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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Sofort! Ich schaffe es, wie gesagt, auch nicht. Und die Banken wollen – nein, sie
bitten
Sie, Herr Formann, wieder die Gesamtleitung über alle Ihre Werke und sonstigen Firmen zu übernehmen! Sie sind doch der einzige, der sich auskennt. Sie waren doch immer der einzige, der sich vollkommen ausgekannt, der alle Fäden in der Hand gehabt hat! Natürlich können wir Ihnen Ihren gesamten Besitz noch nicht zurückerstatten … Aber selbstverständlich das Schloß am Starnberger See! Und einen Rolls-Royce! Oder auch zwei! Und wenn sich die Lage weiter so bessert, dann werden die Banken mit Freuden in Ihnen schon in Kürze einen interessanten Kunden sehen, und alles wird Ihnen wieder gehören … wenn die Lage sich weiter bessert … wenn Sie dieses entsetzliche Knäuel, das sich gebildet hat, entwirren … Herr Formann! Hören Sie? Herr Formann! Um Himmels willen, sind Sie noch da?«
    Der Hase war auf einen Stuhl gesunken.
    Jakob betrachtete ihn blinzelnd.
    »Natürlich bin ich noch da …«
    »Gut. Dann fliegt hier sofort die Maschine los, die wir für Sie gechartert haben. Direkt nach Österreich! Sie wird auf dem Flugplatz Hörsching bei Linz landen. Das ist doch ganz in Ihrer Nähe, nicht wahr?«
    »Ganz in meiner Nähe, jawohl.«
    »In zwei Stunden ist die Maschine da! Seien auch Sie da, Herr Formann! Kommen Sie! Helfen Sie uns! Ich bitte Sie! Wir alle bitten Sie! Sie dürfen uns jetzt nicht im Stich lassen! Schließlich geht es ja auch um Ihre Interessen, nicht wahr?«
    »Schließlich geht es ja auch um meine Interessen …«
    »Sie werden also auf dem Flugplatz Hörsching sein in zwei Stunden, ja?«
    »Ja«, sagte Jakob Formann.

4
    Aus einem strahlend blauen Herbsthimmel senkte sich eine makellos weiße Düsenmaschine und fand auf Rollbahn 2 des österreichischen Flughafens Hörsching bei Linz Bodenberührung. Die Sonne schien, es war warm, sehr warm noch für diese Jahreszeit.
    Auf dem Rasen vor dem Tower standen der Hase und der Bär. Sie hatten ihre Räder daheimgelassen und waren mit dem Taxi von Theresienkron hierhergekommen. Neben Jakob stand sein schäbiger Koffer. In einer Hand hielt er einen schon sehr mitgenommenen Diplomatenkoffer, den er seit dreißig Jahren mit sich in der Welt herumschleppte – ein Geschenk des Hasen.
    Der arme Hase bemühte sich verzweifelt um Beherrschung und Fassung, Fassung, Fassung! Julia hatte ein Tuch um das Haar gebunden. Sie war nicht geschminkt, denn sie hatte sich gesagt, daß sie ja doch nur fürchterlich würde weinen müssen – und dann rann die ganze Schminke, so sie drauf war, bloß über ihr Gesicht, und sie sah aus wie ein Clown. Ach, dachte der arme Hase, jetzt weiß ich, warum die Clowns im wirklichen Leben alle so traurig sind.
    Die schneeweiße Düsenmaschine war ausgerollt und glitt jetzt langsam auf das Vorfeld. Das Jaulen der Triebwerke starb ab.
    Bei der Pilotenkanzel wurde eine Treppe heraus- und heruntergeklappt. In der offenen Cockpit-Tür erschienen Pilot und Copilot und winkten. Sie stiegen die Gangway ein paar Stufen herab. Da schluchzte der Hase laut auf und klammerte sich an Jakob. Sofort zogen sich die zwei Piloten dezent in das Cockpit zurück. Draußen, in großer Entfernung, graste eine Lämmerherde.
    »Ja, also dann …«, sagte Jakob heiser. Ihm war auch nicht sehr wohl zumute.
    »Ach, Bärchen«, barmte der Hase. »Bitte, bitte, bitte, flieg nicht weg! Verlaß mich nicht schon wieder! Bitte, Bärchen!«
    »Mein liebes Kind«, sprach Jakob, die Bebende streichelnd, »hör doch bloß auf zu weinen!«
    »Ich will ja aufhören«, schluchzte Julia. »Aber ich ka … ka … kann nicht!« Und sie weinte nur um so heftiger.
    »Ich komme doch zurück«, sagte Jakob. »Ich habe dir doch versprochen, daß ich zurückkomme …«
    »Das hast du mir schon einmal versprochen, Bärchen!« Ganz fest umklammerte der Hase den Bär. »Und dann hat es dreißig Jahre gedauert, bis du zurückgekommen bist … länger! Wenn es diesmal wieder so lange dauert, dann kommst du im Jahre … jetzt haben wir siebenundsiebzig … siebenundsiebzig und dreißig sind hundertsieben … dann kommst du im Jahr zweitausendsieben wieder zurück … Oder kann sein auch erst im Jahr zweitausendacht … Und dann bin ich schon …« Es war zuviel für den Hasen. Er brach in hemmungsloses Heulen aus.
    Jakob streichelte und streichelte. Es wurde nicht besser. Aber ich muß doch nach Köln! dachte er. Ich kann doch nicht ewig weiterstreicheln! Also, das geht

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