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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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verstanden?»
    «Jawohl, Chef. Alles klar.»
    Eine Artane-Tablette löste sich unter seiner Zunge auf, die fünfte an diesem Tag. Er sah ihnen nach, dann schaute er wieder hinauf in den Himmel.
    Er konnte es kaum erkennen. Es war fast durchsichtig, beinahe nur wie ein Umriss im Blau. Aber es war da, bestimmt. Ein lachendes Drachenwesen. Mit endlos weit ausgebreiteten Flügeln.
     
    Sie saßen auf der Terrasse eines mexikanischen Restaurants am Ende des Piers. Aßen Mais-Chips mit einem kräftigen Avocadodip. Luke trank eine Cola, Gray ein
Cerveza
, und Gina hatte von ihrer Bloody Mary schon einen leichten Schwips.
    Dutzende Tauben liefen zwischen den Tischen herum und hofften, dass etwas Essbares zu Boden fiel. Die aggressiveren flogen direkt auf die Tische und versuchten, den Gästen buchstäblich ein paar Happen unter der Nase wegzuschnappen. Gray stellte sich vor, dass wahrscheinlich schon zahllose Taubengenerationen ihr Leben auf dem Pier verbracht hatten. Vielleicht hatten sich die Tauben des Santa Monica Piers längst zu einer eigenen Spezies entwickelt.
    Luke warf ihnen einen Chip zu, und sie machten sich mit wildem Geflatter darüber her. Ihre orangen Augen leuchteten.
    «Lass das lieber», sagte Gina. «Gib ihnen nichts zu fressen.»
    «Aber sie sind doch hungrig, Mom.»
    «Die sind so fett, dass sie sich kaum bewegen können. Und schmutzig, sie verbreiten Krankheiten.»
    «Guck mal! Die da vorne hat nur ein Bein!»
    «Aha. Vielleicht ein neues Haustier, das Gray adoptieren kann.»
    «Gute Idee», sagte Gray. «Dann bringe ich ihr bei, auf dem Hund zu reiten.»
    «Genau», sagte Luke. «Cool.»
    «Bereit für die Achterbahn?», fragte Gray.
    «Nur zu», sagte Gina, «das Riesenrad habe ich schließlich mit Ach und Krach überlebt, also nichts wie rein in die Achterbahn.»
    «Kann losgehen», sagte Luke.
    Gray zahlte, und Gina hängte sich ihre Handtasche über die Schulter. Sie brachen auf, und die Tauben fielen über den Tisch her und kämpften um die Essensreste, bis ein Kellner kam und sie verscheuchte. Währenddessen betraten ter Horst und seine Truppe das Aquarium und suchten zwischen den beleuchteten Wasserbecken nach Gina und Luke.
    Ein Schwarzer mit Rastalocken spielte zum Playback einer CD auf seiner Steeldrum. Es war ein karibischer Rhythmus, und Gray, Gina und Luke blieben stehen, um zuzuhören.
    «Echt klasse!», sagte Gina. Der Typ lächelte sie an, und sie fing an zu tanzen.
    «Los, komm her», sagte sie zu Gray.
    «Sorry, ich weiß nicht, wie das geht.»
    Sie drehte sich zu Luke um. «
Du
kannst das, das weiß ich genau.»
    Er schüttelte den Kopf. «Auf keinen Fall.»
    «Nun komm schon. Du bist ein toller Tänzer.»
    «Mom … bist du betrunken?»
    «Ich hatte nur einen Drink.»
    «Das reicht ja bei dir.»
    «Jetzt komm schon, Luke!»
    Sie gab Gray ihre Handtasche und nahm Lukes Hände. Luke machte widerwillig mit. Und Gray fiel wieder einmal auf, wie schwer ihre Handtasche war.
     
    Sie standen am Eingang des Piers und sahen zu, wie die Leute kamen und gingen.
    «Du bleibst hier», sagte Groh zu Ronnie. «Wenn du sie siehst, unternimm bitte nichts. Ruf uns nur an. Okay?»
    Ronnie sah zu seinem Vater hinüber.
    «Tu, was er sagt», sagte Lingo.
    «Hab keine Fluppen mehr», sagte Ronnie.
    «Nimm meine», sagte Lingo und gab ihm seine Schachtel.
    Groh, ter Horst, Lingo und Bulgakov machten sich auf den Weg.
    «Verteilt euch», sagte Groh. «Benehmt euch unauffällig.»
    Sie versuchten, wie Touristen den Pier entlangzuschlendern und nicht wie Psychopathen oder Auftragsmörder. Vorbei an den Verkaufsständen mit T-Shirts und Modeschmuck. Lingo amüsierte sich über eine Gruppe Schwarzer, die mit Angelruten am Geländer standen. «Nigger angeln gern», sagte er.
    Groh und Bulgakov gingen in eine Spielhalle. Bulgakov blieb neben einem Jungen stehen und betrachtete ihn genauer. Langes braunes Haar. Zehn oder elf. Bulgakov warf Groh einen Blick zu, aber der schüttelte den Kopf.
    TRAPEZ - SCHULE  – LERNEN SIE FLIEGEN ! stand auf dem Schild. Ein gutgebauter junger Mann mit nacktem Oberkörper versuchte, einem dicken Mädchen in einem Sicherungsgurt ein paar Trapez-Figuren beizubringen. Ter Horst blieb stehen und sah zu. Nahm einen tiefen Schluck aus seiner Wasserflasche. Dann setzte er seinen Weg über die abgewetzten Planken fort.
    Er konnte fühlen, wie der unnatürliche Wind ihm die Feuchtigkeit entzog. Er kam sich wie ein ausgetrocknetes, staubiges, schlurfendes Etwas vor. Die Mumie in einem

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