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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Einblick gestattete. »Ich habe natürlich gedacht, dir ist ganz plötzlich dein Elend zu Bewußtsein gekommen, und daß du jetzt genauso arm bist wie am Anfang, und da hast du durchgedreht und wolltest dich umbringen!«
    »Mich umbringen?« Jakob schüttelte verwundert den Kopf, die Neun-Millimeter-Brumme in der Hand. Die Pistole schüttelte er mit. »Ziel mit dem Ding nicht auf mich!« kreischte der Hase. »Wenn das losgeht, habe
ich
ein Loch im Bauch!«
    »Bei Jakob Formann geht nichts los, wenn er nicht will«, prahlte dieser schon wieder. »Warst du nicht gestern abend noch Feuer und Flamme, wie ich dir meinen Plan entwickelt habe? Weil in dem Protokoll in der verfluchten Kassette nämlich steht, daß auch ich meinen Anteil an dem Theresienkroner Eierkollektiv habe! Und weil, wenn ich diesen Anteil jetzt ganz schnell dir überschreibe – wo wir doch wieder zusammen sind –, dir niemand von diesen Bankgaunern den Anteil wegnehmen darf, denn er gehört ja dann nicht mehr mir, sondern dir. Und dir darf man überhaupt nichts wegnehmen, so würde ich wenigstens wieder ein bißchen Geld kriegen, um neu anfangen zu können hier in Theresienkron! Begeistert warst du von meiner Idee, oder warst du nicht?«
    »Ich war …« stöhnte der Hase.
    »Und hast du dich nicht ebenso wahnsinnig aufgeregt wie ich darüber, daß du die Schlüssel für die beiden Schlösser von der Kassette nicht hast finden können? Ja oder nein?«
    Ein Hauch: »Ja …«
    »Na also! Und wie du mir da eben deine Pistole gezeigt hast, da ist mir der Einfall gekommen, das verfluchte Ding aufzuschießen! Es geht nur nicht auf, es fliegt nur jedesmal vom Tisch runter!«
    Der Hase ließ sich, gänzlich ohne Kraft, abermals zu Boden sinken. »Bär! Weißt du, daß ich fast gestorben bin vor Schreck? Du hast doch die Tür hinter dir versperrt!«
    »Weil ich gewußt habe, daß du mich stören wirst und versuchen, mir die Kanone zu entwinden, und daß du schreien und jammern wirst, in deinem schönen Zimmer wird nicht geschossen, das habe ich genau gewußt! Und weil ich Angst gehabt habe, du läufst mir ins Schußfeld. Es ist ja leider auch eine Kugel abgeprallt von der Kassette und in die Maria-Theresia-Kommode geflogen. Tut mir leid, aber wenn ich die Tür nicht abgesperrt hätte, hätte ich überhaupt nicht schießen können, du hättest es nie erlaubt! Jetzt sei ruhig! Drei Patronen sind noch drin. Jetzt muß sie aufgehen, die elende Kassette!« Jakob hob die Pistole neuerlich. Der Hase hob die Hände, um sich die Ohren zuzuhalten. In diesem Moment klingelte das Telefon auf dem Schreibtisch des Hasen. Jakob erstarrte. Der Hase krabbelte tapfer hoch, wankte zum Schreibtisch und hob ab.
    »Martens«, sagte der Hase sanft und ruhig, als wäre überhaupt nichts geschehen. »Julia Martens spricht hier … Wie bitte? … Wen wollen Sie? … Wer sind Sie denn? … Ach so, natürlich … Ja, der ist hier, einen Moment, bitte …« Und zu Jakob: »Für dich!«
    »Für mich?« Jakob stand der Mund offen.
    »Ja, für dich! Paß auf den Revolver auf, du zielst schon wieder auf mich, und es sind noch drei Patronen drin!«
    »Aber wer ist es denn?«
    »Einer von deinen Bankgaunern«, sagte Julia Martens.
    »Wieso weiß er denn, daß ich bei dir bin?«
    »Er hat mich gefragt. Ich habe ja gesagt. Sie suchen dich wie eine Stecknadel im Heuhaufen! Himmelarschundzwirn«, rief der zierliche Hase, »willst du vielleicht den Hörer nehmen?«

3
    »Hier Formann!«
    Der Hase war so aufgeregt, daß er etwas tat, was er normalerweise nie getan hätte. Er preßte sein Ohr an das Kopfende des Hörers und wurde damit Zeuge der folgenden Konversation …
    »Herr Formann! Mein Gott, endlich! Wo wir Sie überall gesucht haben! Frau Martens war unsere letzte Hoffnung. Da sind Sie also jetzt, zum Glück! Äh … Hier spricht Rusch, Dieter Rusch. Ich bin Präsident des CWWDWW in Köln.«
    »Der Präsident des … Aber das ist doch der Herr von Herresheim!«
    »Gewesen, Herr Formann, gewesen!«
    »Ist er krank? Ist ihm etwas zugestoßen?« forschte Jakob mit falscher Besorgnis.
    »Er hat sein Amt freiwillig niedergelegt, Herr Formann.«
    Ach, wie wohl wurde da dem Jakob!
    Die Hasenpfote machte einen kleinen Hüpfer in seiner Hose. Jakob auch.
    »Aber warum denn?«
    »Er fühlte sich diesem Amt nicht gewachsen. Nervenzusammenbruch. Liegt in einem Sanatorium. Schlafkur.«
    »Warum denn einen Nervenzusammenbruch, Herr Rusch?«
    »Die Arbeit, Herr Formann«, kam die sympathische

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