I love you, honey
ich den Schrei eines Esels. Plötzlich läuft mir ein dickes, schwarzes Etwas vor die Füße und verschwindet so schnell wie es gekommen ist wieder im Gebüsch. Erschrocken weiche ich zurück und frage Kamal, was das war. ,,A rat“, antwortet er und zieht mich schnell weiter. Zum Glück begegnen wir keiner weiteren Ratte, aber so ganz geheuer ist mir der Weg nicht. Er endet an der Mauer der Medina und wir schlüpfen durch einen kleinen Spalt hinein. Sofort sind wir mitten im Getümmel. Was für ein Gegensatz zu der Ruhe am Meer! Schnell drängen wir uns an den vielen Menschen vorbei und erreichen nach kurzer Zeit den Ausgang. Auch in den Straßen herrscht ein reger Trubel. Wir laufen ein Stück geradeaus und überqueren die Hauptstraße bis wir die Taxistation erreichen. Das Taxi in unsere Richtung ist gerade zur Abfahrt bereit und wir können noch zwei Plätze ergattern. Nachdem wir zu Hause angekommen sind, gehen wir in die Küche im ersten Stock, um die Lebensmittel bei Kamals Mutter abzugeben. Sie steht gerade an einem modernen Gasherd und rührt in einem großen Messingtopf. Es riecht verführerisch nach Gewürzen und Huhn. Als sie uns sieht, wischt sie sich die Hände an ihrer blauen Kittelschürze ab und kommt auf uns zu. Sie blickt mich freundlich an und plaudert dann einen Moment mit Kamal. Wir übergeben ihr die Tüte, die sie in einem halbhohen Wandschrank verstaut und wendet sich dann wieder ihrer Tätigkeit zu. Ich gehe jetzt in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Kamal läuft nach oben zu seinem Bruder.
Den Abend verbringen wir entspannt im Fernsehzimmer des Hauses. Auch hier liegt ein orientalischer Teppich auf dem Boden. Die Einrichtung besteht aus zwei hellbraunen Sofas und einem ovalen Holztisch. Der Fernseher befindet sich in einer braunen Schrankwand, die eine Seite des Zimmers einnimmt. Nach einiger Zeit gesellen sich Kamals Schwestern zu uns. Sie fragen, wie wir den Tag verbracht haben und wir erzählen von unserem Strandausflug. Gemeinsam sehen wir noch eine Weile fern, aber gegen Mitternacht werde ich sehr müde und möchte schlafen gehen. Ich wünsche Amina und Laila ,,Gute Nacht“ und Kamal begleitet mich noch zu meiner Zimmertür.,,Sleep well, habiba“,,,Schlaf gut, mein Liebling“, sagt er und streichelt sanft meine Wange:,, Du auch, bis morgen“, erwidere ich und schenke ihm mein schönstes Lächeln.
Mitten ins Herz
Ich bin schon früh wach und fühle mich ausgeruht und voller Tatendrang. Heute will mir Kamal die Sehenswürdigkeiten von Rabat zeigen. Die Stadt wurde vor einiger Zeit zum Weltkulturerbe erklärt und ich freue mich, viele interessante Bauwerke und Plätze mit ihm zu erkunden.
Nachdem ich mich gewaschen und angezogen habe, suche ich Kamal. Er sitzt bereits im Wohnzimmer und wartet mit dem Frühstück auf mich, das seine Schwestern für uns vorbereitet haben. Als Getränke gibt es Pfefferminztee und Kaffee und dazu knuspriges Fladenbrot, Erdbeermarmelade, Olivenöl in einem Schälchen und Käseecken. Kamal tunkt das Brot in das Öl ein, aber ich habe keinen Appetit auf diese Art von Essen am frühen Vormittag. Ich bevorzuge das Brot bestrichen mit Käse oder Marmelade.
Nachdem wir uns gestärkt haben, brechen wir auf und suchen uns ein Taxi.
Wir steigen eine Station vor dem Zentrum aus, denn hier befindet sich das Mausoleum von Sultan Mohammed V, das König Hassan II zum Gedenken an seinen 1961 verstorbenen Vater im arabischen und andalusischen Stil errichten ließ. Dafür hatte er einen bekannten Standort gewählt: Es ist Teil eines großen Komplexes, zu dem auch der Hassan Turm, das Wahrzeichen von Rabat, gehört. Das vierundvierzig Meter hohe Minarett sollte Teil einer Moschee werden, aber wurde nie beendet.
Kamal und ich nähern uns dem Eingang zu dem weitläufigen Areal. Davor stehen zwei Reiter der königlichen Garde in weißer Uniform und grüner Kopfbedeckung. Das Bauwerk ist durch seine weißen und reich verzierten Wände und Tore, sowie durch das grüne spitz zulaufende Dach, sehr beeindruckend.
Wir treten ein und schlendern wie durch einen Wald von halbhohen Säulen, die zwischen Hassan-Turm und Grabstätte stehen. Die geplante Moschee sollte die Zweitgrößte der Welt werden. Obwohl von den Säulen nicht mehr viel übrig ist, bin ich doch beeindruckt.
Wir steigen die breiten, marmornen Treppen zur Eingangspforte des Mausoleums empor. Hier hält die königliche Leibgarde Tag und Nacht Wache.
Im Inneren des Mausoleums herrscht gedämpftes
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