Hurra, wir leben noch
stehen.
»Entschuldigt die Unterbrechung. Sie war nicht zu vermeiden. Seit wann geht das denn schon mit euch?«
»Seit Ihrem Fest auf Cap d’Antibes, Chef. Da haben wir uns kennen und lieben gelernt, in dieser wundervollen Sommernacht …«
»Aus! Schluß! Kein Wort weiter, Schreiber! Sonst fängt es bei mir wieder an!«
»Entschuldigen Sie, Chef«, sagte Schreiber. Und zu Claudia: »Ich habe dir gleich gesagt, er ist noch zu schwach, Liebste, wir dürfen es ihm noch nicht gestehen.«
»Ich bin nicht zu schwach!« rief Jakob verärgert. »Also, ihr habt euch schon damals ineinander verkracht, ja?«
»Ja, Chef.«
»Und auch gleich …«
»Und auch gleich, Chef, ja. Es war ein coup de foudre.«
»Was war’s?«
»Ein Blitz aus heiterem Himmel. So hat uns die Liebe überfallen.«
»Reden Sie gefälligst anständig mit mir, Schreiber, ja?« Jakob setzte sich aufs Bett und ließ die Beine mit den nackten Füßen baumeln. Na ja, dachte er, erst BAMBI , jetzt Claudia. Sehr angenehm. Allerdings: Komplimente sind das keine für mich! Nicht ums Verrecken fahre ich mir wieder durchs Haar, obwohl es da oben plötzlich wie verrückt juckt. Scheiß drauf! Ich habe meine Natascha, das ist die Hauptsache! Und wenn die beiden da unbedingt an ihre Liebe glauben …
»Tja, also, wenn ihr glaubt, daß ihr euch liebt …«, begann er, und Claudia unterbrach ihn: »Wir glauben es nicht, mein Jakob. Wir wissen es.«
»Aha«, sagte Jakob, auf dem Bett sitzend, die Zehen bewegend. »Also dann meinen herzlichsten Glückwunsch, ihr beiden!«
»Bitte, sei jetzt nicht zynisch und verbittert, Jakob!« sagte die blonde Claudia.
»Bin ich gar nicht! Ich meine es ganz ernst.«
Claudia konstatierte: »Du bist doch wahrhaft ein wunderbarer Mann, Jakob.«
»Ach, Scheiße«, sagte dieser herzhaft. »Reden wir mal Tacheles. Ihr wollt also heiraten?«
»Ja.« (Im Duett)
»Und wovon wollt ihr leben?« Jakob hustete. »Entschuldigt die brutale Frage, aber auch wenn zwei sich unendlich lieben, brauchen sie Geld. Wenigstens ein bißchen.«
»Wenigstens ein bißchen haben wir«, gab Claudia bekannt. »Durch deine Güte.«
»Was hast du gesagt?«
»Durch deine Güte, habe ich gesagt. Schau mal, Mario hat bei dir ein irrsinniges Geld verdient und einiges zurückgelegt, du, du hast mir irrsinnige Geschenke gemacht – Schmuck, Kleider, Pelze, ein Auto –, damit kommt man schon eine Strecke.«
»Und nach der Strecke?«
»Ich habe einen Roman in Arbeit, Chef«, sagte Schreiber. »Ich schreibe jetzt nur noch für mich. Romane und Geschichten. Ich habe genug von Zeitungen. Zeitungen sind prima für einen Autor – aber er muß wissen, wann er aufhören soll. Ich weiß es. Und Sie verkaufen die OKAY jetzt ja doch. Unter einem anderen Verleger hätte ich ohnedies nicht gearbeitet.«
»Und wenn der Roman kein Erfolg wird?« fragte Jakob, jetzt ehrlich besorgt.
»Er wird ein Erfolg werden!« sagte Claudia fest.
»Jajaja«, sagte Jakob. »Und wenn nicht?«
»Im nächsten Monat kommt der HUMMER heraus, Chef. Von dem versprechen sich alle sehr viel.«
»Wer kommt raus?«
» ES MUSS NICHT IMMER HUMMER SEIN ! Als Buch! Claudia hat gesagt, das muß unbedingt als Buch erscheinen! Mein Verleger ist ganz meschugge damit! Wir haben schon vierzehn Übersetzungsverträge – bevor die deutsche Ausgabe erschienen ist!«
»Donnerwetter, Schreiber!«
»Und dann hat Mario ein Theaterstück geschrieben – im Rahmen eines Autorenwettbewerbs. Gestern haben wir die Nachricht erhalten: Das Stück hat den ersten Preis bekommen! Die Premiere ist in drei Monaten.«
»Ein Theaterstück?« Jakob sah Schreiber ehrfürchtig an. »Donnerwetter! Haben Sie das noch unter Suff geschrieben?«
»Ja, Chef. Nachts. Wenn ich ganz voll war. Wenn mir alle den Buckel runterrutschen konnten und ich keine Rücksichten mehr auf Inseratenkunden, Schornsteinfegerinnungen und Kaninchenzüchterverbände nehmen mußte.«
»Wie heißt das Stück denn?«
» DER SCHULFREUND , Chef. Ein lustiges Stück, das eigentlich zum Heulen ist.«
»Schreiber«, sagte Jakob, »ich bin stolz auf Sie! Und stolz darauf, daß Sie so viele Jahre lang für mich gearbeitet haben. Denn jetzt glaube ich auch, daß Sie mit Ihren Romanen Erfolg haben werden, und nicht nur in Deutschland.«
»Deshalb gehen wir aus Deutschland ja auch weg, Jakob«, sagte Claudia.
»Ihr … was?«
»Weißt du, ich habe von meinen Eltern – sie sind lange tot – ein Haus geerbt, in Monte Carlo. Es ist
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