Hurra wir kapitulieren!
bleibt in der Luft hängen - wie ein Trapezartist, der an seiner Fangleine hin und her schwingt, ohne den Boden zu berühren. »Der Westen muss erkennen, dass er die Staaten und Nationen der Welt nicht nach seinen Vorstellungen dominieren kann.« Als Erstes sollte der Westen »Verhandlungsangebote zur atomaren Abrüstung und zum Abbau umweltschädlicher Emissionen« machen, also dafür sorgen, dass das Klima besser wird, bevor die Mullahs ihrerseits für eine Verschlechterung desselben sorgen.
Unterhalb dieser globalen Ebene müsste natürlich auch einiges unternommen werden, um die Deeskalation voranzutreiben. Man wolle »den interkulturellen und interreligiösen Dialog verstärken«, ein »größeres Verständnis für religiöse Gefühle in unserer säkularisierten Gesellschaft wecken«, die »christlich-islamische Friedensarbeit stärken und ausbauen«, eine »Aufarbeitung der Skandale im Anti-Terror-Kampf einfordern« und die »Idee einer Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen und Mittleren Osten vorantreiben«. Der Westen ist gefordert - von der Möglichkeit, dass auch die Moslems etwas zur Klimaverbesserung beigetragen könnten - Abschaffung der Scharia, Einführung demokratischer Spielregeln und so weiter - ist keine Rede, denn erstens wären solche Forderungen nur Ausdruck westlicher Arroganz und zweitens würden sie die Moslems unweigerlich zu weiteren Gewaltakten provozieren. Also bleibt es dabei: Was müssen wir tun, damit sie uns in Ruhe lassen?
Eine Möglichkeit, von der die Europäer gerne und ausgiebig Gebrauch gemacht haben, ist die, Lösegeld zu zahlen. Sie haben die PLO und die korrupte PA finanziert, und sie würden es gerne weiter mit der Hamas tun, wenn diese nur ein wenig Entgegenkommen zeigen und darauf verzichten würde, Israel aus Palästina verjagen zu wollen, zumindest offiziell.
Eine andere Möglichkeit, die man alternativ oder additiv zur ersten praktizieren kann, ist die, sich als Bündnispartner anzubieten. Die Friedensbewegung, deren Wortführer ihr Birchermüsli gerne in atomwaffenfreien Wohnküchen zu sich nahmen und »Atomkraft - nein, danke!«-Sticker auf ihre Fahrräder klebten, demonstriert inzwischen für das Grundrecht des Iran, Uran anreichern zu dürfen.
Eine internationale Schwulen- und Lesbengruppe namens QUIT! (Queers Undermining Israeli Terrorism) ruft zu einem Boykott der Pride Parade in Jerusalem auf, weil Israel die Stadt 1948 und 1967 widerrechtlich annektiert hat - ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, wie eine Pride Parade in Jerusalem aussehen würde, wenn die Araber die Stadt erobert hätten.
Der Deutsche Freidenker-Verband, eine eher betuliche Organisation in den Kulissen der Zivilgesellschaft, ruft zu einer Demo gegen den Besuch von George W. Bush in Mecklenburg-Vorpommern auf. »Er ist nicht unser Gast! - Kriege beenden! Kriegsplanungen stoppen!« Die Bevölkerung soll auf »weitere blutige Kreuzzüge« im Interesse der imperialistischen Mächte vorbereitet werden. »Nach der antirussischen und antiserbischen Hetze steht jetzt die antiarabische und antimuslimische Hetze auf dem Programm.« Aber das wird der Deutsche Freidenker-Verband nicht zulassen und fordert den »sofortigen Abzug der Besatzungstruppen aus Irak, Afghanistan und Palästina« sowie die »vollständige atomare Abrüstung Israels«, dazu »Freiheit für alle politischen Gefangenen weltweit«, denn: »Widerstand ist kein Terrorismus!«
Von Offenbach aus betrachtet, wo der Vorstand des Deutschen Freidenker-Verbandes seinen Sitz hat, sind die Terroranschläge im Irak und in Israel Widerstand gegen die Besatzung. So sieht es auch die Antiimperialistische Koordination (AIK) in Wien, die Geld für den »irakischen Widerstand« sammelt und sich darüber freut, dass auf einer »Konferenz gegen Globalisierung, Imperialismus und Zionismus« in Kairo das Recht das palästinensischen Volkes auf »Widerstand gegen die Korruption und den Ausverkauf der unveräußerlichen nationalen Rechte der Palästinenser« bekräftigt wurde.
So wie jeder Dammbruch mit winzigen Haarrissen anfängt, so rücken pathologische Ideen von den Rändern der Gesellschaft in ihr Zentrum vor. Der Antiamerikanismus war vor 20 Jahren eine marginale Erscheinung im »Anti-Impi«-Milieu. Heute gehört er zum politischen Mainstream. Auch die Vorstellung, dass man sich beizeiten mit dem Islam arrangieren sollte, ist längst in der Mitte angekommen. Zuletzt hat Oskar Lafontaine, immerhin einmal Vorsitzender
Weitere Kostenlose Bücher