Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
sein Herz auf der rechten Seite.
Wenn Sie auf einem Hyper-Möbiusband lebten und nach vorne schauen würden, sähen Sie einen Hinterkopf vor sich. Zunächst würden Sie nicht meinen, es sei Ihr Kopf, da sich der Scheitel auf der falschen Seite befände. Wenn Sie den Arm ausstreckten und dem Vordermann die rechte Hand auf die Schulter legten, höbe dieser die linke Hand, um sie auf die Schulter seines Vordermannes zu legen. So sähen Sie eine unendliche Kette von Menschen, einer die Hand auf der Schulter des anderen, allerdings immer abwechselnd mal auf der rechten und mal auf der linken Schulter.
Ließen Sie einige Freunde an einer Stelle zurück, um dieses Universum anschließend vollständig zu umrunden, kämen Sie zwar an Ihren Ausgangspunkt zurück, würden aber Ihre Freunde mit der spiegelbildlichen Anordnung Ihres Körpers ziemlich erschrecken. Der Scheitel in Ihrem Haar und die Ringe an Ihren Fingern säßen auf der falschen Seite, und auch die Lage Ihrer inneren Organe wäre spiegelverkehrt. Besorgt ob Ihrer körperlichen Veränderungen würden sich Ihre Freunde nach Ihrem Wohlergehen erkundigen. Tatsächlich würden Sie sich vollkommen normal fühlen, aber den Eindruck haben, daß bei Ihren Freunden alles die Seiten vertauscht hat! So käme es zu einer Auseinandersetzung über die Frage, wer hier spiegelverkehrt sei.
Diese und andere interessante Möglichkeiten eröffnen sich, wenn wir in einem Universum leben, in dem Raum und Zeit gekrümmt sind. Statt nur passiver Schauplatz zu sein, wird der Raum zum aktiven Mitwirkenden des Geschehens, das sich in unserem Universum entfaltet.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß Einstein das von Riemann sechzig Jahre zuvor entworfene Programm erfüllt hat – nämlich unter Zuhilfenahme höherer Dimensionen die Naturgesetze zu vereinfachen. Dabei ging Einstein allerdings in mehr als einer Hinsicht über Riemann hinaus. Wie dieser vor ihm erkannte auch Einstein, daß »Kraft« sich aus der Geometrie ergibt, doch im Unterschied zu Riemann gelang es Einstein, das dieser Geometrie zugrunde liegende physikalische Prinzip zu entdecken, welches besagt, daß die Krümmung der Raumzeit durch die Gegenwart von Materie-Energie hervorgerufen wird. Wie Riemann erkannte Einstein, daß sich Gravitation durch ein Feld, den Maßtensor, beschreiben läßt; darüber hinaus vermochte Einstein aber auch die exakten Feldgleichungen zu entwickeln, denen diese Felder gehorchen.
Ein Universum aus Marmor
Mitte der zwanziger Jahre war klar, daß sich Einstein mit der Entwicklung der speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie einen festen Platz in der Wissenschaftsgeschichte gesichert hatte. 1921 hatten Astronomen festgestellt, daß Sternenlicht tatsächlich eine Ablenkung erfährt, wenn es die Sonne passiert, genau wie Einstein es vorhergesagt hatte. Damals feierte man Einstein schon als Nachfolger Isaac Newtons.
Doch Einstein war noch immer nicht zufrieden. Noch einmal wollte er eine Theorie von so fundamentaler Bedeutung entwickeln. Doch der dritte Versuch mißlang ihm. Mit dieser dritten und endgültigen Theorie wollte er den krönenden Abschluß seines Lebens vollbringen. Seine Suche galt der »Theorie für alles«, einer Theorie, die alle bekannten Kräfte in der Natur, einschließlich des Lichtes und der Schwerkraft, erklären sollte. Diese Theorie nannte er »vereinigte Feldtheorie«. Doch leider blieb seine Suche nach einer vereinigten Lichtund Gravitationstheorie ergebnislos. Als er starb, ließ er auf seinem Schreibtisch nur die unvollendeten Ideen zu verschiedenen Manuskripten zurück.
Ironischerweise war die Ursache von Einsteins Enttäuschung die Beschaffenheit der eigenen Gleichung. Dreißig Jahre lang störte ihn ein grundlegender Mangel der eigenen Formulierung. Auf der einen Seite der Gleichung steht die Krümmung der Raumzeit, die er wegen ihrer ästhetisch vollkommenen geometrischen Struktur mit Marmor verglich. Für Einstein war die Krümmung der Raumzeit wie die Wiedergeburt der griechischen Architektur, schön und heiter. Allerdings mißfiel ihm die andere Seite dieser Gleichung, die die Materie-Energie beschreibt. Die hielt er für häßlich und verglich sie mit Holz. Während ihm der Marmor der Raumzeit sauber und elegant erschien, war das Holz der Materie-Energie ein schrecklicher Dschungel aus wirren, scheinbar zufälligen Formen – von subatomaren Teilchen über Atome, Polymere und Kristalle bis hin zu Felsen,
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