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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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machen wie ich«, sagte Jakob, an dem jede Art von Sarkasmus verschwendet war. »Ich fühl’ mich ganz frisch.«
    »Das freut mich aber, Jakob.«
    »Schon gut, Wenzel.«
    »Also, jetzt weißt du, daß es die ›Nibelungentreue‹ noch gibt. Zufrieden?«
    »Sehr.«
    »Wieso sehr? In dem Kasten sitzen doch ein Haufen Kerle drin, hast du selber gesehen! Auch ein Name für so ein Schlößchen – ›Nibelungentreue‹!«
    »Weil du nicht weißt, daß der ehemalige Besitzer dieses Gehöfts der Herr Reichshauptstellenleiter Baldur Niemcewicz gewesen ist.«
    »
Wie
heißt der Kerl?«
    »Baldur Niemcewicz.«
    »Ach so. Ja, ja. Uraltes Germanengeschlecht.«
    »Eben. So ein Name verpflichtet. Wenzel! Ich hab’ dir doch gesagt, ich hab’ ein Gedächtnis wie ein Elefant. In irgend so einer Nazizeitschrift im Krieg war diese ›Nibelungentreue‹ einmal abgebildet. Innen und außen. Mensch, innen hättest du das sehen müssen! Was der Niemcewicz sich da zusammengeklaut hat an Gobelins und Gemälden und Möbeln! So was hatte zu repräsentieren, Wenzel, kapier es endlich. Ein Reichshauptstellenleiter, das war nicht so ein Dreck, wie du und ich es sind, der hat was darstellen und Kultur zeigen müssen und Penunze haben natürlich!«
    »Vielleicht auch Schmuck, hä?« murmelte Wenzel in tragischer Erinnerung an die Repetieruhr aus Gold, die ihm gestohlen worden war, von einem Ganoven und von einem Richter.
    »Da kannst du Gift drauf nehmen, Wenzel, daß der Reichshauptstellenleiter sich auch mit Schmuck eingedeckt hat. Den hat er natürlich mitgenommen, wie er dann abgehauen ist. Das andere Zeug vermutlich nicht. Das war ihm zu groß und sperrig.«
    »Wo der jetzt wohl sein mag?«
    »Südamerika, Argentinien, schätze ich. Da sind die meisten hin, als das Dritte Reich hopsgegangen ist – wenn sie noch konnten.«
    »Mensch, der Baldur Niemcewicz hat vielleicht ein Massel gehabt! Unsereins …« Wenzel begann plötzlich unflätig zu fluchen.
    »Warum fluchst du so unflätig, Wenzel?« forschte Jakob, nachdem er dem anderen Zeit gelassen hatte.
    »Wär’ ich bloß bei meinem Kaffeehandel geblieben! Aber nein, ich Trottel muß mich ja mit dir zusammenschmeißen, weil du so riesenhafte Pläne hast und so feine Papiere von den Amis!«
    »Du sollst nicht so reden, Wenzel«, sagte Jakob, in den Zähnen bohrend, wo sich ein Stück Wurst verklemmt hatte. »Wenn du mit mir arbeitest, mußt du dir jede Menge Ausdauer anschaffen und dich nicht gleich vom ersten Fehlschlag umschmeißen lassen. Schau, ein Beispiel: Beim Barras, da hab’ ich auch einmal versucht, den Simulanten zu spielen, damit ich aus dem größten Dreck raus und in ein Lazarett komme.«
    »Ja und?«
    »Ich hab’ mir gedacht, am schwersten nachzuweisen ist es, ob du nicht vielleicht ein bissel deppert bist, ich meine, ob du nicht einen Schock oder so was gekriegt hast und man dich deshalb nicht andauernd mit einer Alarmkompanie losjagen kann, immer in die dickste Scheiße. Da habe ich also den Verrückten gespielt.«
    »Wie?«
    »Ich hab’ gesagt, ich bin schwerkrank und muß ununterbrochen Fieber messen. Besonders wenn ich Wache gehabt habe! Und ich habe gesagt, ich kann nicht grüßen, weil mehrere Thermometer unter meinen beiden Armen klemmen.«
    »Was heißt mehrere?«
    »Wie sie dann endlich meine Sachen durchsucht haben, haben sie zweiunddreißig Thermometer gefunden. In einem Lazarett hab’‘ ich mal eine größere Ladung mitgehen lassen, verstehst du?«
    »Verstehe. Und?«
    »Na ja, und zuletzt ist es ihnen zu blöd geworden, und sie haben mich zu einem Nervenarzt geschickt, damit der mich untersucht. Der Idiotendoktor hat mich natürlich in zwei Minuten durchschaut gehabt und kv. geschrieben, und vier Tage später war ich wieder bei einer Alarmkompanie, aber dieser Klapsmühlenheini, der hat etwas gesagt, was ich nie vergessen habe.«
    »Was?«
    »Er hat gesagt, daß zuletzt nur der durchkommt, der am meisten aushalten und die meisten Niederlagen einstecken kann – und nicht der, der immer wieder bloß Siege erringt! Das hat mir sehr großen Eindruck gemacht. Laß den Kopf nicht hängen, Wenzel. Es geht schon alles seinen guten Weg. Du wirst an meine Worte denken. Ich sag’ dir: Wir werden noch einmal beide ganz, ganz reiche Leute!«
    »Scheiß mit Reis«, sagte Wenzel. »Wir hatten schon recht, als wir den Stanke, den Blödmann, so verdroschen haben, daß er für vierzehn Tage ins Lazarett hat gemußt, damit sie ihn wieder zusammenflicken.«
    »Was war

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