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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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d’Antibes« – CHÂTEAU NATASCHA brachte Claudia einfach nicht über die Lippen – »erinnerst.«
    »Jakob Formann erinnert sich an jedes Gespräch. Welches meinst du, liebes Kind?« forschte er, während Schreiber sich dezent in den Hintergrund zurückzog.
    »Ich meine das Gespräch, bei dem du dich so bedankt hast für meine ganze Mühe beim Bau der Villa. Vor dem Fest. Als wir von dem Violetten gesprochen haben.«
    »Natürlich erinnert Jakob Formann sich an dieses Gespräch, mein liebes Kind. Möchtest du, daß ich mich an das ganze erinnere oder nur an eine bestimmte Stelle?«
    »Nur an eine bestimmte Stelle«, sagte die Contessa. Sie schob das Kinn vor.
    »Du hast mich in deiner Dankbarkeit gefragt, ob ich einen Wunsch habe, den du mir erfüllen wolltest, und ich habe dir gesagt, ich würde schon noch einmal einen Wunsch haben. Erinnerst du dich?«
    »Jakob Formann erinnert sich, liebes Kind.«
    »Dann ist es gut. Jetzt hätte ich nämlich einen Wunsch.«
    »Aha. Und welchen?«
    »Von dir Abschied zu nehmen und fortzugehen.«
    »Aha.«
    »Und fortzugehen mit Klaus.«
    »Mit wem?«
    »Mit dem da!«
    »Ach so, mit dem Schreiber. Warum sagst du das denn nicht gleich?«
    »Ich sage es dir ja gleich, Jakob. Klaus und ich gehen jetzt fort. Zusammen. Für immer. Wir lieben uns, wenn du den Ausdruck verzeihst«, sagte Claudia. So etwas wie eine kleine Stunde der Rache war gekommen. Sie fuhr fort: »Du hast ja deine geliebte Natascha. Du bist nicht allein und verlassen. Darum sei uns nicht böse, wenn wir jetzt gehen. Das ist mein Wunsch, da hast du ihn.«
    Donnerwetter, dachte Jakob verblüfft. Vor etwa einem Jahr, in Rostow, am stillen Don, hat mir BAMBI gesagt, daß sie den Jurij Blaschenko liebt und in der Heimat aller Werktätigen bleiben und den Jurij heiraten will, weil sie ihn so liebt und er sie, und da habe ich gedacht: Also eine bin ich los. Hoffentlich wird das mit der anderen auch so glatt gehen. Herrschaften, glatter kann es nun aber wirklich nicht gehen! Trotzdem darf ich jetzt nicht beispielsweise zu jodeln beginnen. Sei ernst, Jakob, seriös und feierlich! Seriös, feierlich und ernst sagte Jakob: »Ja, wenn das euer Wunsch ist, dann muß ich ihn natürlich respektieren.«
    Claudia schluckte schwer.
    »Was hast du denn noch, Claudia?« forschte er.
    »Weil du ein so großartiger Mann bist, Jakob«, sagte die Contessa della Cattacasa bewegt. »Weil du sofort den Weg freigibst für eine wunderbare Liebe, wie sie Mario und mich verbindet.«
    »Hör mal, wie redest du denn, Claudia? Du hast doch immer ein Schandmaul gehabt und geschweinigelt und geflucht wie drei Matrosen! Und jetzt fängst du mit diesem Lore-Roman-Quatsch von der so wunderbaren Liebe an! Was soll denn das?« fragte Jakob und dachte: Jajaja, prima glatt ist es mit der zweiten gegangen. Aber ist das eigentlich wirklich Grund zum Jubilieren? Früher habe ich immer gefunden, daß mich ein paar Weiber auf einmal mehr zieren als nur eine einzige. Jetzt geht der Umsatz zurück. Verflucht, und ich bin doch wirklich nicht alt! Und meine Schlittenfahrten, meine Chinesischen? Oder … oder, dachte er bange, lasse ich nach? Mechanisch fuhr er sich durchs Haar und schob, was er erwischen konnte, gegen den Mittelscheitel. Man kann es drehen und wenden, wie man will, dachte er, aber in diesem einen Jahr ist die kleine Glatze um eine kleine Kleinigkeit größer geworden …
    Während er das gerade dachte, sagte Schreiber, neben Claudia tretend: »Wir lieben einander unendlich, Chef, und wir wollen heiraten.«
    »Ihr wollt was?« Ogottogottogott. Fest zusammenpressen den Schließmuskel. Das Aufs-Klo-rennen-Müssen war doch schon vorüber. Wenn es jetzt wiederkommt und ich aus dem Bett springe und ins Badezimmer sause, versaue ich denen ihre ganze schöne, rührende Familienszene. Jakob preßte, so sehr er konnte. Der Druck ließ nach.
    »Hören Sie, wenn Sie so einen Satz jemals in OKAY geschrieben hätten, hätte ich Sie sofort gefeuert!« sagte Jakob. »Sowas von Kitsch! Vielleicht haben Sie sich doch das Gehirn weichgesoffen?«
    »Gewiß nicht, Chef. Wir lieben einander wirklich unend …«
    »Jetzt langt’s, Schreiber!«
    »Aber so ist es, Jakob«, sagte Claudia. Sie schlang die Arme um Schreiber. Er schlang die seinen um sie.
    Das war zuviel! Alles Pressen half nichts angesichts dieses Anblicks.
    Jakob sprang aus dem Bett und raste ins Badezimmer. Nach einer Weile kehrte er erleichtert wieder. Im Pyjama blieb er vor den Liebenden

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