Hush Hotel
gewisse Zeit, bis er seine Erektion bekämpft hatte und ihm wieder bewusst wurde, dass sie noch immer in der Hotelhalle saßen und um sie herum Menschen kamen und gingen. Keiner schien jedoch zu bemerken – oder bemerken zu wollen –, wie intim sie hier zusammensaßen.
Shandi schien sich wohlzufühlen, und auch ihm war es alles andere als unangenehm. Ob das an der Atmosphäre des Hotels lag oder an der inneren Verbindung zwischen ihnen beiden, wusste er nicht zu sagen.
Doch solange sie blieb, wo sie war, spielte das auch keine Rolle. Hauptsache, sie stand nicht auf.
“Ja, wir könnten was essen oder trinken gehen”, sagte sie schließlich. “Oder in die Bibliothek.”
In die Bibliothek? “Hat die denn so spät noch auf?”
Sie lachte. “Nicht die öffentliche Bibliothek. Die Bibliothek hier im Haus.”
Die Bibliothek des Hush. Zugegebenermaßen wesentlich interessanter. “Du meinst es also ernst.”
“Was?”
Ihre Finger massierten leicht seinen Schädel, und es kostete ihn einige Überwindung, nicht einfach die Augen zu schließen und sich an Ort und Stelle von ihr vernaschen zu lassen. “Das mit der Gutenachtgeschichte.”
“Das geht auch ohne Bett.”
Dabei wollte er nichts anderes als ins Bett mit ihr, und genau das wollte er ihr gerade gestehen.
Da flüsterte Shandi ihm ins Ohr: “Keine Angst. In der Bibliothek gibt es genügend Sofas und Sessel.”
4. KAPITEL
D ie Fahrt im Aufzug nach oben brachte Shandi an den Rand des Wahnsinns.
Sie und Quentin standen nebeneinander und hatten beide die Hände auf das Geländer gelegt, das in Hüfthöhe angebracht war. Sie berührten sich nicht, sprachen nicht, sondern genossen es einfach, wie die Spannung zwischen ihnen mit jedem Stockwerk stieg.
Die Türen des Fahrstuhls glitten leise auf. Er bedeutete ihr voranzugehen. Sie steuerte auf die doppelte Glastür zu, hinter der ihr Ziel, die Bibliothek, lag.
Er ging so weit hinter ihr, dass sie ihn nicht sehen konnte, ohne sich umzudrehen und ihn nicht berühren, ohne die Hand auszustrecken. Er war jedoch nahe genug, dass sie seine Anwesenheit spürte. Lauernd, aber nicht bedrohlich. Abwartend, aber nicht erschreckend. Betörend. Verführerisch. Erregend.
Quentin streckte die Hand nach dem Türgriff aus und öffnete die Tür. Shandi ging hinein und warf zuerst ihren Lutscher in einen Abfalleimer. Der Raum war leer, nur ein paar Leselampen gaben schwaches Licht ab.
Durch die Fensterscheiben sah man den Himmel über der Stadt, der in allen Farben des Sonnenuntergangs glühte. Im Raum herrschte eine intime Atmosphäre, wie man sie sonst nur nach Einbruch der Dunkelheit spürte. Shandi blieb stehen, während Quentin neben ihr Halt machte und sich die Tür leise schloss.
“Das”, sagte sie mit einer ausladenden Geste, “ist die Bibliothek. Da sind die Sofas und Sessel, von denen ich gesprochen habe, und alles an erotischer Literatur, was man sich vorstellen kann, von den Klassikern bis zum Trivialroman.” Sie atmete den Geruch von Holz und Leder ein, den der Raum verströmte, und den Geruch des Mannes, der hinter ihr stand. “Du hast die freie Auswahl!”, sagte sie und ging weiter in den Raum hinein.
Er überholte sie. Endlich konnte sie seine ganze Gestalt bewundern. Sie hatte ihn ja bisher immer nur sitzend an der Bar oder in der Lobby gesehen. Im Personalraum hinter der
Erotique
-Bar hatte er ihr zwar gegenübergestanden, aber jetzt konnte sie ihn von hinten mustern.
Er hatte breite Schultern, eine schlanke Taille und unter der teuren Anzughose zeichnete sich sein straffer Po ab. Seine Haarpracht ähnelte in der Tat einer Löwenmähne, mit feinen goldenen und gelbbraunen Strähnen, die ihm bis auf die Schultern fielen. Er hatte wunderschönes dickes Haar und konnte es sich leisten, es so zur Schau zu stellen.
Da drehte er sich um und sah sie an. Wie sinnlich und sexy er war! “Ich suche den Sessel aus, du die Geschichte.”
Sie legte die Hände auf den Rücken, verschränkte ein Bein hinter dem anderen, hielt den Kopf schräg und wippte auf und ab. Sie war zurück in ihrer Rolle. “Wo soll ich mich hinsetzen?”
“Natürlich auf meinen Schoß”, sagte er und ergriff ihre Hand. Dann führte er sie quer durch den Raum, ganz in die andere Ecke. Der Sessel, den er ausgesucht hatte, war groß genug für zwei. Quentin drehte sich um, ließ sich hineinfallen und zog sie mit sich.
Sie saß seitwärts auf seinem Schoß, mit dem Rücken gegen die plüschige Armlehne, die breiter als ihr Körper
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