonst so schlagfertige Hanna widersprach nicht. Im Gegenteil, sie registrierte ihr zustimmendes Nicken. Für Sekunden fühlte sie sich wie eine Marionette, deren Fäden dieser Kerl nach Belieben zog.
Sie gingen ein Stück. Mit jedem Schritt wuchs Hannas Sicherheit. Denn sie kamen ihrer Festung immer näher. Ihre innere Verwirrung musste ein Ende haben. Sie wollte nur noch nach Hause.
Jörg hielt sie am Arm, blickte sie eindringlich an und gab ihr die Anweisung für den nächsten Morgen. Sie sollte in der Eingangshalle seines Hotels auf ihn warten. Es war von hier aus nur zwei Straßen entfernt.
Sie würden dann zusammen Frühstücken. Anschließend schlug er eine Führung durch das idyllische Städtchen vor.
Als wolle er jeden Widerspruch im Keim ersticken, fasste er Hanna bei den schmalen Schultern und küsste sie ungefragt auf den Mund.
Zarte, weiche Lippen. Wie sich wohl erst ihre Haut anfühlt? Unweigerlich schoss Jörg diese Frage durch den Kopf.
Auch damit hatte Hanna nicht gerechnet. Immerhin musste sich der hochgewachsene Mann ziemlich herunterbeugen, um ihren Mund mit seinen Lippen zu berühren.
„Soll ich dich nach Hause bringen?“, fragte er. Es klang plötzlich so anders. So warm und gar nicht zu dem Bild passend, das sich während des Essens gezeichnet hatte.
Auch wenn Hanna gewollt hätte, die Nähe, die sie in diesem Augenblick spürte, konnte sie nicht zulassen. Eine Schulter zum Anlehnen käme zwar gerade richtig - und die vermutete sie hinter der beinah zärtlichen Frage. Aber sie konnte sich diesem Mann unter keinen Umständen länger aussetzen.
„Nein, geht schon. Ich gehe lieber allein weiter“, kam ziemlich dünn aus ihrem Mund. Sie spürte noch den Kuss auf ihren Lippen.
„Gut, wie du willst. Ich erwarte dich dann morgen früh“, sagte er mit einem Lächeln. Wieder besaß seine Stimme diesen Nachdruck, der keinen Widerspruch duldete.
Hanna nickte nur und vermied es, noch einmal seinen Blick zu treffen. Ihre Füße setzten sich in Bewegung. Irgendwie schien sie außer Kontrolle geraten zu sein.
Jörg Hansen blickte ihr nach. Diese Frau hatte es ihm angetan.
Schon als sie das Lokal betrat, hatte er gehofft, dass sie die Frau sei, die er erwartete.
Als sie schließlich vor ihm stand, war er sich bereits sicher, dass in dieser Person etwas steckte, das ihn reizt.
Dass sie ihm ihren Slip geben würde, hatte er gehofft. Doch die Nummer, die sie mit seiner Brieftasche abgezogen hatte, und noch dazu der Spruch, den sie dem Kellner gegenüber fallen ließ, trafen ihn völlig unvorbereitet.
Hanna faszinierte ihn. Er sah etwas in ihr, wovon sie nicht die Spur einer Ahnung zu haben schien.
Sie hatte ganz sicher das Zeug zum Spielen. Devot und dominant in einer Person.
Eine Mischung, die ihn erregte.
3
Auf dem Weg nach Hause drehten sich Hannas Gedanken im Kreis. Sie vollführten wahre Kapriolen.
Irgendetwas war geschehen. Sie konnte es nicht einordnen. Noch nie war jemand so mit ihr umgesprungen.
Es war ein Einschnitt in ihre Persönlichkeit.
Eine Wende?
Ganz sicher war, dieses Treffen würde etwas verändern. Hatte es ja auf gewisse Weise schon.
Was auch immer es war. Sie würde es herausfinden.
Es war beängstigend und dennoch reizvoll. Widersprüchlich, fremd, neuartig und sehr, sehr verwirrend.
Dieser fremde Mann hatte ihr seinen Willen aufgezwungen. Hanna war in seiner Hand, weil sie sich da hineinbegeben hatte. Sie hatte etwas zugelassen, was sie so nicht verstand. Irgendwie fühlte sie sich blockiert. Hansen musste sie verhext haben.
Eine erschreckende Erkenntnis ließ
Weitere Kostenlose Bücher