Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
mit unserem Universum koexistieren. In ihren Spekulationen waren diese unerforschten Nebenwelten verblüffend nah, ja, umgaben und durchdrangen unser Universum, nur daß sie sich dem Zugriff unserer physikalischen Erkenntnis und Sinneswahrnehmung entzogen. Letztlich waren solche Gedanken jedoch müßig, weil es keine praktische Möglichkeit gab, sie mathematisch auszudrücken und zu überprüfen.
Tore zwischen unserem Universum und anderen Dimensionen sind auch ein beliebter literarischer Kunstgriff. Für Science-fiction-Autoren sind höhere Dimensionen ein unentbehrliches Mittel interstellarer Reisen. Wegen der astronomischen Entfernungen im All kommen diesen Autoren höhere Dimensionen als intelligente Abkürzung für die Reise von Stern zu Stern sehr gelegen. Statt die lange, direkte Route zu anderen Galaxien einzuschlagen, schwirren die Raketen einfach durch den Hyperraum, indem sie die Raumzeit um sich her verwerfen. In dem Film Krieg der Sterne ist der Hyperraum beispielsweise eine Zuflucht, in der sich Luke Skywalker vor den Raumschiffen des Imperiums in Sicherheit bringen kann. Und in der Fernsehserie Star Trek: Deep Space Nine öffnet sich neben einer entlegenen Raumstation ein Wurmloch, mit dessen Hilfe es möglich ist, in wenigen Sekunden riesige galaktische Entfernungen zu überwinden. Plötzlich wird diese Raumstation zum Mittelpunkt heftiger intergalaktischer Auseinandersetzungen, weil jede Seite eine so wichtige Verbindung zu anderen Teilen der Galaxis unter ihre Kontrolle bringen möchte.
Seit vor dreißig Jahren Flug 19, eine Gruppe von amerikanischen Torpedobombern, in der Karibik verschwand, haben Sensationsreporter und Unterhaltungsschriftsteller immer wieder höhere Dimensionen für die geheimnisvollen Vorgänge am Bermudaoder Teufelsdreieck verantwortlich gemacht. Nach ihrer Vorstellung haben die Flugzeuge und Schiffe, die im Bermudadreieck verschwunden sind, in Wirklichkeit eine Art Passage zu einer anderen Welt durchquert.
Die Existenz solcher unseren Sinnen nicht zugänglichen Parallelwelten ist im Laufe der Jahrhunderte auch Gegenstand endloser religiöser Spekulationen gewesen. Spiritualisten haben sich gefragt, ob die Seelen Verstorbener vielleicht in andere Dimensionen wandern. Im 17. Jahrhundert hat der englische Philosoph Henry More die Auffassung vertreten, es gebe tatsächlich Geister und Gespenster und ihre Wohnstatt sei die vierte Dimension. In der Schrift En chiridon Metaphysicum (1671) postuliert er die Existenz eines Reiches jenseits unserer normalen Sinneserfahrung, die von Geistern und Gespenstern bevölkert sei.
Da die Theologen des 19. Jahrhunderts Schwierigkeiten hatten, Himmel und Hölle zu lokalisieren, fragten sie sich, ob sie nicht in einer höheren Dimension zu finden seien. Einige stellten sich ein Universum aus drei parallelen Ebenen vor: Erde, Himmel und Hölle. Dem Theologen Arthur Willink zufolge lebt Gott in einer Welt fernab dieser drei Ebenen. Er existiere, so Willink, in einem unendlich-dimensionalen Raum.
Einen Höhepunkt erreichte das Interesse für höhere Dimensionen zwischen 1870 und 1920, als die »vierte Dimension« (eine räumliche Dimension, die nicht mit der vierten Dimension der Zeit zu verwechseln ist) die Öffentlichkeit beschäftigte und allmählich auf alle Bereiche von Kunst und Wissenschaft übergriff, so daß sie schließlich zur Metapher für alles Seltsame und Geheimnisvolle wurde. Die vierte Dimension erschien in den literarischen Werken von Oscar Wilde, Fjodor M. Dostojewski, Marcel Proust, H. G. Wells und Joseph Conrad; auch die Musik von Alexander Skrjabin, Edgar Varese und George Antheil hat sie angeregt. Und sie hat so verschiedene Persönlichkeiten in ihren Bann gezogen wie den Psychologen William James, die Literatin Gertrude Stein und den revolutionären Sozialisten Wladimir I. Lenin.
Von der vierten Dimension lebten auch Pablo Picassos und Marcel Duchamps Werke, war überhaupt die ganze Entwicklung des Kubismus und Expressionismus, zwei der einflußreichsten Kunstrichtungen unseres Jahrhunderts, nachhaltig geprägt. Dazu meint die Kunsthistorikerin Linda Dalrymple Henderson: »Wie ein Schwarzes Loch besaß ›die vierte Dimension geheimnisvolle Eigenschaften, die noch nicht einmal die Wissenschaftler selbst ganz verstanden. Doch die Wirkung der ›vierten Dimension war viel größer als die des Schwarzen Lochs oder irgendeiner jüngeren wissenschaftlichen Hypothese, ausgenommen die Relativitätstheorie
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