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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Papiere hätten sie noch nie gesehen.«
    »Goddamnit, die hätten doch bloß Clark und Clay anzurufen brauchen!«
    »Haben sie auch getan, Peter. Sind aber eben erst nach zwei Tagen daraufgekommen, daß das das einfachste ist. Und dann hat’s noch zwei Tage gedauert, bis sie telefonisch durchkamen!«
    »Diese Armleuchter! Nenn mir Namen, Jake, ich werde durchgreifen! Rücksichtslos!«
    »Ach, Peter! Schwachköpfe gibt’s überall. Deshalb bin ich ja auch zu dir gekommen.« Hobson nickte eifrig. »Weil sich da unten in Bayern ein paar Idioten ein Ding geleistet haben, das zum Himmel stinkt. Nur du kannst das in Ordnung bringen!«
    »Was haben diese Idioten in Bayern denn angestellt?« Hobson begann vor Aufregung und Freude darüber, daß Jakob nur ihm so etwas zutraute, wieder im Zimmer hin und her zu rennen, wie seinerzeit im Tower des Fliegerhorsts Hörsching bei Linz.
    »Von Würzburg an bin ich dann einen ganzen Tag getippelt«, plauderte Jakob verträumt, »und dann hab’ ich wunde Füße gehabt und mich an den Straßenrand gestellt und so mit dem Daumen gewinkt, und nach ein paar Stunden schon hat ein Laster gehalten, der ist aber nach Frankfurt gefahren, und so habe ich in Frankfurt einen anderen Güterwaggon erobert und bin bis Wiesbaden gekommen, und dann hat mich ein Schieber in seinem Chevrolet über die Autobahn bis hierher gebracht.«
    »Was die Idioten in Bayern angestellt haben …«
    »Hör zu, Peter, wenn du nicht sofort etwas unternimmst, wird man dich sehr bald zur Verantwortung ziehen.«
    »Zur Verantwortung?« Hobson erbleichte und hielt sich an dem gesammelten Thackeray-Gin fest. »Wo … wofür denn?«
    Jakob sog ernst an seiner Zigarre und ließ den Rauch durch die Nase quirlen. Dann nahm er einen Schluck stark mit Whiskey versetztes Coca-Cola zu sich. Schließlich sagte er sorgenvoll: »Du bist doch auch verantwortlich für historisch wichtige Stätten, Peter, wie?«
    »Ich bin für alles Kulturelle verantwortlich … auch für historisch wichtige Stätten … Warum? … Was ist denn?«
    »Etwas Unwiederbringliches, ein nicht mehr gutzumachender Verlust eines historischen Gebäudes steht zu erwarten«, sagte Jakob hart. Manchmal muß man hart sein.
    »Unwieder … Jesus Christ, wovon redest du, Jake?« Hobsons Hand, die bei Thackeray Halt gesucht hatte, glitt bebend über alle möglichen Gesammelten Werke und krallte sich endlich um die von Schiller. Die Attrappen schwankten wie im Sturm. Aber der Schiller-Likör hielt stand.
    »Ich rede von dem Gebäude in Waldtrudering, in dem Heinrich Himmler einst seine Versuche gemacht hat, deutsche Überhühner zu züchten. Du weißt natürlich von diesem Gebäude?«
    »Von … Ich … Natürlich weiß ich von diesem Gebäude! Was ist mit dem, Jake?«
    Natürlich hast du keine Ahnung, du Trottel, lieber, kleiner, dachte Jakob, da kann ich ganz beruhigt sein mit noch ein wenig mehr Verwegenheit (Chuzpe würde mein Freund Mojshe Faynberg das nennen. Wo der jetzt wohl ist und was er macht? Und seine Kameraden? Und … und … der
Hase!
). Keine Zeit, sentimental zu werden, dachte Jakob, doch ein wenig erschüttert durch die Erinnerung an Julia, den so sanften Hasen, und fuhr markig fort: »Das Gebäude, der ganze Himmler-Hof, steht unter Denkmalschutz und darf nicht beschädigt werden!« Dieser völlig frei erfundenen Behauptung fügte Jakob sicherheitshalber hinzu: »Sagte mir General Clark. Darum sollte ich ihn ja auch übernehmen – nicht den General Clark, den Himmler-Hof – und dafür verantwortlich sein, daß da alles erhalten bleibt.« (So was hat Clark nie gesagt, aber ich sage es, und der Trottel glaubt es, und ab diesem Augenblick steht der Himmler-Hof unter Denkmalschutz!) »Damit zukünftige Generationen, aber zunächst die Lebenden im Zuge der Re-education diese Stätte der Teufelei besichtigen können.«
    »Wieso Stätte der Teufelei …« Und wenn sie mir den Generalmajor wieder wegnehmen, weil ich von nichts eine Ahnung habe? dachte Hobson in Panikstimmung. Diese verfluchten Hunde! Alle wollen sie meinen Posten! »Stätte der Teufelei, Peter, meine ich so: Du weißt doch von Himmlers Rassenwahn. Vom deutschen Übermenschen, den er züchten wollte auf diesen ›Lebensborn‹-Farmen, auf denen ausgesuchte blonde SS -Männer mit ausgesuchten deutschen blonden Mädchen – ich brauche nicht weiterzusprechen.«
    »Nei-nein …«
    »Darum der Denkmalschutz, Peter! Hier zeigt sich die diabolische Parallele: Deutsche

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