Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
Vom Netzwerk:
und zittrig. Groh und Bulgakov kamen auf ihn zu. «Kein Glück gehabt?», fragte er.
    Groh schüttelte den Kopf. Bulgakov steckte sich eine Zigarette an.
    «Vielleicht sie kommen nicht auf verfluchten Pier.»
    «Kann sein», sagte Groh.
    Die drei Männer standen vor der Fotokabine. Mac Lingo kam um die Ecke, einen riesigen Hot Dog in der Hand.
    «Du hast da Chili im Gesicht», sagte ter Horst.
    Lingo lachte und wischte es weg. Dann leckte er den Finger ab. «Ich liebe Chili.»
    Die chinesischen Touristen kamen vorbei. Einer von ihnen fotografierte Lingo und seinen Hot Dog mit dem Handy.
    «Hey, Schlitzauge!», schrie Lingo. «Lass das sein.»
    Der Tourist machte ein erschrockenes Gesicht. Plötzlich fiel an der Seite der Fotokabine ein glänzender Papierstreifen in einen Gitterkorb. Groh warf einen neugierigen Blick darauf. Nahm ihn in die Hand.
    «Mein Gott», sagte er und gab ihn weiter an ter Horst. «Das ist sie doch, oder?»
    Es war ein alter Wild-West-Steckbrief: GESUCHT , TOT ODER LEBENDIG , BELOHNUNG 50000  $. Mit drei sepiafarbenen Fotos von Gina und Gray.
    «Da brat mir einer ’nen Storch.»
    «Wer ist der Kerl?»
    Ter Horst betrachtete Gray. «Ich habe keine Ahnung.»
     
    Ronnie stand am Geländer und beobachtete die Brände. Den Rauch seiner Zigarette und den Rauch über Malibu, der über das Meer hinauswehte. Schon immer hatte er Feuer geliebt. Als Kind hatte es ihm viel Spaß gemacht, im Garten ganz detailgetreu kleine Forts aus Pappe und Holzabfällen zu bauen. Erst wurden die Forts von einer kleinen grünen Armee aus Plastiksoldaten verteidigt, dann brannten sie nieder. Was für ein Anblick, die kleinen Soldaten schmelzen und das Fort zusammenbrechen zu sehen. In einem dieser Feuer war das blauäugige weiße Kätzchen seiner Schwester umgekommen.
    Sein Handy klingelte.
    «Ja!»
    «Sie ist auf dem Pier», sagte Groh. «Wahrscheinlich kommt sie gerade in deine Richtung. Wir wissen nicht, ob der Junge bei ihr ist. Aber sie hat einen Kerl dabei, um die dreißig, kurze Haare, T-Shirt. Ruf sofort an, wenn du sie siehst. Okay?»
    «Klar, Partner.»
     
    Es gab einen Parkplatz direkt auf dem Pier. Gray, Gina und Luke überquerten ihn gerade, ihre Schuhe machten dumpfe Geräusche auf den Planken. Gina und Luke waren verzweifelt, und Gray war erfüllt von einer hellen, summenden Leere, einer Aufmerksamkeit für alle Einzelheiten dieses Ortes zu exakt diesem Zeitpunkt.
    Er sah einen Durchgang im Geländer und stellte fest, dass sie den Pier nicht bis zum Eingang entlanggehen mussten. Sie stiegen eine hölzerne Treppe hinunter zum Strand. Genau in dem Moment, als Groh und ter Horst von der anderen Seite den Parkplatz erreichten.
    Der Asphaltweg verlief parallel zum Pier; er kreuzte den Fahrradweg und mündete in die Promenade. Gray nahm die Pistole und schob eine Patrone in die Kammer. Dann steckte er sie wieder unter sein Hemd; Gina und Luke warfen sich einen schnellen Blick zu.
    Am Fahrradweg blieben sie kurz stehen, um drei Radfahrer vorbeizulassen. «Bist du auch sicher, dass er das war?», fragte Gina, und Luke antwortete: «Vollkommen sicher!» Dann überquerten sie den Weg.
    Sie kamen an einem Volleyballplatz vorbei. Ein Junge und ein Mädchen spielten gegen einen Jungen und ein Mädchen. Die Jungs in Baggy Shorts, die Mädchen in Bikinis. Die Mädchen waren schlank und hübsch, deshalb schaute Ronnie ihnen zu. Und dann sah er sie: die Frau, den Jungen und den Kerl im T-Shirt. Sie suchten ein Schlupfloch, wie Ratten, die man in die Enge getrieben hatte. Er lachte, weil er sie geschnappt hatte.
    Sie näherten sich der Promenade. Gray sah hoch und bemerkte am Eingang zum Pier Ronnies massige Gestalt. Er telefonierte aufgeregt mit dem Handy und schaute direkt zu ihnen hinunter.
    «Erkennst du den?», fragte Gray, und Gina sah ihn an und schüttelte den Kopf.
    «Er gehört zu Frank», sagte Gray.
    «Was machen wir jetzt?»
    «Wir gehen weiter zum Wagen.»
     
    Ter Horst lief durch den heißen Wind über den Parkplatz auf dem Pier, es kam ihm vor wie ein qualvoller Fiebertraum. Cowboystiefel sind nicht fürs Laufen gemacht, und er kam sich tollpatschig und ungeschickt vor, wie ein Tier, dem man aus Jux Schuhe angezogen hatte. Seine Krawatte flatterte, und das Herz in seiner Brust pumpte und pumpte. Es fehlte nicht viel, und es wäre wie ein Luftballon geplatzt.
    Er lief hinter Groh her. Groh erreichte das Geländer und sah hinüber zur Promenade. Sofort erkannte er Gina und den Kerl und auch den Jungen, ja,

Weitere Kostenlose Bücher