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Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Titel: Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michio Kaku
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Empfindungen des Lesers außer acht läßt. Da Gedichte wesentliche Gefühle und Vorstellungen des Autors verkörpern und transportieren, sind sie weit mehr als nur die Wörter auf dem Papier. So können die wenigen Wörter eines Haikus den Leser in eine unbekannte Welt von Gefühlen und Erfahrungen entführen. Wie Werke der Musik oder Dichtkunst können mathematische Gleichungen so zwingend in ihrer Entwicklung und Logik sein, daß sie geradezu leidenschaftliche Empfindungen im Wissenschaftler wecken. Obwohl sie dem Laien ziemlich unzugänglich erscheinen mögen, können Gleichungen eine innere Bewegung entfalten wie große Symphonien.
       Einfachheit und Eleganz – das sind Eigenschaften, die einige der größten Künstler zu ihren Meisterwerken angeregt haben. Und genau die gleichen Eigenschaften veranlassen Wissenschaftler zu der Suche nach den Naturgesetzen. Wie faszinierende Gemälde oder Gedichte besitzen auch Gleichungen ihre eigene Schönheit und Rhythmik. Hören wir dazu den Physiker Richard Feynman:

    Die Wahrheit erkennt man an ihrer Schönheit und Einfachheit. Ein richtiges Ergebnis offenbart sich auf den ersten Blick – zumindest wenn man ein bißchen Erfahrung hat –, weil man gewöhnlich mehr herausbekommt, als man eingibt… Leute, die keine Ahnung haben oder spinnen, äußern Vermutungen, die einfach sind, denen man aber sofort ansieht, daß sie falsch sind, und die deshalb nicht zählen. Andere, zum Beispiel unerfahrene Studenten, äußern höchst komplizierte Vermutungen, die manchmal den Eindruck erwecken, als könnten sie richtig sein, aber ich weiß dann sofort, daß sie nicht wahr sind, weil die Wahrheit immer einfacher ist als man glaubt.

    Noch deutlicher wird dieser Gedanke bei dem französischen Mathematiker Henri Poincaré: »Der Wissenschaftler versucht die Natur nicht zu ergründen, weil sie nützlich ist, sondern weil er Vergnügen an ihr findet, und er findet Vergnügen an ihr, weil sie schön ist. Wäre die Natur nicht schön, wäre sie nicht wert, ergründet zu werden, und wäre sie nicht wert, ergründet zu werden, wäre das Leben nicht wert, gelebt zu werden.« In gewisser Weise sind die Gleichungen der Physik wie Naturgedichte. Sie sind kurz und nach einem bestimmten Prinzip geordnet, und die schönsten von ihnen vermitteln die verborgenen Symmetrien der Natur.
       So bestehen die Maxwellschen Gleichungen, wie erwähnt, aus acht Gleichungen. Ihnen gebricht es an »Schönheit«, weil sie keine Symmetrie aufweisen. In ihrer ursprünglichen Form sind sie häßlich, aber sie sind das tägliche Brot jedes Physikers oder Ingenieurs, der seinen Lebensunterhalt mit Radar, Funk, Mikrowellen, Lasern oder Plasmen verdient. Für ihn sind diese acht Gleichungen das, was eine Schadensersatzklage für den Anwalt oder ein Stethoskop für den Arzt ist. Doch wenn man die Gleichungen so umformt, daß sie die Zeit als vierte Dimension verwenden, verschmilzt das ziemlich plumpe System von acht Gleichungen zu einer einzigen Tensorgleichung. Das bezeichnet ein Physiker als »Schönheit«, weil jetzt beiden oben genannten Kriterien Genüge getan ist. Dadurch, daß wir die Zahl der Dimensionen erhöhen, enthüllen wir die wahre vierdimensionale Symmetrie der Theorie und können jetzt Berge von Experimentaldaten mit einer einzigen Gleichung erklären. Wie zur Genüge gezeigt, werden die Naturgesetze einfacher, wenn wir höhere Dimensionen hinzufügen.
       Eines der größten Geheimnisse, mit denen die Wissenschaft heute zu tun hat, ist der Ursprung dieser Symmetrien, besonders in der subatomaren Welt. Wenn unsere Hochleistungsmaschinen Atomkerne zertrümmern, indem sie sie mit Energien von mehr als einer Billion Elektronenvolt aufeinanderhetzen, stellen wir fest, daß sich die Fragmente nach diesen Symmetrien anordnen lassen. Fraglos ereignen sich merkwürdige und bedeutungsvolle Dinge, wenn wir uns in subatomare Abstände vertiefen.
       Nun ist es jedoch nicht die Aufgabe der Wissenschaft, die Eleganz der Naturgesetze zu bestaunen, sondern sie zu erklären. Das Grundproblem der Teilchenphysiker liegt darin, daß sie bislang keine Ahnung haben, warum diese Symmetrien in ihren Laboratorien und auf ihren Wandtafeln auftreten.
       Und genau aus diesem Grunde ist das Standardmodell unzureichend. Mag die Theorie auch noch so erfolgreich sein, fast alle Physiker sind der Überzeugung, daß sie durch eine höhere Theorie ersetzt werden muß. Sie besteht keinen der beiden »Schönheitstests«.

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