Hungrig nach Macht (German Edition)
im Spiegel den Sitz ihrer Kleidung und Frisur. Mit einem Lächeln auf den Lippen schloss sie ihre Wohnungstür.
In den Straßen war um diese Uhrzeit wenig los. Die Läden hatten bereits geschlossen und sonst gab es hier nicht viel, was Passanten oder Spaziergänger anlocken konnte. Im nahe gelegenen Park waren da schon mehr Menschen zu erwarten.
Hanna betrat das Lokal und begrüßte den Eigentümer. Abends war dieser persönlich vor Ort, „um seinen Laden in Schwung zu halten“, wie er immer sagte.
Er kannte Hanna, weil sie ihre Geschäftspartner immer hier her bestellte. So wurde sie vom Chef des Hauses mit den Worten: „Sie werden bereits erwartet“, an den Tisch begleitet.
Hanna bedankte sich mit einem Lächeln - und erstarrte fast, als der Mann, der gerade noch unscheinbar in der etwas abgelegenen Nische gesessen hatte, aufstand und ihr die Hand reichte.
„Jörg Hansen. Ich nehme an, du bist Hanna?“ Seine Stimme durchdrang Hanna bis ins Mark. Aber sie faste sich schnell. Der unverschämte Kerl nahm sich doch glatt die Frechheit heraus, sie einfach zu duzen.
Wie es die Etikette verlangte, schüttelte Hanna die ihr gebotene Hand, räusperte sich kurz, um ihrer Stimme mehr Ausdruck zu verleihen, und antwortete: „Hanna-Vanessa Kortes.“
Sie achtete genau auf die Reaktion ihres Gegenüber. Es war ihr, als huschten die Worte „aufmüpfiges kleines Persönchen“ über die Stirn des großen Mannes.
Ja, groß war er. Sie schätzte, so an die zwei Meter. Noch dazu gut aussehend. Seine dunklen Augen strahlten regelrecht und sein schwarzes Haar passte hervorragend zu seiner gebräunten Haut. Um seine Lippen spielte ein Lächeln, das eine Frau in die Knie zwingen konnte.
Seine Hand war warm und muskulös. Sein Händedruck fest, aber keinesfalls unangenehm.
Hanna musste sich zusammenreißen, um nicht ins Schwärmen zu geraten.
Der Kellner brachte die Karte und nahm ihre Bestellung für die Getränke auf. Bevor Hanna auch nur den Mund öffnen konnte, hatte Herr Hansen schon Wein und Wasser bestellt. Dann waren sie allein am Tisch.
Inständig hoffte die sonst so kontrollierte Geschäftsfrau, dass dieser Mann keine Ahnung von der Wirkung hatte, die er in ihr auslöste.
Jörg Hansen plauderte munter drauf los. Erzählte von seiner Anreise und dem Verkehrsaufkommen unterwegs. Auch, dass er sich spontan entschieden hatte, ein Hotelzimmer zu mieten, um das Wochenende in diesem idyllischen Städtchen zu verbringen.
Hanna studierte währenddessen die Karte.
Der Kellner servierte die Getränke, nahm die Bestellung fürs Essen entgegen und verschwand wieder.
Hanna war beruhigt, dass sie wenigstens selber wählen durfte, was sie essen wollte. Insgeheim aber ärgerte sie sich, dass es sie beruhigte. Schließlich war sie es gewohnt, ihre Entscheidungen selbst zu treffen.
Um den Kopf wieder freizubekommen, erhob sie sich mit der Begründung, ihren Lidstrich nachziehen zu wollen.
Blitzschnell ergriff der Hüne ihre Hand, blickte fest in ihre Augen und sagte mit ruhigem, aber bestimmtem Tonfall: „Und wenn du zurückkommst, übergibst du mir deinen Slip!“
Er ließ sie los und lehnte sich mit einem selbstgefälligen Lächeln zurück.
Hanna war fassungslos. Was bildete sich dieser Kerl nur ein? Wortlos und mit erhobenem Haupt verließ sie den Tisch.
Doch schon auf dem Weg zu den Toiletten verspürte sie eine verwirrende Erregung. Nein, sie würde auf keinen Fall dieser Aufforderung nachkommen. Es war einfach absurd, was dieser Mann da von sich gegeben hatte. Wie konnte er es wagen, so mit ihr zu sprechen? Und dennoch lag in seiner Stimme etwas, das keinen Widerspruch duldete. Was es auch war, Hannas Körper reagierte deutlich darauf. Wenn es ihr auch nicht behagte, ihre körperlichen Signale waren nicht zu leugnen.
Was sollte sie jetzt tun? Diesen Spruch einfach ignorieren? Aber dafür war es zu aufregend. So etwas hatte noch kein Mann von ihr verlangt.
Sie ärgerte sich zwar, dass sie überhaupt darüber nachdachte, doch in dem Reiz dieser Situation lag etwas Besonderes.
Mit einem Kopfschütteln zog Hanna ihren Slip aus, steckte ihn in ihre Handtasche und zog sich den Lidstrich nach. Dann ging sie zum Tisch zurück.
Auffordernd sah Jörg in ihre nervös blickenden Augen. Der eigentliche Grund ihres Treffens, das Geschäftsessen, war weit in den Hintergrund gerückt. Nur der Hauch einer Erinnerung, warum sie beide hier saßen. Der Augenblick war das, was zählte.
Hanna versuchte, seinem Blick
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