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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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wahrscheinlich ganz verkommen, ich war jahrelang nicht dort. Aber es ist groß genug für uns zwei, und wir werden es herrichten lassen. Und dann, Jakob, dann … direkt am Meer liegt das Haus, weißt du, und Mario wird Ruhe und Frieden haben und sich nicht mehr kaputtmachen lassen müssen in diesem irren Wirbel …«
    »Das ist sehr vernünftig«, sagte Jakob und dachte plötzlich: Ich habe da unten an der Riviera einen Palast! Ich habe einen Haufen Paläste und Villen und Chalets. Aber wo bin ich eigentlich zu Hause? Es muß schön sein, so ein kleines Haus in Monte Carlo, direkt am Meer, und Ruhe und Frieden und nicht diesen irren Wirbel, in dem ich lebe. Ich erinnere mich noch, wie glücklich ich in diesem Drecksnest Theresienkron da bei Linz gewesen bin, damals, gleich nach dem Krieg, mit dem …«
    Um Himmels willen! Nur nicht an den Hasen denken! Schnell, schnell an etwas anderes denken! Etwas tun! Er tat etwas. Er packte Schreiber bei den Ohren, zog ihn zu sich herab und küßte den Verblüfften auf die Wangen. Dann küßte er Claudia. Auf den Mund. Und sagte: »Ihr zwei Glücklichen! Recht habt ihr! Haut ab von hier! Lebt nur für euch! In der Sonne, am Wasser … Aber untersteht euch und laßt jetzt einfach nichts mehr von euch hören!«
    »Ich bitte dich«, sagte Claudia, »wofür hältst du uns? Wir werden immer Kontakt zu dir halten, wir werden dich besuchen kommen, oder du kommst zu uns!«
    »Dann ist es ja gut«, murmelte Jakob.
    »Sie werden mehr von uns hören, als Ihnen lieb ist«, versprach Schreiber. Es klopfte.
    Die bildschöne Schwester Kirsten mit dem bildschönen Busen und den bildschönen Beinen kam herein. Der Kittel klaffte …
    »Es tut mir wirklich leid, daß ich stören muß«, sagte sie mit ihrer bildschönen Stimme, »aber die Besuchszeit ist längst um. Nachtruhe! Sie müssen in Ihr Bett, Herr Schreiber! Und Sie, Frau Gräfin, müssen jetzt das Klinikum verlassen.«
    »Die beiden gehen ja schon«, sagte Jakob, »keine Sorge, Schwester Kirsten. Haben Sie heute bei mir Nachtdienst?«
    »Ja, Herr Formann.«
    »Gut. Also, ich schmeiße die beiden gleich hinaus!« sagte Jakob. »Verlassen Sie sich drauf!« Er lächelte wieder sein berühmt charmantes Lächeln. Auch Schwester Kirsten lächelte. Und verschwand.
    »Ja, also dann«, sagte Jakob.
    Noch einmal begannen Küsserei und Händeschüttelei.
    Zuletzt sagte Claudia: »Einen Mann wie dich gibt es kein zweites Mal, Jakob.«
    »Blödsinn!«
    »Gar kein Blödsinn!« rief Klaus Mario Schreiber. »Claudia hat vollkommen recht! Ich habe das auch oft gesagt und gedacht. Wissen Sie was, Chef?«
    »Was?«
    »Ich überlege mir das schon lange. Es wird vielleicht noch eine Zeitlang dauern. Aber eines weiß ich bestimmt: Über Sie und Ihr Leben werde ich noch einmal einen Roman schreiben!«

44
    Und dann war es wirklich soweit. Die beiden hatten sich ein drittes Mal verabschiedet und waren endlich verschwunden – händchenhaltend.
    Händchen haben sie gehalten, dachte Jakob, nun allein in seinem Bett sitzend. Also wieder zwei weniger. Und die Glatze wird größer. Wäre es nicht Zeit, daß ich auch mit allem Schluß mache und mich irgendwohin zurückziehe und Ruhe gebe und spazierengehe und lese und Musik höre und Briefmarken sammle oder so etwas? Wäre das nicht das vernünftigste? Ganz in Gedanken hatte er eine Hand in eine Tasche seiner Pyjamajacke gleiten lassen. In der Tasche befand sich die Hasenpfote. Da er sie berührte, durchzuckte es ihn, als hätte er mit zwei nassen Fingern in die Löcher einer elektrischen Steckdose gegriffen! Er fuhr im Bett hoch. Die Narbe an der Schläfe zuckte. Von einem Moment zum anderen war unser Freund von seinen Überlegungen befreit.
    Was denn: zurückziehen?
    Was denn: aufhören?
    Was denn: meinen Krieg beenden? Meinen schönen Krieg, den ich bisher (fast) immer gewonnen habe?
    Und die Steuer? Niemals kriege ich eine Fahndung! (Er kriegte auch tatsächlich niemals eine. Dem Mutigen hilft Gott.) Da habe ich mich selbst in etwas reingeredet. Mein Laden ist wasserdicht!
    Die kleine Glatze. Na und? Das kommt vom vielen Denkenmüssen. Aber sonst bin ich kerngesund und oho, das haben mir gerade die besten Ärzte der Welt bestätigt! Ein Jüngling, ein Jüngling bin ich (fast) noch!
    Gut, die OKAY werde ich verscherbeln, da hat der Schreiber recht. Bestimmt auch mit vielem anderen, was er gesagt hat. Schön, ich werde mich entsprechend absichern gegen schlechte Zeiten, falls sie kommen. Und: Für Claudia und

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